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Händler an der New Yorker Börse in Schockstarre.

© AFP

Wirtschaftlichen Folgen des Brexit: Ökonomen sind entsetzt - Merkel will beruhigen

Die Börsen sind geschockt und die Ökonomen besorgt. Berlin hofft nun auf internationale Konzerne. Alle Marktreaktionen auf den Brexit im Live-Blog.

Stand:

„Black Friday“ an der Börse: Das Votum der Briten für einen Ausstieg aus der Europäischen Union hat am Freitag die Aktienmärkte einbrechen lassen. Europas Börsen erlebten die größten Verluste seit der schweren Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009. Der Deutsche Aktienindex Dax verlor zum Handelsstart zehn Prozent, konnte im Laufe des Vormittags aber einen Teil der Verluste wieder wettmachen. Einige Notenbanken intervenierten, um Schlimmeres zu verhindern. Vor allem Bankenwerte gerieten massiv unter Druck, auch das britische Pfund musste schwere Verluste hinnehmen, der Ölpreis gab nach. Gewinner ist das Gold - die klassische Fluchtwährung. Der Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, Marcel Fratzscher, nannte das Brexit-Referendum eine "Katastrophe".

Berlin hofft dagegen auf die Ansiedlung neuer Unternehmen. "London war bislang ein wichtiger Standort für die Europazentralen multinationaler Unternehmen, die auch weiterhin im Kern Europas verankert sein wollen", sagte Wirtschaftssenatorin Cornelia Yzer. "Bereits in den vergangenen zwei Jahren haben sich rund 50 Unternehmen mit ihren Headquarters in Berlin angesiedelt. Weitere sind willkommen."

Alle aktuellen wirtschaftlichen Entwicklungen im Zuge der Brexit-Entscheidung in unserem Liveblog:

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Der Tagesspiegel

Was Ökonomen nun fordern

Gewohnt forsch formulierte Lutz Goebel vom Verband der Familienunternehmer seine Einschätzung. „Blinde EU-Vertiefung und Zentralisierung haben Europa in eine strukturelle Krise gebracht.“ Ganz anders klingt der Bundesverband der Industrie (BDI), der die Branchen vertritt, die auf den Weltmärkten unterwegs sind. „Indem wir den europäischen Binnenmarkt weiter vertiefen – bei digitalen Dienstleistungen, auf dem Kapitalmarkt oder mit der Energieunion – werden die Vorteile der europäischen Idee greifbar.“

Und ähnlich wie einige Gewerkschafter reklamierte BDI-Hauptgeschäftsführer Markus Kerber eine „Investitionsoffensive“. Es müsse viel Geld in die Verkehrs-, Energie- und Kommunikationsnetze fließen, „um Europas Binnenmarkt mit Leben zu erfüllen und Arbeitsplätze zu schaffen“

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Der Tagesspiegel

Unterschiedliche Schlussfolgerungen

Jetzt also Kurswechsel. Aber wie? Und wohin? Die Reaktionen auf die Entscheidung der Briten waren am Freitag so vielfältig wie die EU selbst. Und widersprüchlich dazu. Einige forderten eine forcierte Vertiefung der Gemeinschaft, andere die Rückverlagerung von Kompetenzen in die einzelnen Nationalstaaten. Linke Ökonomen und Gewerkschafter plädierten für ein Wachstums- und Investitionsprogramm, rechte Ökonomen und Arbeitgeber für Sparmaßnahmen und weitere Deregulierungen. Kurzum: Das Ringen um die Konsequenzen aus dem Brexit für die künftige Politik der EU hat begonnen.


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Der Tagesspiegel

Tui zeigt sich erschrocken

Der weltgrößte Reisekonzern Tui zeigt sich erschrocken über die Brexit-Entscheidung - rechnet aber nicht damit, dass die Briten ihren Urlaub künftig vermehrt zu Hause verbringen. Falls das britische Pfund nachhaltig an Wert verliere, senke das zwar ihre Kaufkraft im Ausland, sagte Tui-Chef Fritz Joussen am Freitag. Das mache Einkäufe im Urlaubsort teurer. „Ob sich dadurch aber die Briten ihre sehr ausgeprägte Reiselust nehmen lassen, darf bezweifelt werden.“ Zudem buchten 60 Prozent der Tui-Gäste aus Großbritannien All-inclusive-Pakete.

Sollten die Briten doch genauer aufs Geld schauen müssen, dürfte das vor allem die Reisebranche auf den Balearen und den Kanaren, in Griechenland, der Türkei und der Karibik zu spüren bekommen. Dorthin flögen die Briten am liebsten.

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Der Tagesspiegel

Getrübte Feierstimmung

Die Siemens-Organisatoren hatten an fast alles gedacht. Den Brexit aber hatten sie nicht auf dem Plan, als sie das Datum für die Eröffnung der neuen Konzernzentrale in der Münchner Innenstadt ausgerechnet auf den gestrigen Freitag legten. Und so ist die Stimmung schon etwas getrübt, als Vorstandschef Joe Kaeser warnt, dass „in Zeiten wie diese die politische Agitation zunimmt“. Die Spitzen der Gesellschaft und der Wirtschaft ruft er dazu auf, „für Europa einzutreten“. Die Folgen für den Technologie-Konzern mit seinen weltweit 348000 Mitarbeitern seien noch nicht abschätzbar

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Der Tagesspiegel

Bloß kein Dominoeffekt

BMW äußerte sich folgendermaßen zum Brexit: "Die Konsequenzen dieser Entscheidung sind heute noch nicht absehbar. Klar ist, dass nun eine Phase der Unsicherheit beginnt. Wir erwarten jedoch zunächst keine unmittelbaren Auswirkungen auf unsere Aktivitäten in Großbritannien." Der Verband der Automobilindustrie betonte, dass ein möglicher Dominoeffekt vermieden werden müsse.

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Der Tagesspiegel

Börsen-Fusion wird kritischer gesehen

Die Deutsche Börse in Frankfurt und die London Stock Exchange (LSE) haben nach dem Votum der Briten für einen EU-Austritt ihre Fusionspläne bekräftigt. Das Referendum habe "keinen Einfluss auf die strategische Grundidee des Zusammenschlusses", erklärten beide Börsenbetreiber am Freitag.

Dass der fusionierte Konzern in London beheimatet sein soll, wird von Aufsichtsbehörden und Politkern in Deutschland hingegen noch kritischer gesehen. Der stellvertretene SPD-Vorsitzende Thorsten Schäfer-Gümbel sagte dem Hessischen Rundfunk: "Die Börsenfusion ist mit dem heutigen Tag schlicht und einfach tot."

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Der Tagesspiegel

G7-Finanzminister sind wachsam

Die sieben führenden Industriestaaten (G7) wollen sich nach dem Brexit-Votum in Großbritannien eng abstimmen, um auf massive Verwerfungen an den Finanzmärkten rasch reagieren zu können. Übermäßige Schwankungen und Turbulenzen bei den Wechselkursen könnten die wirtschaftliche Stabilität und die Finanzstabilität beeinträchtigen, hieß es am Freitagnachmittag in einer gemeinsamen Erklärung der G7-Finanzminister. Sie bekräftigten zugleich, dass die Wirtschaft und der Finanzsektor Großbritanniens widerstandsfähig seien. Die Institutionen des Landes seien gut gerüstet, um mit den Folgen der Entscheidung umzugehen.

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Der Tagesspiegel

Raus dem Pfund, Run auf den Euro

Raus aus dem Pfund. Haben die Briten jetzt Angst vor der eigenen Courage? Das britische Reiseunternehmen Thomas Cook hat nach eigenen Angaben den Devisenverkauf über seine Homepage wegen der überwältigenden Nachfrage nach Euros ausgesetzt. In den Filialen vor Ort würden nur noch Beträge bis zum Limit von 1000 Pfund umgetauscht.


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