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Wirtschaft: Helle Köpfe, kleine Lichter

Berliner Forscher haben einen Mini-Laser entwickelt, der einen lokalen Industriebetrieb voranbringt.

Berlin - Airbags im Auto sind echte Knaller: Kommt es zum Crash, muss binnen Millisekunden eine Sprengstoffkapsel zur Explosion gebracht werden, damit sich lebensrettende Nylonsäcke aufblasen. Die Hersteller können Airbags nicht mit gewöhnlichen Hitzequellen zusammenlöten, das wäre zu gefährlich. Sie müssen sie mit höchst präzise gebündelten Lichtstrahlen montieren, also lasern.

Das aber ist eine ziemlich große Energieverschwendung, die derzeit in tausenden Industrieanwendungen, bei denen Laser eingesetzt werden, in Kauf genommen wird. Es ist ein bisher nicht gelöstes Problem der Physik: Je leistungsfähiger Lasergeräte werden, desto geringer wird ihr Wirkungsgrad. Bei starken Lasern verpuffen bis zu 95 Prozent der eingespeisten elektrischen Energie als Wärme.

Einer Berliner Forschergruppe ist es nun gelungen, einen produktionsreifen Diodenlaser zu entwickeln, bei dem deutlich weniger Energie verloren geht – und zwar ohne, dass sich die Strahlenqualität verschlechtert. Dafür wurde sie am Montagabend am Rande der Fachmesse „Laser Optics“ am Messegelände am Berliner Funkturm geehrt. Sechs Forscher erhielten den „Transferpreis Wissenswerte“ des Fördervereins der Technologiestiftung Berlin (TSB).

Das Team unter Leitung des Physikers Götz Erbert forscht praxisnah am Ferdinand-Braun-Institut, dem Leibniz-Institut für Höchstfrequenztechnik (FBH) in Berlin-Adlershof. Es arbeitet eng zusammen mit der Jenoptik Diode Lab GmbH, einem der weltweit führenden Hersteller solcher Mini-Laser. Die Tochter der Jenoptik AG betreibt nur einen Steinwurf vom Institut in Adlershof eine Halbleiterfabrik mit 70 Mitarbeitern, wo diese Laser, von denen mehrere auf einen Fingernagel passen, gebaut werden.

Vorbildlich sei diese enge Verzahnung von Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft, glaubt man beim TSB Förderverein. Dort will man auch andere Forscher motivieren, solche Kooperationen einzugehen und stockte daher den 2003 erstmals vergebenen Preis kräftig auf – von bisher 10 000 auf nun 50 000 Euro. Das ist eine neue Größenordnung für Preisgelder in der Region. Der im November vergebene „Innovationspreis“, den die Länder Berlin und Brandenburg gemeinsam stiften, ist zwar ebenfalls mit 50 000 Euro dotiert, allerdings müssen sich dieses Preisgeld bis zu fünf Preisträger teilen.

Norbert Geyer ist Chef der Geyer Gruppe Industrieholding aus Berlin-Marienfelde und Vorstandsvorsitzender des TSB Fördervereins. Er kämpft leidenschaftlich für die Nähe von Forschung und Industrie. „Wir müssen deutlich mehr als bisher für den Transfer von Forschung zur Industrie in der Region tun. Daher waren wir uns im Verein schnell einig, den Preis so stark aufzustocken“, sagt Geyer. Der TSB Förderverein sei ein für Neugierige durchaus offener Zirkel mit derzeit rund 100 Wissenschaftlern und Unternehmern, die sich etwa vier- bis fünfmal jährlich treffen. Ihr Ziel ist es, den langen Weg von der Forscheridee zum fertigen Industrieprodukt abzukürzen und beide Seiten zusammenzubringen. Der Berliner Senat unter Klaus Wowereit (SPD) tue auf diesem Feld zu wenig. Da gehe es nicht zwingend um Preisgelder. „Es würde schon helfen, wenn der Regierende sich klarer zum Industriestandort Berlin bekennen würde“.

Die Industrie stehe bei der öffentlichen Darstellung der lokalen Politik oft im Schatten der IT-, Mode- oder Kreativbranchen. Dabei würden lokale Industriebetriebe der Metall- und Elektroindustrie nicht nur als Arbeitgeber für vielen Forscher aus den Instituten der Stadt dienen, sondern auch nicht-akademische Bevölkerungsgruppen Arbeit geben, etwa vielen Kindern aus vielen Migrantenfamilien. „Der Spaßfaktor ist bei uns überschaubar. Trotzdem sind wir wertvolle Arbeitgeber“, sagt Geyer.

Forschungleiter Götz Erbert sagte am Montag, er sehe den Preis als große Anerkennung seines Teams, das Forschung stets im Blick auf eine Anwendung der Ergebnisse vorantreibe. „Obwohl wir viele Forschungsgelder aus der Industrie einwerben, erfolgt der Grundbetrag für unsere Forschung aus Steuergeldern“, sagte Erbert. „Der Transferpreis honoriert unsere Bemühungen, durch Technologietransfer einen Teil der eingesetzten Mittel an die Gesellschaft zurückzugeben.“

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