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Scharfes Bild: ]Auf der Ifa präsentiert auch Hisense Fernseher mit hoher Auflösung.

© Fotolia. Montage: René Reinheckel

Hausgeräte: Chinesen suchen Käufer in Deutschland

Vom Handy über den Fernseher bis zum Kühlschrank: Die Chinesen entdecken den deutschen Markt für sich. Manche Anbieter gelten bereits als Geheimtipp.

Wer wissen will, ob chinesische Waschmaschinen etwas taugen, kann dies am Dienstag und Mittwoch in der Schillerstraße 71 in Charlottenburg ausprobieren. An beiden Tagen richtet Haier dort im Erdgeschoss eine „interaktive Pop-up- WG“ ein. Der Kühlschrank sei gut gefüllt, heißt es, zur Unterhaltung ist am Dienstag auch die Moderatorin Enie van de Meiklokjes da. Abspülen muss niemand, auch dafür hat der chinesische Hersteller eine Maschine parat. Haier ist gemessen an der Stückzahl die weltweit größte Hausgerätemarke – auch wenn ihr Anteil in Deutschland noch gering ist. Auf der Ifa aber wird deutlich: Die Chinesen sind fest entschlossen, den deutschen und europäischen Markt zu erobern. Und die Ifa spielt dabei eine wichtige Rolle.

Von den erwarteten rund 1440 Ausstellern kommen etwa 450 aus China. Ihre Zahl war auch in der Vergangenheit groß. Einige chinesische Provinzen unterstützten die Messeauftritte ihrer Unternehmen teilweise mit hohen Subventionen, berichtet Ifa-Direktor Jens Heithecker. „Es gibt viele kleine Aussteller, aber auch immer wieder interessante Innovationen“, sagt er. „Die Qualität der Produkte hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen.“ Und die Ifa als internationale Plattform habe schon vielen Herstellern geholfen ihre Marke bekannt zu machen. Zum Beispiel dem südkoreanischen Konzern Samsung, der bei seinem ersten Auftritt vor vielen Jahren noch belächelt wurde. „Wir spiegeln den globalen Markt wider“, sagt Heithecker. „Und da spielen einige potente chinesische Firmen mit.“

Chinesische Marken werden für den Konsumenten in Deutschland langsam sichtbarer. Haier und Huawei etwa nutzen die Popularität des Fußballs hierzulande und versuchen als Sponsoren von Bayer Leverkusen beziehungsweise Borussia Dortmund, ihre Marken bekannter zu machen. Huawei nutzte aber auch die Ifa vor zwei Jahren zum Big Bang – und präsentierte damals die ersten Smartphones unter der eigenen Marke. „Das war eine Initialzündung für Huawei“, sagt Lars-Christian Weisswange, der das Endkundengeschäft in Deutschland verantwortet. Im vergangenen Jahr hatte das Unternehmen dann zum ersten Mal einen großen Stand und wird auch in diesem Jahr wieder die neuesten Smartphones, Tablets und Surfsticks zeigen. Die Messe habe für Huawei, das weltweit unter die top drei der Smartphone-Hersteller kommen wolle, eine wichtige Bedeutung, sagt Weisswange. Auf der Ifa werden die Kontakte zu den Fachhändlern geknüpft und natürlich kann das Unternehmen sich hier auch den Kunden präsentieren. Huwaei biete Hochtechnologie zum günstigen Preis, sagt Weisswange. Die Geräte seien 50 bis 100 Euro billiger als bei der Konkurrenz. „Wir sind mittlerweile der Geheimtipp“, sagt er.

„Die etablierten Hersteller von Handys sollten Produkte aus China nicht unterschätzen“, sagt Jürgen Nadler von der Stiftung Warentest. „So können zum Beispiel Smartphones von Huawei in unseren Tests Plätze im vorderen Mittelfeld belegen.“ Ein Huawei Ascend P1 für 300 Euro sei sogar etwas besser als teurere Geräte von bekannten Marken. Dass positive Beispiele als Beweis für eine insgesamt hohe Produktqualität aus China dienen können, möchte Nadler aber nicht unterschreiben. „Gerade im Billigbereich kommen immer noch Geräte auf den Markt, die durch Sicherheitsmängel auffallen.“ Das gelte allerdings meist für Kleidung, Spielzeug und Billigprodukte.

Mit einem hohen Qualitätsanspruch tritt auch Hisense auf – und natürlich mit interessanten Preisen. So kann man bei den Chinesen einen Ultra-HD-Fernseher bereits ab 1999 Euro (Bildschirmdiagonale 50 Zoll/127 Zentimeter) kaufen. Ultra-HD bietet etwa die vierfache HDTV- Auflösung und wird eine der wichtigsten Neuheiten auf der Ifa sein. Neben dem günstigen Einsteigergerät bietet Hisense aber auch einen Ultra-HD-Fernseher im 84-Zoll-Format für 14 999 Euro. Hisense, 1969 gegründet, 75 000 Mitarbeiter, stellt TV- und Haushaltsgeräte, Klimaanlagen, Mobiltelefone und Unterhaltungselektronik her. Auf dem deutschen Markt ist das Unternehmen noch jung, sagt Marketing-Manager Eicke Rudolph. „Aber der Fachhandel kennt uns schon.“ Nun sollen auch immer mehr Käufer Hisense kennenlernen. Aber auch Hisense will lernen. In Düsseldorf gibt es bereits eine kleine Forschungs- und Entwicklungsabteilung, die die Produkte an den hiesigen Geschmack anpassen soll: „Die Deutschen haben es gern klar und aufgeräumt“, sagt Rudolph. „Die Chinesen mögen es verspielter, bunter und lebhafter.“

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