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Erotik

© Thilo Rückeis

Erotikartikel: Sex-Shop Eis löst Preiskampf aus

Ein Anbieter von Erotikartikeln fordert die Konkurrenz heraus. Mit Kampfpreisen verzeichnet der Internethändler Eis neben Handy- und Druckerzubehör auch bei Sex-Accessoires glänzenden Absatz.

Berlin - „Banging Bonita - das lebensgroße Sexmodell“ steht auf der Packung. Ein Hologrammaufkleber prangt auf der Pappschachtel. Hält man sie senkrecht, sind laut Sticker 99 Euro für das rassige Plastikweib fällig, verändert man allerdings den Winkel, dann reduziert sich der Preis um 95 Prozent auf lächerliche 4,97 Euro. Vertrieben wird die luftige Schönheit von Eis.de, einem Erotikanbieter aus dem Internet.

Eis.de, in dessen Logo der Buchstabe „I“ durch ein sich umarmendes, eng verschlungenes Paar dargestellt wird, tritt zum Preiskampf in der Erotikbranche an.

Seit Juli 2006 ist Eis.de online und laut Claus Volke, Medienanwalt aus Lüden und Sprecher von Eis.de, „sehr erfolgreich“.

Genaue Umsatzzahlen will Volke nicht nennen. „Unser Geheimnis ist der niedrige Preis“, sagt er. Deshalb verkaufe man die 1,60 Meter große Liebespuppe „Banging Bonita“, die beim Branchenprimus Beate Uhse 99 Euro kosten soll, für 4,97 Euro. „Und wir machen immer noch Gewinn“, sagt Volke. Auch bei Vibratoren seien die Preise der etablierten Händler unverschämt hoch. „Nach ersten Gesprächen mit Lieferanten wurde uns schnell klar, dass wir auf einem Markt mit bis zu 2000 Prozent Aufpreis und somit riesigen Gewinnmargen gestoßen sind“, sagt Volke.

„Die Macher von Eis.de kommen aus der Logistikbranche und handeln nebenbei mit Drucker- und Handyzubehör“, sagt Volke. Man habe sich gewundert, warum Sexartikel so teuer seien. Da habe man sich entschieden, einfach selbst in das Geschäft einzusteigen. Und Versandexperten sei es schließlich egal, ob sie nun Dildos, Kondome oder Druckerpatronen verschicken.

Bei der Konkurrenz begegnet man dem neuen Wettbewerber mit Missgunst. „Wir waren erstaunt, wie hart wir attackiert wurden“, sagt Volke. Im Fachmagazin „Medien e-Line“ wird Eis.de vorgeworfen „die Regeln zu sprengen“.

„Eis.de ist ein Problem für den Handel und für uns Produzenten“, sagt Oliver Redschlag, Geschäftsführer von Joydivision, dem größten Gleitmittelhersteller Europas. „Eis.de schafft es anscheinend, günstige Verträge mit Großhändlern abzuschließen und somit die Produkte zum Einkaufspreis anzubieten.“ Kleinere Wettbewerber würden darunter leiden. „Wenn es fast keine Gewinnchancen mehr für die Kleineren gibt, dann nehmen sie unsere Produkte aus dem Handel.“

Beim Bundesverband Erotik Handel weiß man von den Streitereien. Besonders der stationäre Fachhandel habe mit Absatzschwierigkeiten zu kämpfen. „Viele Kunden informieren sich nur noch im Laden und bestellen dann online“, sagt Verbandsgeschäftsführer Uwe Kaltenberg. Natürlich könne er sich vorstellen, dass große Einzelhändler es lieber sähen, wenn Eis.de nicht auf dem Markt wäre. „Ich muss aber sagen, dass bei Eis.de das Geschäft fast perfekt abläuft.“

Medienanwalt Volke sieht kein Problem: „Das ist Marktwirtschaft. Auch beim Großhändler Metro müssen nicht alle Produkte günstiger als im Handel sein.“

Im Hauptquartier von Beate Uhse, dem sogenannten „Sex- Eck“, einem sechseckigen Betonklotz in Flensburg, kennt man die Onlinekonkurrenz, man beachtet sie aber nicht sonderlich. „Um einen Preisvergleich anstellen zu können, müssten wir die Produkte von Eis.de sehen und feststellen, ob wir hier überhaupt von den gleichen Produkten reden“, heißt es dazu lapidar aus der Pressestelle.

Die Beate Uhse AG war in den letzten Monaten in Schwierigkeiten geraten. Das erhoffte Umsatzplus während der Fußballweltmeisterschaft blieb aus. Extra designte WM-Vibratoren mit Namen wie „Michael B.“, „Olli K.“ oder „Lattenknaller“ verkauften sich schlecht. Auch der zweite Höhepunkt des Jahres, das Weihnachtsgeschäft ging förmlich „baden“: Eine defekte Sprinkler-Anlage im niederländischen Logistikzentrum Walsoorden zerstörte viele Produkte. Das Unternehmen musste eine Umsatzwarnung herausgeben. Im letzten Quartal machten die Flensburger 1,4 Millionen Euro Gewinn vor Steuern.

Eis.de will an seiner Verkaufstaktik festhalten: „Wenn das als Sprengen der Regeln gesehen wird, dann sprengen wir gerne weiterhin.“ Christoph Giesen

Christoph Giesen

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