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Wirtschaft: Immer in Kontakt Social Media Manager, wissen, wie sich Firmen auf Facebook, Twitter und Co. etablieren – und sind zur Zeit äußerst gefragt

Der Arbeitstag von Luisa Vollmar beginnt manchmal schon früh morgens, bevor sie ins Büro geht. Über ihr Smartphone schaut sie noch zu Hause bei einer Tasse Kaffee nach, ob jemand einen neuen Kommentar auf Facebook gepostet hat.

Der Arbeitstag von Luisa Vollmar beginnt manchmal schon früh morgens, bevor sie ins Büro geht. Über ihr Smartphone schaut sie noch zu Hause bei einer Tasse Kaffee nach, ob jemand einen neuen Kommentar auf Facebook gepostet hat. Was haben die User beim Kurznachrichtendienst Twitter geschrieben?

Die 34-Jährige ist Social Media Managerin für die Deutsche Telekom. Sie kümmert sich um den Auftritt des Unternehmens im Web 2.0. „Viele Menschen erreicht man heute nur noch im Netz. Da ist es logisch, dass wir dort auch aktiv sind“, sagt Vollmar. Die Zahlen geben ihr Recht. Mit 800 Millionen Mitgliedern, davon 20 Millionen in Deutschland, ist Facebook das weltgrößte soziale Netzwerk. Bei Twitter sind mehr als 100 Millionen aktive Nutzer angemeldet.

Ende 2009 ist die Telekom den Schritt ins Mitmach-Internet gegangen und ist mittlerweile bei allen relevanten Netzwerken vertreten – wie viele andere große Firmen auch. Das neue Berufsbild des Social Media Managers ist entstanden, der mit den Kunden permanent in Kontakt steht. Bei der Telekom gibt es bereits mehr als 20 solcher Experten.

Einer Studie des Hightechverbandes Bitkom zufolge beschäftigt bereits jede zehnte deutsche Firma Social Media Manager. „Das Social Web wird für Unternehmen als Kommunikationskanal immer wichtiger“, sagt Bitkom-Präsident Dieter Kempf. „Die Firmen reagieren darauf, indem sie neue Stellen für die Internetkommunikation schaffen.“ Derzeit gebe es rund 90 000 solcher Stellen, in zwei Jahren sollen es doppelt so viele sein. Vor allem Großunternehmen mit mehr als 50 Millionen Euro Jahresumsatz leisten sich die Netzwerker: 28 Prozent haben solche Mitarbeiter, 20 Prozent planen diese Stellen in Kürze. Laut Bundesverband Digitale Wirtschaft sind 20 000 Stellen in der Branche nicht besetzt. „Wer in diesem Feld Fuß fassen will, sollte es jetzt tun“, rät Sprecher Mike Schnoor.

Für viele Kunden ist das neu: Hing man früher oft lange in den Warteschleifen der Telefonhotlines der Firmen, gibt es jetzt in den Netzwerken oft schon Minuten später eine Antwort. Das ist auch bei „Telekom_hilft“ auf Twitter und Facebook so: Kunden, die dorthin eine Nachricht schicken, erhalten umgehend eine Rückmeldung von einem Social Media Manager des Kundenservices. Der Ton ist freundlich und verbindlich. Gute Umgangsformen sind essenziell – immerhin repräsentieren die Manager ihre Firmen für alle sichtbar. Wir werden gemeinsam eine Lösung finden, lautet der Tenor.

„Manche Kunden sind überrascht: Da ist ja jemand am anderen Ende“, sagt die Social Media Managerin Vollmar. Manchmal sei aber auch ein dickes Fell nötig, wenn Kunden ausfallend werden. Die Netzwerker stehen eng mit anderen Abteilungen in Kontakt. Anfragen werden direkt an die entsprechenden Ansprechpartner vermittelt. „Deshalb sind in dem Job absolute Team-Player gefragt“, sagt Vollmar.

DER EINSTIEG

Einen offiziellen Ausbildungsweg zum Social Media Manager gibt es noch nicht. Die Hochschulen reagieren aber mit berufsbegleitenden Weiterbildungen. In Berlin bietet die Universität der Künste den Master-Studiengang „Leadership in Digitaler Kommunikation“ an, der vor allem ein breites Themenfeld bearbeitet. Die drei bis sechs Semester kosten 18 000 Euro – dafür soll man später aber zur Spitzenklasse der Branche gehören. Wer es kürzer halten will, kann sich an der Medienakademie Cimdata für eine mindestens vierwöchige Weiterbildung einschreiben und kommt mit 1280 Euro deutlich billiger davon.

Eine sehr gezielte Qualifizierung zum Web-2.0-Experten bietet die Social Media Akademie (SMA) in Mannheim an: Vorlesungen werden über sieben Monate, branchengerecht online, gehalten. Die Kosten: rund 3450 Euro. Dafür sind Branchenexperten wie der Buchautor Klaus Eck unter den Dozenten.

WAS MAN MITBRINGEN MUSS

Es sei wichtig, dass sich Profis um die Internetgemeinde kümmerten, sagt SMA-Geschäftsführer Torsten Panzer. „In vielen Firmen machen Praktikanten den Job, weil die Chefs meinen, Social Media sei nur etwas für junge Leute. Das ist falsch: Die am stärksten wachsende Gruppe bei Facebook und Co. ist die Generation 55 plus.“

Voraussetzung für den Job sei eine starke Online-Affinität. „Es kommt darauf an, aktiv dabei zu sein“, sagt Panzer. Blogeinträge, großes Engagement bei Twitter und anderen Plattformen seien obligatorisch. Auch technisches Know-how sei von Vorteil. Wer so breit aufgestellt ist, kann mit einem Gehalt von 35 000 bis 50 000 Euro rechnen.

„Wichtig sind vor allem Erfahrungen im klassischen Kommunikationsbereich“, sagt Luisa Vollmar. Auch ein abgeschlossenes Studium sowie Fremdsprachenkenntnisse seien hilfreich. Sie selbst studierte International Management in Maastricht, bevor sie 2004 in die Unternehmenskommunikation der Telekom ging und dann Social Media Managerin wurde.

DER JOB

Mit ihrem neuen Job hat sich ihre Klientel geändert: Früher kümmerte sie sich um Pressevertreter, heute um die breite Öffentlichkeit. Oft schlüpft sie in die Rolle einer Redakteurin, spürt Themen im Unternehmen auf und bereitet diese multimedial fürs Netz auf.

„Seit Anfang des Jahres schreibe ich auch für den Telekom-Blog“, sagt Luisa Vollmar. Als Unternehmens-Bloggerin kann sie weitgehend thematisieren, was sie will. Sie kann auf den miesen Ruf der Telekom-Mitarbeiter eingehen oder den angeblichen Telekom-Komplott gegen Youtube. Dabei ging es um frustrierend lange Ladezeiten von Youtube-Videos im Telekom-Netz. Vollmar fand das Thema in einem Blog, griff es auf und hakte bei den Telekom-Technikern nach. Weil immer mehr Videos abgerufen würden, führe dies zur Netzüberlastung, schrieb sie schließlich in ihrem Blog. Bei den Nutzern kam das gut an: „Gut, dass ihr das klarstellt“, schreibt der User Paul S.

DIE KARRIERECHANCEN

Für den Online-Experten und Buchautor Klaus Eck ist diese Form der Kundenkommunikation unerlässlich: Transparenz und Offenheit, so sein Credo, seien für Firmen im Netz das A und O. Nur eine glaubwürdige Kommunikation beschert Unternehmen das Kundenvertrauen und natürlich auch Marktanteile, sagt Eck.

Olaf Möller von der Bundesagentur für Arbeit bestätigt den Trend: „Die ganze Kommunikationsbranche boomt – besonders in Großstädten. Das sehen wir in Berlin“, sagt der Pressesprecher der Regionaldirektion Berlin-Brandenburg. Die Zahl der Kommunikationsstellen steige derzeit spürbar an. „Die Unternehmen suchen aber meist über ihre eigenen Kanäle – also etwa die sozialen Netzwerke – nach geeigneten Fachkräften, weil die Ansprüche sehr speziell sind.“

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