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Marktfähig. 250 Millionen fair gehandelte Rosen wurden 2012 gekauft.

© AFP

Fairtrade-Handel: Fürs gute Gewissen

Der Umsatz mit fair gehandelten Produkten steigt. Besonders gefragt sind Blumen, Kaffee und Bananen

Von Carla Neuhaus

Berlin - Fair gehandelte Schokolade aus Ecuador, Kaffee aus Tansania, unter hohen Sozialstandards hergestellte Turnschuhe aus Indien. Die Kunden, die in Claudia Strauß’ Weltladen „Zeichen der Zeit“ in Prenzlauer Berg kommen, wollen nicht nur einkaufen. Sie wollen auch etwas Gutes tun. „Fairtrade ist gesellschaftsfähig geworden“, sagt Strauß. Jedes Jahr mache sie mit den fair gehandelten Produkten zehn Prozent mehr Umsatz.

Was Strauß in ihrem kleinen Laden beobachtet, spiegelt sich in den Zahlen wider, die Transfair am Donnerstag vorgelegt hat. Laut dem Verein, der in Deutschland das Fairtrade-Siegel vergibt, ist der Umsatz mit fair gehandelten Produkten im vergangenen Jahr um 33 Prozent auf 533 Millionen Euro gestiegen. Besonders stark zugelegt hat der Verkauf von fair gehandelten Blumen, Bananen und Kaffee.

Vor allem bei  Rosen scheinen Verbraucher Wert auf das Fairtrade-Siegel zu legen. So haben die Deutschen 2012 über 250 Millionen Rosen gekauft, die unter strengen Sozial- und Umweltstandards gezüchtet wurden. Damit kommen die fair gehandelten Rosen mittlerweile auf einen Marktanteil von 20 Prozent. „Das ist die erste Kategorie, mit der wir in den Mainstream eingebrochen sind“, sagte Transfair-Geschäftsführer Dieter Overath am Donnerstag.

Der faire Handel zahlt Bauern, Handwerkern und Arbeitern in Entwicklungsländern höhere Erlöse und Löhne, damit sie ihre Lebensbedingungen verbessern können. Zusätzlich führen die Händler eine Prämie an die Bauern-Kooperativen oder Plantagenbesitzer ab. Über deren Verwendung können die Produzenten selbst entscheiden. Ein Großteil dieser Prämien flössen in Gesundheits- und Bildungsprojekte, sagte Overath.

Der Markt für Fairtrade-Produkte in Deutschland wächst stark – allerdings von einem sehr niedrigen Niveau aus. Selbst Bananen aus fairem Handel kommen hierzulande derzeit nur auf einen Marktanteil von 3,5 Prozent. Dabei hat ihr Absatz im vergangenen Jahr um 78 Prozent auf 21 000 Tonnen zugelegt. So ist Deutschland beim Fairtrade-Handel insgesamt auch ein Nachzügler. In anderen Ländern ist er bereits viel stärker verbreitet. Während die Verbraucher hierzulande im vergangenen Jahr im Schnitt 6,50 Euro für Fairtrade-Produkte ausgeben, waren es bei den Briten 30 Euro und bei den Schweizern sogar 41 Euro.

Dass Deutschland langsam etwas aufholt, liegt auch an den großen Supermarktketten. Seitdem mit Aldi Nord Ende letzten Jahres der letzte Discounter fair gehandelte Waren ins Sortiment aufgenommen hat, bieten sie jetzt alle großen Ketten an. „Der faire Handel hat sich stark in der Fläche ausgebreitet“, sagte Stefan Hertel, Sprecher des Handelsverbands HDE. Hauptgrund dafür sei, dass sich der Verkauf von Fairtrade-Produkten heute stärker rechne als früher. „Supermärkte nehmen sie nur in die Regale auf, wenn sie die Produkte auch gut verkaufen“, sagte Hertel.

Derzeit werden die fair gehandelten Waren deutschlandweit in 42 000 Läden angeboten. Gerade in Supermärkten beschränkt sich das Angebot an Fairtrade- Produkten allerdings oft noch auf wenige Produkte, allen voran Kaffee. „Jetzt gilt es, die Sortimente weiter auszubauen“, sagte Transfair-Chef Overath.

Vor allem bei Schokolade sieht er noch Potenzial. „Uns fehlt nach wie vor das Engagement der großen Schokoladenhersteller“, sagte Overath. Und das hat Folgen. Wegen der zu geringen Nachfrage könnten die Kakaobauern ihre Ernte oft nur zu einem kleinen Teil zu Fairtrade-Bedingungen absetzen. Die Situation der Kakaobauern in der Elfenbeinküste sei dramatisch. Ziel sei es nun, große Markenhersteller zu gewinnen, die in Deutschland bislang keine Schokolade mit Fairtrade-Siegel anbieten.

Insgesamt soll der Marktanteil von fair gehandelten Produkten in diesem Jahr weiter steigen. Transfair rechnet mit einem Umsatzzuwachs von mehr als 20 Prozent. Auch die Berlinerin Claudia Strauß glaubt, dass Verbraucher künftig noch mehr fair kaufen. „Der Trend“, so ihre Beobachtung im eigenen Laden, „geht zu fair gehandelten Geschenken.“

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