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Ab 2016 müssen 30 Prozent aller Aufsichtsratsposten in börsennotierten Unternehmen von Frauen besetzt werden.

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Frauen in Führungspositionen: Berlinerinnen an der Spitze

Seit Mai gilt in Deutschland das Gesetz für die Erhöhung des Frauenanteils in Führungspositionen. In Berlin ist jede vierte Stelle im Management mit einer Frau besetzt.

Von Sabine Beikler

Die Liste von Berliner Frauen in Führungspositionen ist lang: Dagmar Reim ist Intendantin des Rundfunks Berlin-Brandenburg, Andrea Grebe führt seit 2013 den landeseigenen Klinik-Konzern Vivantes. Vera Gäde-Butzlaff übernahm nach sieben Jahren an der Spitze der BSR Anfang 2015 den Vorstandsvorsitz des Berliner Gasversorgers Gasag. An ihre Stelle trat die Unternehmensberaterin Tanja Wielgoß. Die BVG wird seit 2010 von Sigrid Nikutta geführt. Und Stefanie Salata leitet die Berliner Bank seit 2013. Ist die Hauptstadt ein gutes Pflaster für Frauen in Führungspositionen? „Berlin steht gut da“, sagte Arbeits- und Frauensenatorin Dilek Kolat (SPD) am Montag bei einer Veranstaltung zu Frauen in Führungspositionen im Ludwig-Erhard-Haus. Allerdings brauche man weiter Unternehmen, die Frauen bei ihrem beruflichen Aufstieg unterstützten. „Das beginnt bei der Unternehmenskultur“, sagte Kolat.

Im März 2012 unterzeichneten Kolat und IHK-Präsident Eric Schweitzer die gemeinsame Erklärung „Frauen an die Spitze“. Im Rahmen dieser Kampagne besuchten die SPD-Senatorin und IHK-Hauptgeschäftsführer Jan Eder diverse Unternehmen, um die Förderung von Frauen in Führungspositionen in Berliner Unternehmen zu unterstreichen. Inzwischen haben mehr als 70 Unternehmen diese Erklärung unterzeichnet. Auch wenn die Kampagne nun offiziell beendet wird, wird sie in Form eines Netzwerks weitergeführt.

47 Prozent Frauenquote im öffentlichen Bereich

Laut Kolat ist in Berlin jede vierte Stelle im Management mit einer Frau besetzt. Im öffentlichen Bereich liegt Berlin mit einer Frauenquote von 47 Prozent in den Aufsichtsräten und 25 Prozent in Vorstand und Geschäftsführung landeseigener Unternehmen im deutschlandweiten Vergleich weit vorn. Grünen-Frauenpolitikerin Anja Kofbinger kritisierte, die Kampagne habe „keine messbaren Effekte“ hervorgebracht, sei reine „Schaufensterpolitik“ gewesen. Und bei der Besetzung der Frauen in den Aufsichtsräten sei der Frauenanteil auf der Arbeitnehmerseite „deutlich unterentwickelt“.

Der Frauenanteil in der IHK-Vollversammlung liegt laut Eder bei 25 Prozent, fast die Hälfte des Präsidiums sei mit Frauen besetzt. Laut Hauptgeschäftsführer sei es zwar nicht schwer, in der Nachfolgegeneration top qualifizierte Frauen zu finden. „Aber es wird immer schwieriger Frauen zu finden, die tatsächlich Spitzenpositionen verantworten wollen.“ Annett Enderle, Mitglied der Geschäftsführung des Pharmakonzerns Pfizer, und Nicole Srock-Stanley, Geschäftsführerin der Dan Pearlman Markenarchitektur, betonten, dass Unternehmen ihren Fokus darauf richten müssten, Frauen zu binden und ihnen die Möglichkeit zu geben, sich weiterzuentwickeln. „Ohne Unterstützung meiner Vorgesetzten und meiner Familie hätte ich die Position nicht bekommen“, sagte Enderle.

Seit Mai 2015 gilt in Deutschland das Gesetz für die Erhöhung des Frauenanteils in Führungspositionen. Ab 2016 müssen 30 Prozent aller Aufsichtsratsposten in börsennotierten Unternehmen von Frauen besetzt werden.

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