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Wirtschaft: Gasag wächst bis nach Sachsen

Berliner Versorger steigt bei Spreegas ein / 24 000 neue Kunden trotz gestiegener Gaspreise

Berlin - Trotz der hohen Gaspreise hat der Berliner Versorger Gasag neue Kunden gewonnen. 24 000 Berliner Wohnungseigentümer entschieden sich im vergangenen Jahr für eine Erdgasheizung. Insgesamt gibt es damit nun 760 000 erdgasbeheizte Wohnungen in der Stadt, wie die Gasag am Dienstag mitteilte. Gleichzeitig will das Unternehmen aber auch außerhalb Berlins wachsen. Bis Ende kommenden Jahres werde man 40 Prozent des südbrandenburgischen Versorgers Spreegas übernehmen, kündigte der Vorstandsvorsitzende der Gasag, Georges Hoffmann, an. Entsprechende Schritte seien vor wenigen Tagen eingeleitet worden.

In den vergangenen Monaten war die Gasag wegen ihrer Preiserhöhungen stark in der Kritik gewesen. So hatte das Unternehmen seine Tarife im Oktober und im Januar um jeweils rund acht Prozent angehoben. Die Verbraucherzentrale Berlin strengte daraufhin eine Sammelklage beim Berliner Landgericht an, die derzeit noch anhängig ist. Auch zahlreiche Kunden äußerten ihren Unmut. Nach Gasag-Angaben gingen insgesamt 41 000 Beschwerdebriefe ein. Fast alle diese Kunden erklärten, ihre Rechnung nur unter Vorbehalt zu zahlen; 3000 kürzten sogar ihren Rechnungsbetrag.

Dennoch steigen immer mehr Verbraucher von Öl- auf Gasheizungen um. Laut Gasag stieg der Gasanteil am gesamten Berliner Wärmemarkt im vergangenen Jahr von 46,2 auf 46,7 Prozent. Ein noch deutlicheres Wachstum verzeichnete das Unternehmen bei Erdgasfahrzeugen: deren Zahl stieg in Berlin von rund 1200 auf knapp 2000.

Hoffmann stellte allerdings klar, dass sich die Gasag nicht auf organisches Wachstum beschränken werde. So wolle das Unternehmen weitere Beteiligungen erwerben. „Stadtwerke werden immer wieder zum Kauf angeboten.“ In der vergangenen Woche habe die Gasag dem Energiekonzern Vattenfall bereits 51 Prozent an den Stadtwerken Landau abgekauft. Dieses Paket soll nun schrittweise an die Saar-Ferngas abgegeben werden. Im Gegenzug erhält die Gasag dafür zunächst 18 Prozent an der Spreegas mit Sitz in Cottbus. Bis Ende 2007 soll dieser Anteil auf 40 Prozent steigen.

Durch den Erwerb vergrößert die Gasag ihr Versorgungsgebiet in Brandenburg erheblich (siehe Karte). Bisher war das Unternehmen dort über seine Tochter Erdgas Mark Brandenburg (EMB) vertreten. Gleichzeitig expandiert die Gasag mit der Spreegas erstmals in weitere Bundesländer, nämlich nach Sachsen und Sachsen-Anhalt. „Wir wollen vor allem in der Region wachsen“, sagte Hoffmann. Zukäufe in Bayern stünden beispielsweise nicht an.

Zur künftigen Preisentwicklung machte die Gasag keine konkreten Angaben. „Wenn sich erneut ein Druck auf unsere Bezugskosten ergibt, müssen wir wieder erhöhen“, sagte Vertriebsvorstand Andreas Prohl. Nur für das zweite Quartal dieses Jahres schloss er eine Preiserhöhung aus. „Wenn der Druck hingegen nachlässt, werden wir unsere Preise natürlich senken.“

Die jüngsten Drohungen des russischen Energiekonzerns Gasprom gegenüber der Europäischen Union bereiten der Gasag offenbar keine Sorge. „Unsere Versorgung ist sicher“, sagte Prohl. Sogar im Kalten Krieg hätten die Russen stets zuverlässig geliefert. Gasprom hatte angekündigt, verstärkt Gas nach Asien und Amerika zu leiten statt in die EU.

Für den Berliner Gasmarkt erwartet die Gasag schon im nächsten Winter eine Belebung des Wettbewerbs. „Wir gehen davon aus, dass Nuon auf dem Gasmarkt das Gleiche machen wird wie auf dem Strommarkt“, sagte Prohl. Der holländische Energiekonzern Nuon bietet seinen „lekker Strom“ seit Januar in Berlin an. In der Branche wird seit längerem spekuliert, dass das Unternehmen bald auch Gas anbieten könnte. Bisher können Privatkunden ihren Gasanbieter nicht frei wählen. Die Bundesnetzagentur will dies aber bis zum 1. Oktober ändern.

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