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Zumindest kurzfristig sollen die Liquiditätssorgen von Air Berlin jetzt abnehmen...

© dapd

Fluggesellschaften: Etihad checkt bei Air Berlin ein

Die staatliche Airline aus Abu Dhabi steigt bei Air Berlin ein und bringt der angeschlagenen Fluggesellschaft mehr finanzielle Sicherheit. Analysten reagierten positiv.

Ein schöneres Weihnachtsgeschenk hätte sich Air-Berlin-Chef Hartmut Mehdorn nicht wünschen können: Die staatliche Fluggesellschaft des reichen Golf-Emirats Abu Dhabi, Etihad Airways, steigt bei der angeschlagenen Fluggesellschaft – Nummer zwei hinter der Lufthansa – ein. Gerüchte hatte es schon seit einigen Wochen gegeben. Am Sonntagabend stimmte nun der Aufsichtsrat von Air Berlin einstimmig zu.

Etihad-Chef James Hogan sprach am Montag in Berlin von einer „bahnbrechenden Vereinbarung“, Mehdorn von einem „Leuchtturmvertrag in der Luftfahrtgeschichte“. Das neue Bündnis werde beide Airlines in einer wirtschaftlich schwierigen Zeit mit zunehmenden Konzentrationen in eine neue Zukunft führen, sagte Mehdorn. Die Araber lösen die türkische Esas-Holding (Pegasus Airlines) als größten Einzelaktionär von Air Berlin mit bisher 16,48 Prozent ab. Das Unternehmen wird künftig zwei Vertreter in den Verwaltungsrat von Air Berlin entsenden.

Analysten reagierten positiv auf den Einstieg der Araber. Air Berlin habe jetzt finanzielle Sicherheit und müsse sich keine Gedanken mehr ums Überleben und um die Zukunft machen, sagte Analyst Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler. „Damit nehmen die kurzfristigen Liquiditätssorgen ab“, meinte auch Commerzbank-Analyst Johannes Braun. Langfristig betrachtet sei das Geschäft jedoch nicht so groß, da sich die Nettoverschuldung von Air Berlin auf 600 Millionen Euro belaufe, oder, wenn die geleasten Flugzeuge mitrechnet würden, „gar ungefähr vier Milliarden Euro“.

Im Rahmen der Kooperation will Air Berlin den Kunden künftig mit Etihad über Abu Dhabi den Mittleren und Fernen Osten, den indischen Subkontinent und Australien erschließen. Umgekehrt soll Air Berlin den Etihad-Passagieren über ihre Drehkreuze in Berlin und Düsseldorf Anschlüsse nach Europa samt Russland, Nordafrika sowie Nord- und Zentralamerika einschließlich der Karibik bieten.

Etihad-Chef Hogan betonte, durch die Partnerschaft vergrößere sich die Reichweite des Etihad- Streckennetzes erheblich. Der deutsche Markt sei „einer der dynamischsten“ Europas, die Airline erhalte so Zugang zu „weiteren 33 Millionen Passagieren“. Hogan: „Durch Air Berlin eröffnet sich uns ein breiter und komplementärer europäischer Markt mit ausgezeichneten Anbindungsoptionen für die Kunden beider Fluggesellschaften.“

Zunächst 60 Strecken bedienen die beiden Gesellschaften im Code-Sharing mit gemeinsamen Flugnummern; die jeweiligen Vielfliegerprogramme werden gegenseitig anerkannt. Als Konsequenz wird Air Berlin seine vier wöchentlichen Flüge von Berlin nach Dubai ab dem 15. Januar ins benachbarte Abu Dhabi verlegen. Die eigenen Nonstopflüge nach Bangkok werden zugunsten der Anschlussdienste von Etihad eingestellt.

Insgesamt bieten die beiden Partner im Winterflugplan 29 Flüge zwischen vier deutschen Städten und Abu Dhabi, das somit zum zweiten Konkurrenten der Lufthansa-Drehkreuze Frankfurt und München am Persischen Golf wird. Im Sommer soll die Zahl auf 42 aufgestockt werden. Ferner gibt es laut Mehdorn Überlegungen für neue Air-Berlin-Ziele in Amerika. Derzeit befördert Air Berlin jährlich 33 Millionen Passagiere zu mehr als 170 Zielen. Im Frühjahr will die Airline Mitglied des Fluglinien-Verbundes Oneworld werden. Auswirkungen auf den geplanten Beitritt zur Luftverkehrsallianz sieht Mehdorn nicht. Die Kooperation mit Etihad sei „absolut konform mit den Spielregeln“, erklärte er. Etihad und Oneworld zusammen würden für Air Berlin „eine neue Zukunft“ bedeuten.

Beide Gesellschaften erwarten durch die Partnerschaft 2012 eine Umsatzsteigerung von jeweils 35 bis 40 Millionen Euro. Der gemeinsame Einkauf von Leistungen soll die Kosten für Leasing-, Wartungs- und Dienstleistungsverträge senken. Dennoch will Air Berlin das Kostenreduzierungsprogramm „Shape & Size“, das Einsparungen von 200 Millionen Dollar vorsieht, fortsetzen. Trotz eines positiven Ergebnisses von 30 Millionen Euro im dritten Quartal erwirtschaftete die Gesellschaft in den ersten neun Monaten des Jahres ein negatives Konzernergebnis von 134 Millionen Euro. Es gebe „erste Erfolge“, doch werde man nicht zögern, noch mehr zu tun, wenn die getroffenen Maßnahmen nicht ausreichten, sagte Mehdorn. Auch 2012 werde „ein schwieriges Jahr“.

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