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Der Kurs der Bitcoins ist zuletzt stark gestiegen.

© dpa

Digitalwährung: Was hinter dem Kursanstieg der Bitcoins steckt

Bitcoins sind derzeit so teuer wie nie. Experten sehen diesen Kursanstieg kritisch. Sie fürchten eine Blasenbildung.

Von Carla Neuhaus

Die Geschichte beginnt mit zwei Pizzen. Vor sieben Jahren schrieb ein Programmierer aus Florida in einem Internetforum, er habe Hunger und biete 10.000 Bitcoins, wenn ihm jemand zwei Pizzen nach Hause bringen lasse. Der Tausch kam tatsächlich zustande, womit erstmals eine Zahlung in Bitcoins abgewickelt wurde. Jährlich feiern Anhänger der Digitalwährung seitdem am 22. Mai den „Bitcoin Pizza Day“. Die beiden Pizzen von damals sind inzwischen als die wohl wertvollsten Pizzen bekannt geworden: Hatten die 10.000 Bitcoins vor sieben Jahren noch einen Gegenwert von 25 Dollar, sind sie heute mehr als 20 Millionen Dollar wert.

Das zeigt, welch enormen Kursanstieg die Digitalwährung hinter sich hat. Erst am Wochenende haben Bitcoins die Marke von 2000 Dollar pro Einheit geknackt. Am Montag verteuerten sie sich nochmals auf 2141 Dollar. Längst ist eine Einheit der Digitalwährung teurer als eine Feinunze Gold. Doch so imposant der Aufstieg der Digitalwährung ist, so umstritten ist sie auch. Während Bitcoin für die einen ein unabhängiges Zahlungsmittel ist, ist es für andere vor allem eins: eine Zockerwährung.

Die Branche hofft auf einen Bitcoin-Fonds

Wie bei Aktien wird auch der Kurs von Bitcoins stark von aktuellen Nachrichten bestimmt. Derzeit kommen gleich zwei positive Meldungen zusammen. Zum einen hat Japan Bitcoins kürzlich zum offiziellen Zahlungsmittel erklärt. Zum anderen könnte es bald einen Fonds geben, mit dem Anleger auf den Bitcoin-Kurs spekulieren können. Ein solches Papier versuchen die Zwillinge Cameron und Tyler Winklevoss bereits seit Längerem auf den Markt zu bringen. Bislang sind die Amerikaner damit bei der US-Börsenaufsicht SEC gescheitert. Derzeit prüft sie die Zulassung des Papiers auf Antrag des Börsenbetreibers Bats allerdings erneut.

Allein die Aussicht, dass der „Winklevoss Bitcoin Trust ETF“ nun doch noch auf den Markt kommen könnte, lässt den Bitcoin-Kurs steigen. Damit werden die schlechten Nachrichten vom vorletzten Wochenende verdrängt. Weltweit hatten Hacker Daten abgegriffen, die Betroffenen erpresst und Lösegeldzahlungen in Form von Bitcoins verlangt. Bei der Digitalwährung erfolgen Zahlungen anonym. Das macht Bitcoins für Kriminelle interessant – auch wenn es nicht im Sinne des Erfinders ist.

Die Digitalwährung soll unabhängig machen

Entwickelt worden ist die Digitalwährung nämlich eigentlich als Reaktion auf die Finanzkrise. Mit Bitcoins wollten die ersten Nutzer sich unabhängig machen: von Staaten, Notenbanken und Geldinstituten. Während herkömmliche Währungen von Zentralbanken geschaffen werden, entstehen Bitcoins durch ein hochkomplexes Rechenverfahren am Computer. Vorstellen muss man sich das Bitcoin-Universum wie eine riesige Datenbank, in der vermerkt wird, wer wann Bitcoins erworben und transferiert hat.

Das Besondere: Diese Datenbank liegt auf keinem zentralen Rechner, sondern wird parallel auf allen ans Netzwerk angeschlossenen Rechnern gespeichert und permanent aktualisiert. Sollen Bitcoins überwiesen werden, wird diese Transaktion statt von einem Großrechner von jedem angeschlossenen Computer überprüft. Auf diese Weise braucht man keine Bank mehr, um die Zahlung abzuwickeln. Weil Bitcoins zudem automatisch am PC erstellt werden, kommt man sogar ohne Zentralbank aus. Herstellen kann die Bitcoins nur, wer eine entsprechende Software und die nötige Rechnerleistung besitzt – würde man mit einem normalen Computer Bitcoins „schürfen“ wollen, wie es die Experten nennen, würde das Monate dauern.

Die Bundesbank mahnt zur Vorsicht

Eben darin sehen Experten jedoch das Problem. Bitcoins seien „eine virtuelle Währung, die keine reale Wertgrundlage hat“, sagt Bundesbank-Vorstand Carl-Ludwig Thiele. Beim Symposium seines Hauses vor wenigen Tagen betonte er erneut, die Digitalwährung sei „ein interessantes Nischenphänomen“ – er warne allerdings davor, „Bitcoin-Anlagen als sicher anzusehen“. Schließlich haben Bitcoins ähnlich wie Aktien nur den Wert, den Menschen ihnen beimessen. „Wenn Ihnen keiner mehr Bitcoins abnimmt, können Sie nichts damit anfangen“, sagt Thiele. Zwar trifft das auch auf andere Ersatzwährungen zu, seien es Goldbarren oder Zigaretten. Nur hätten die laut Thiele immerhin noch einen Gebrauchs- oder Verbrauchswert. Wer seine Zigaretten nicht los wird, kann sie schließlich noch selber rauchen. Will die Bitcoins keiner mehr haben, sind sie dagegen wertlos.

Dazu kommt, dass auch der Kursanstieg Beobachtern Sorgen bereitet. Zwar ist die Digitalwährung für starke Kursschwankungen bekannt, nach oben wie nach unten, doch der letzte Anstieg war enorm. Binnen einem Monat ist der Kurs um 64 Prozent gestiegen, allein in der letzten Woche legte er fast 17 Prozent zu. Das Marktforschungsinstitut Sentix, das die Kurssprünge regelmäßig untersucht, warnt deshalb vor einer „spekulativen Blasenbildung“.

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