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Zumindest aus Deutschland will sich Schwedens Energiekonzern Vattenfall zurückziehen.

© Reuters

Expansion gescheitert: Vattenfall prüft Rückzug aus Deutschland

Vattenfall erklärt die Expansion nach Deutschland für gescheitert. Nun erwägt Schwedens Energiekonzern den Rückzug und will sich lieber auf Skandinavien konzentrieren.

Zehn Jahre nach der vollständigen Übernahme des Berliner Stromversorgers Bewag erwägt der Käufer, der schwedische Energiekonzern Vattenfall, nun seinen Rückzug aus Deutschland. Man suche Investoren für eine Beteiligung oder die Komplettübernahme von Geschäftseinheiten in Deutschland, den Niederlanden und Großbritannien, erklärte Vattenfall-Konzernchef Øystein Løseth am Dienstag in der Zentrale in Stockholm während einer Telefonkonferenz.

Das Unternehmen, das zu 100 Prozent dem schwedischen Staat gehört, hatte im Zuge der Liberalisierung der europäischen Energiemärkte in den 1990er Jahren begonnen, nach Mitteleuropa zu expandieren. Hierzulande übernahm Vattenfall im Jahre 2002 den größten ostdeutschen Kraftwerkskonzern Veag und den Braunkohleförderer Laubag, dazu die Hamburgischen Electricitäts-Werke (HEW). Später kamen in Schritten die 1848 gegründeten Berliner Städtischen Elektrizitätswerke, kurz Bewag, hinzu. Vattenfall führte die Unternehmen zur Vattenfall Europe AG (heute Vattenfall GmbH) mit einer Zentrale in Berlin zusammen. Im Zuge dieses Prozesses gingen auch tausende Stellen verloren. Vattenfall zählt neben Eon, RWE und EnBW zu den großen vier Energieversorgern in Deutschland.

Derzeit bewirbt sich Vattenfall unter anderem darum, weiterhin das Stromverteilernetz in Berlin und Hamburg betreiben zu dürfen. Der mögliche Rückzug aus Deutschland dürfte Einfluss auf diese regionalen Debatten haben. Allerdings dämpfte Løseth mögliche Erwartungen, es werde zu einem schnellen oder wirklich vollständigen Ausstieg kommen. „Noch ist es zu früh, zu sagen, welche Kraftwerke wann verkauft werden.“ Außerdem sei man nicht bereit, jeden Kaufpreis zu akzeptieren, deutete er an.

Vattenfall reagiere auf die derzeitige Marktsituation in Europa, wo jedes Land versuche, seinen eigenen Energiemarkt zu gestalten. Auf regionale Unterschiede wolle man künftig flexibler reagieren, indem man eine neue Struktur schaffe, sagte Løseth. So soll der Konzern zum 1. Januar 2014 zunächst in zwei Geschäftseinheiten aufgeteilt werden. In der einen soll das Geschäft in den relativ stabilen Kernmärkten Schweden, Finnland und Dänemark gebündelt werden. In der zweiten die Unternehmensteile aus Deutschland, den Niederlanden und Großbritannien. Chef dieser neuen Einheit Kontinentaleuropa und UK solle der Finne Tuomo Hatakka werden, der bereits seit Jahren aus der Berliner Zentrale das Deutschland-Geschäft leitet.

Løseth sagte, dass der Verkauf größerer Geschäftseinheiten unter dem Zustimmungsvorbehalt des schwedischen Parlaments stehe. Man habe den Eigentümer aber bereits über die Pläne informiert.

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