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Roboter im Einsatz. Die Konjunktur läuft nicht so gut wie eigentlich erwartet.

© dpa

Die Konjunktur läuft nicht mehr rund: Industrie-Aufträge mit stärkstem Minus seit 2011

Eigentlich sollte es in diesem Jahr einen kräftigen Aufschwung geben. Nach den jüngsten Wirtschaftsdaten sind die Ökonomen da nicht mehr so sicher.

Das Neugeschäft der deutschen Industrie ist überraschend eingebrochen. Vor allem ein starker Nachfrage-Rückgang aus der Euro-Zone sorgte im Juni für das größte Auftragsminus seit September 2011.
Insgesamt gingen die Bestellungen um 3,2 Prozent zum Vormonat zurück, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch mitteilte. Von Reuters befragte Ökonomen hingegen hatten mit einem Plus von einem Prozent gerechnet. Bereits im Mai hatte es einen Rückgang um 1,6 Prozent gegeben. Das Bundeswirtschaftsministerium begründete die Entwicklung mit geopolitischen Risiken und betonte: “Es ist daher zu erwarten, dass sich die Industriekonjunktur in den kommenden Monaten eher moderat entwickeln wird.“ Zuletzt hatte die Ukraine-Krise für trübere Stimmung in der deutschen Wirtschaft gesorgt. Vor allem wegen der schärferen Sanktionen gegen Russland kam Verunsicherung auf.

Ökonomen betonten allerdings, die schwächelnden Aufträge seien nicht allein auf diesen Konflikt zurückzuführen. “Die heutigen Daten zeigen, dass die Abwärtsrisiken für die deutsche Wirtschaft nicht nur von geopolitischen Spannungen stammen, sondern auch von einer Nachfrageschwäche aus der Euro-Zone, die länger anhält als erwartet“, sagte ING-Bank-Analyst Carsten Brzeski.
Während das gesamte Auslandsgeschäft um 4,1 Prozent nachließ, brachen die Bestellungen aus der Währungsunion um 10,4 Prozent ein. Die Orders von außerhalb der Euro-Zone hingegen blieben stabil. “Möglicherweise hat sogar die kräftigere US-Konjunktur im zweiten Quartal einem noch stärkeren Rückgang entgegengewirkt“, sagte BayernLB-Experte Stefan Kipar. Auch Commerzbanker Ralph Solveen führt die Entwicklung weniger auf geopolitische Risiken zurück.
Vielmehr spiegelten die Daten das zuletzt schlechtere konjunkturelle Umfeld wider - “stärkerer Euro, schwächere Weltwirtschaft“. “Damit steigt das Risiko, dass die deutsche Wirtschaft - nach einem leichten Minus im zweiten Quartal - auch im dritten Quartal enttäuschen wird“, fügte Solveen hinzu.
Zu Jahresanfang war die deutsche Wirtschaft - beflügelt vom starken Bau im milden Winter - noch kräftig um 0,8 Prozent gewachsen. Für das abgelaufene Quartal rechnen die meisten Ökonomen mit einem deutlich schwächeren Wachstum. rtr

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