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Zu Olympia in Sotschi hat die Bahn eine besondere Rabattkarte ausgegeben.

© dpa

Deutsche Bahn: Goldene Zeiten im ICE

Olympia-Aktion mit positivem Nebeneffekt: Besitzer einer speziellen Bahncard fahren nach Olympiasiegen gratis – und trotzdem verdient der Konzern daran.

„Elvis_lebt“ hat gleich zur großen Runde angesetzt: von Stuttgart nach Nürnberg und weiter bis Kassel. Dort stand eine Stadtbesichtigung auf dem Programm und eine Tour zum Bergpark Wilhelmshöhe. Am Abend ging es dann wieder zurück an den Neckar. Mit der Bahn – und beinahe für umsonst. „Ich habe meine Tage schon sinnloser verbracht“, lässt er auf der Seite ice-treff.de wissen.

„Elvis_lebt“ hat seine Deutschlandreise den deutschen Skispringern zu verdanken. Sie hatten in Sotschi die Goldmedaille gewonnen, deshalb durfte er am Tag darauf gratis kreuz und quer durch die Republik reisen. So wie 105.000 weitere Bürger, die sich die neue Gold-Bahncard für 25 Euro in der zweiten Klasse zugelegt haben, die die Deutsche Bahn bis zum 7. Februar verkauft hat. Sie basiert auf einer Wette: An jedem Tag nach einem deutschen Olympiasieg dürfen ICs und ICEs nach Lust und Laune genutzt werden. Überdies gibt es vier Monate lang 25 Prozent Rabatt auf den Ticketpreis.

Bahn-Experte: Die Mechanik ist kompliziert

Goldmedaille
Goldmedaille

© imago/Eibner Europa

Die Bahn ist zufrieden mit der Aktion – auch wenn sie vorerst kein dickes Geschäft ist. „Aktuell steht da eher eine Null“, sagt ein ranghoher Manager, der die Kalkulation kennt. Von heftigen Verlusten kann indes keine Rede sein. Zum einen setzen sich nicht alle Käufer der Gold-Karten am Folgetag in den Zug. Zum anderen fahren die ICEs sowieso – und außer an Freitagen oder Sonntagen bleibt meist jeder zweite Platz frei, gerade im Februar, einem der nachfrageschwächsten Monate für die Bahn.

Ohnehin: „Die Mechanik hinter dem Modell ist komplizierter, als es auf den ersten Blick erscheint“, sagt der Bahn-Experte. Günstig für den Konzern ist es, wenn die Athleten nicht an jedem Tag eine Goldmedaille gewinnen. Dann ist die Hinfahrt gratis, die Rückfahrt aber nicht. Die Kalkulation war überdies recht simpel: Vor vier Jahren in Vancouver haben die Deutschen zehnmal Gold gewonnen, in Sotschi werden es nach Ansicht der Bahn ebenso viele. „Auf fünf davon hätte man ja sein Haus verwetten können, etwa bei den Rodlern“, heißt es im Konzern.

Der Hintergedanke der Gold-Karte ist ein anderer: Man will Kunden gewinnen, die bislang die Eisenbahn skeptisch gesehen haben. Wer eine Bahncard besitzt, zieht den Zug bei der Verkehrsmittelwahl eher in Betracht. Zudem verlängert sie sich um ein Jahr, wenn sie nicht sechs Wochen vor Ablauf gekündigt wird. Den Effekt hat der Konzern bereits bei Bahncard-Aktionen zur Fußball-WM oder -EM genutzt. Die Gold-Karte hat sich sogar um 30 Prozent besser verkauft. Und man bleibt im Gespräch. „In einer Zeit, wo alle über Fernbusse schreiben, mussten wir einfach ein Zeichen setzen“, sagt der Bahn-Manager.

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