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Der Chef der Wirtschaftsweisen, Christoph Schmidt

© dpa

Grexit: Wirtschaftsweiser warnt vor "humanitärer Katastrophe" in Griechenland

Falls Griechenland sich selbst aus dem Euro katapultiert, wären die Folgen für das Land katastrophal, warnt der Chef der Wirtschaftweisen, Christoph Schmidt. In Brüssel mehrt sich unterdessen die Kritik an der Annäherung zwischen Griechenland und Russland.

Der Chef der Wirtschaftsweisen, Christoph Schmidt, hat vor einer "humanitären Katastrophe" in Griechenland nach einem möglichen Ausscheiden des Landes aus der Euro-Zone gewarnt. Sollte sich das Land selbst aus dem Euro "herauskatapultieren", wären die Folgen enorm. "Die Regierung spielt momentan wirklich mit dem Feuer“, sagte Schmidt in einem Interview mit der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung“.

Zugleich mahnte er die Regierungen der Euroländer, nicht auf die Forderungen der griechischen Regierung einzugehen, die den Reformkurs verlassen will. „Der schlechteste und teuerste Weg wäre es, den Forderungen aus Athen nachzugeben, um den Grexit um jeden Preis zu verhindern“, sagte Schmidt, „das können und dürfen die Mitgliedstaaten des Euro nicht zulassen.“ Schmidt kritisierte die neue Regierung in Athen für ihre Abkehr vom Reformkurs. Derzeit gebe es in dem Land zwar einen primären Haushaltsüberschuss und die Aussicht auf ein zartes Wachstum. Dem habe die Regierung aber "brutal den Stecker gezogen".

Kritik an Annäherung von Griechenland und Russland nach Tsipras-Besuch bei Putin

Der griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras war am Mittwoch mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin zusammengetroffen. Anschließend sprach er von einem "neue Frühling" zwischen beiden Ländern. Moskau und Athen wollen wirtschaftlich enger zusammenarbeiten. Dabei geht es unter anderem um griechische Agrarexporte und den Transit von Gas.

Viele EU-Politiker sehen die Annäherung zwischen Griechenland und Russland kritisch. Der CSU-Europapolitikers Manfred Weber sagte, diese sei wenig hilfreich für die Reform-Verhandlungen mit den Geldgebern. „Russland kann derzeit kein seriöser Partner für Griechenland sein“, so der Fraktionschef der Europäischen Volkspartei (EVP) im Europaparlament. Tsipras müsse sich nun der Realität stellen und mit einem ehrgeizigen Reformprogramm Ergebnisse liefern, forderte Weber. „Die ausgestreckte Hand der EU ist da. Er (Tsipras) muss sie jetzt auch ergreifen.“

Experten der Geldgeber und Griechenlands verhandeln über ein Reformpaket. Dazu gehören der verstärkte Kampf gegen die Steuerflucht sowie Privatisierungen von Häfen und Flughäfen. Erst wenn es eine Einigung auf eine umfassende Reformliste gibt, können blockierte und von Athen dringend benötigte Hilfen von insgesamt 7,2 Milliarden Euro fließen. (dpa/TSP)

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