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Gelingt die Fusion von Edeka und Tengelmann? Das Bundeskartellamt hat Einwände gegen die Pläne.

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Update

Bundeskartellamt: Edeka muss handeln

Der Marktführer will Tengelmann übernehmen, doch das Bundeskartellamt sieht Probleme - vor allem in Berlin. Gehen die Kaiser's-Filialen an einen Wettbewerber?

Für Edeka und Tengelmann war schon am Veilchendienstag Aschermittwoch. Denn statt sich am närrischen Treiben in der ehemaligen Bundeshauptstadt Bonn zu beteiligen, verschickte das Bundeskartellamt eine Mitteilung, die es in sich hatte. Von „wettbewerblichen Bedenken“ ist darin die Rede und von „stark konzentrierten Marktstrukturen“ im Lebensmittelhandel. Die Botschaft der Wettbewerbshüter ist klar: Die komplette Übernahme der 450 Kaiser’s- und Tengelmann-Filialen durch den Marktführer Edeka wird mit dem Bundeskartellamt nicht zu machen sein.

Zwar ist es bislang nur eine „vorläufige Einschätzung“, die das Amt am Dienstag veröffentlicht hat, doch die Bedenken der Wettbewerbshüter an der geplanten Übernahme sind so groß, dass die beteiligten Handelsketten kräftig nachbessern müssen, um vom Bundeskartellamt grünes Licht für die Neuordnung der deutschen Handelslandschaft zu bekommen. Bis zum 26. Februar haben Edeka und Tengelmann Zeit, Stellung zu nehmen. Die Frist für die abschließende Entscheidung der Wettbewerbshüter läuft nach derzeitigem Stand am 6. März aus. In Handelskreisen rechnet man jedoch damit, dass Edeka und Tengelmann um eine Fristverlängerung beim Kartellamt bitten werden.

Tengelmann ist zu klein

Im Oktober vergangenen Jahres hatte Edeka, mit großem Abstand die Nummer eins im deutschen Filialhandel, angekündigt, die deutlich kleinere Tengelmann-Kaiser’s-Supermarktkette übernehmen zu wollen. „Mit einem Marktanteil von 0,6 Prozent sind wir mit unseren Supermärkten zu klein, um weiterhin im Markt eine Chance zu haben“, hatte Tengelmann-Chef Karl-Erivan Haub den Deal begründet. Bis Mitte 2015, so der Plan, sollten alle Standorte an die Edeka-Gruppe (Edeka, Reichelt, Netto) gehen.

Doch so einfach ist das nicht. Denn in einigen Großstädten ist der Marktanteil von Tengelmann/Kaiser’s deutlich höher als es die bundesweiten Zahlen erscheinen lassen. Dazu gehört Berlin. 150 Kaiser’s-Märkte gibt es in der Hauptstadt und dem Berliner Umland, hier hat die Marke mit der Kanne nach eigenen Angaben einen Marktanteil von fünf Prozent. Das Bundeskartellamt geht sogar von „weit über zehn Prozent“ mehr Marktanteil aus, den Edeka durch eine Übernahme von Kaiser’s in Berlin bekäme.

Für den Chef des Bundeskartellamts, Andreas Mundt, würde das zu einer „Verdichtung“ der ohnehin schwierigen Marktverhältnisse führen – nicht nur an der Spree. In vielen Regionen und Stadtbezirken blieben nur noch Edeka und Rewe als Supermärkte mit einem umfassenden Markensortiment und einem hohen Anteil an Markenartikeln. Probleme sieht das Bundeskartellamt daher auch aufseiten der Lieferanten. Vielen Herstellern – vor allem von Markenartikeln – würde mit Tengelmann/Kaiser’s eine der verbleibenden Absatzalternativen zu Edeka, Rewe und der Schwarz-Gruppe (Lidl, Kaufland) wegbrechen. Edeka, Rewe, Aldi und die Schwarz-Gruppe vereinen bereits jetzt rund 85 Prozent des Absatzes auf sich, hat eine Branchenuntersuchung des Bundeskartellamts im vergangenen Jahr ergeben.

Was die Unternehmen jetzt tun können

Zwar hat Kaiser’s in den vergangenen Wochen in Berlin einzelne Filialen geschlossen, das stehe aber nicht in Verbindung mit dem Kartellverfahren, betonte eine Sprecherin auf Anfrage. Ansonsten wollte man sich am Dienstag weder in Mülheim bei Tengelmann noch in Hamburg bei Edeka äußern. Man müsse den 260-Seiten-Zwischenbericht des Kartellamts erst einmal eingehend lesen, sagte eine Tengelmann-Sprecherin.

Viele Möglichkeiten haben die Unternehmen aber nicht. Wenn sie den Deal retten wollen, müssen sie Kaiser’s-/Tengelmann-Filialen aus dem Verkaufspaket herauslösen. Das dürfte vor allem für Häuser an den Standorten gelten, die das Kartellamt für besonders problematisch hält. Neben Berlin betrifft das München und einige größere Städte im Ruhrgebiet.

Real hat kein Interesse an Kaiser's/Tengelmann

Ein möglicher Käufer winkte am Dienstag aber bereits ab. „Die Verkaufsformate sind nicht vergleichbar“, sagte ein Real-Sprecher dem Tagesspiegel. Die Verkaufsflächen von Kaiser’s lägen bei maximal 4000 Quadratmetern, die meisten Filialen seien jedoch nur 2500 Quadratmeter groß. „Unsere Filialen haben im Schnitt 7000 Quadratmeter“, sagte der Sprecher.

Der geplante Verkauf der Kaisers's Tengelmann-Supermärkte an den Konkurrenten Edeka droht am Widerstand des Bundeskartellamts zu scheitern. Die Kartellwächter machten am Dienstag deutlich, dass sie die Pläne nach derzeitigem Stand untersagen wollen und mahnten sie vor dem Hintergrund wettbewerbsrechtlicher Bedenken ab. Nur durch umfassende Zugeständnisse - etwa den Verkauf von Märkten an Wettbewerber - werden die beiden Ketten ihre Fusionspläne noch retten können. Eine Tengelmann-Sprecherin sagte, der Konzern habe ein Schreiben mit den Bedenken des Kartellamts erhalten und prüfe dies jetzt. Edeka wollte sich nicht äußern.

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