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Kunst am Auto. Citee-Car hat keine Ausleihstationen, sondern benutzt die Garagen und Parkplätze seiner Kunden. Wer seinen privaten Stellplatz zur Verfügung stellt, darf günstiger fahren, aber muss das Auto auch selbst pflegen.

© Mike Wolff

In Berlin: Investor probt Angriff auf große Carsharer

Citee-Car will in den umkämpften Berliner Carsharing-Markt. Doch das Konzept des neuen Anbieters ist nicht so günstig wie angepriesen.

Die Bundeshauptstadt ist das Schaufenster für den deutschen Carsharing-Markt. Große Unternehmen wie Deutsche Bahn, BMW und Daimler haben das Geschäftsfeld für sich entdeckt. Daimler-Chef Dieter Zetsche glaubt, damit in deutschen Großstädten bald eine Milliarde Euro umzusetzen zu können. Nun will auch die Luxemburger Risikokapitalgesellschaft Mangrove mit seiner Marke Citee-Car mitmischen. Vorsichtig formuliert, gehörte das bisher nicht zum Kerngeschäft: Mangrove ist eher für seine Beteiligung am Internet-Telefondienst Skype bekannt. Das nötige Know-how soll Bill Jones bringen. Der Engländer war unter anderem neun Jahre lang Marketingchef bei der Hertz-Autovermietung und führt bei Citee-Car den Vorsitz. Für das operative Geschäft ist Mauro Mariani von Mangrove zuständig, der das Carsharing-Konzept entwickelt hat.

Citee-Car funktioniert anders, als die Konkurrenz: Es gibt keine öffentlichen Stationen und keine Kooperation mit der Stadt. Die Möglichkeit, das Auto an beliebiger Stelle abzustellen, gibt es auch nicht. Stattdessen leiht sich Citee-Car den Parkplatz von seinen Mitgliedern. Wer einen Stellplatz oder eine Garage hat, kann als so genannter Host mitmachen. Somit tragen diese Hosts das Geschäft des Carsharers, denn bei ihnen kommen die Leihwagen unter. Dafür bekommen dafür Vergünstigungen wie etwa gratis Fahrzeit. Allerdings sind sie auch für das Auto verantwortlich, müssen den Innenraum sauber halten, es waschen und notfalls auch in die Werkstatt bringen. „Der perfekte Host ist jemand, der versteht, dass das Auto ihm gehört, dass er es liebt“, sagt Unternehmenssprecher Heiko Barnerßoi.

Das soll Kosten sparen und so ist „ein Euro pro Stunde“ die Kampfansage von Citee-Car an die Konkurrenz, darin enthalten auch die Benzinkosten, dazu kommen 20 Cent pro gefahrenen Kilometer. Der Kunde soll ein durchschaubares Preissystem ohne versteckte Kosten bekommen, sagt Barnerßoi. Bisher ist Carsharing geprägt von dutzenden unterschiedlichen Preismodellen mit Grund-, Stunden- oder Minutengebühren und Kilometerpauschalen, die sich auch noch je nach Tageszeit unterscheiden können. Bei genauem Hinsehen kann auch Citee-Car das Versprechen der Einfachheit nicht einhalten. Eine Grundgebühr muss der Kunde auch hier zahlen, fünf Euro im Monat. Wer glaubt, dann für den einen symbolträchtigen Euro fahren zu können, liegt falsch, denn mindestens zwei Stunden müssen gezahlt werden. Die Hosts bekommen so genannte Credits, die sie verfahren können und diese sind je nach Tageszeit gestaffelt. Rechnet man noch den Unterhalt für einen Stellplatz dazu, muss man auch bei Citee-Car den Taschenrechner zur Hilfe nehmen. Für das normale Mitglied, das die Autos nur nutzen will, ist der Preis auf dem Niveau des Großteils der Konkurrenz: Um abends für eine Stunde zehn Kilometer zu fahren, beispielsweise für den Hin- und Rückweg zum Einkauf, bezahlt man bei Citee-Car vier Euro, ohne Grundgebühr. Bei Flinkster von der Deutschen Bahn zahlt man ein paar Cent mehr, Hertz ist mit 3,70 Euro günstiger. Deutlich teurer sind Drive-Now von BMW und der Daimler-Dienst Car2go.

Derzeit befindet sich Citee-Car noch in der geschlossenen Testphase. Nach Tagesspiegel-Informationen wird sie Ende Oktober beendet sein. Die Flotte von 50 Fahrzeugen soll Anfang kommenden Jahres auf 300 wachsen. Während der Präsentation parkt vor dem Firmensitz ein Car2go-Wagen. Von ihnen gibt es mehr als 1000 in der Stadt.

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