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Wirtschaft: „Dr. Doom“ warnt vor globalem Sparkurs

US-Ökonom Roubini sieht Risiko eines Abschwungs und will Griechenland in der Euro-Zone halten.

Berlin - Der US-Ökonom Nouriel Roubini hat vor einem erneuten Abschwung der Weltwirtschaft gewarnt, sollten die großen Industriestaaten gleichzeitig einen deutlichen Sparkurs einschlagen. „Das Risiko ist, dass die globale Wirtschaft in einen erneuten Abschwung geraten könnte“, sagte Roubini in Berlin. Zwar sei es nötig, Staatsetats zu sanieren, dazu sei aber Augenmaß erforderlich.

Aufgrund des Fiskalpaktes müssten Deutschland, Finnland, Österreich, Belgien und die Niederlande, also der Kern der Euro-Zone, im kommenden Jahr sparen. Hinzu kämen die USA und Japan mit Plänen zur Steuererhöhung. „Nicht nur die Sparpolitik in den einzelnen Ländern schwächt das Wachstum, sondern auch die Tatsache, dass es alle Länder synchron tun.“ In einer Weltwirtschaft mit schwacher US-Konjunktur, einer Rezession in der Euro-Zone und in Großbritannien sowie Stagnation im Kern der Euro-Zone „müssen wir uns Sorgen machen.“

Roubini, 54, der an der Stern School of Business in New York lehrt, ist bekannt, weil er schon 2004 auf eine bevorstehende Finanzkrise hingewiesen hatte. Damals hatte der Wirtschaftsforscher mit dem Spitznahmen „Dr. Doom“ („Doktor Untergang“) die Blase auf dem US-Immobilienmarkt beschrieben, deren Platzen schließlich die Krise auslöste.

Roubini sprach sich für einen Verbleib Griechenlands in der Euro-Zone aus. „Selbst wenn man Griechenland ein Jahrzehnt lang unterstützen müsste, wäre das immer noch billiger als der Kollateralschaden eines ungeordneten Austritts des Landes aus der Euro-Zone.“ Um Griechenland drin zu halten, brauche man eine Transferunion, schlug Roubini vor. Die deutsche Bundesregierung wisse, dass ein Austritt des Landes massive Auswirkungen auf Spanien und Italien haben könnte. Zudem sei sie sich der Tatsache bewusst, dass auch ein wirtschaftlich starkes Deutschland ohne die Euro-Zone bald von aufstrebenden Mächten wie China oder Indien dominiert würde. Eine Stabilisierung Griechenlands werde allerdings bis zu 20 Jahre dauern. Carsten Brönstrup

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