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Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU).

© dpa

Initiative "Chefsache": „Geschlechterklischees sind in den Köpfen noch immer tief verankert"

Die Initiative "Chefsache" hat sich zum Ziel gesetzt, die Chancengleichheit von Frauen und Männern voranzubringen. Am Montag hielt Ursula von der Leyen einen Vortrag zu diesem Thema.

Als sie Familienministerin wurde, wollten Journalisten ständig wissen, wie sie das denn schaffen wolle, mit sieben Kindern. Im Amt der Verteidigungsministerin sollte sie acht Jahre später erklären, was es für ein Gefühl sei, wenn ein Mann vor einer Frau stramm stehen müsse. Ursula von der Leyen lacht kurz beim Erzählen der Anekdoten. Nicht, weil es sie amüsiert, sondern weil so exemplarisch sei. „Geschlechterklischees sind in den Köpfen noch immer tief verankert.“

Ihren Impulsvortrag hielt die Bundesministerin am Montagnachmittag beim Jahrestreffen der Initiative „Chefsache“. Elf Firmen, soziale Institutionen und das Verteidigungsministerium hatten sich im Juli 2015 zu einem Netzwerk zusammengeschlossen. Ihre Motivation: die Chancengleichheit von Männern und Frauen. Im ersten Jahr wurden Veranstaltungen organisiert, Best-Practice-Beispiele gesammelt, Broschüren und Magazine erstellt. Inzwischen engagieren sich 14 Mitglieder bei der Initiative. Hinzugekommen sind der Energieversorger EnBW, Tüv Rheinland und die Lufthansa.

Was die Initiative vor allem verändern will, sind noch immer existierende unbewusste Denkmuster („unconscious bias“). Siemens-Personalchefin Janina Kugel stellt zum Beispiel Bewerbungen mit Fotos in Frage. Der erste Eindruck könne Personalentscheidungen beeinflussen. „Negativ betroffen sind möglicherweise junge Männer mit Piercings, Ältere oder Bewerber mit Migrationshintergrund“, meinte sie.

In Kanada sind Fotos in Bewerbungen verboten

In manchen Staaten wie Kanada sind Fotos in Bewerbungen verboten. In Europa bewege man sich bei dem Thema hingegen „nicht ganz so schnell“, sagte Kugel bereits vor ein paar Tagen. An die Adresse potenzieller Siemens-Bewerber appellierte sie: „Bewerben Sie sich auch gerne ohne Foto.“

Bei Bosch ist man anderer Auffassung. „Ohne Fotos würde sich nichts gravierend ändern“, sagte Bosch-Personalchef Christoph Kübel, der auch Mitglied der Initiative „Chefsache“ ist. Man nehme in Deutschland sowieso schon Bewerbungen mit und ohne Bilder an. Er ist sich sicher: „Wir stellen sicher, dass wir nicht nach Fotos auswählen.“

Um seine eigenen Vorurteile zu reflektieren, stellt die Initiative einen Test und ein Training auf ihrer Internetseite zur Verfügung. Damit jeder sehen kann, in welchen Situationen er sich indirekt von Rollenbildern und Klischees leiten lässt. Im Oktober ist im Bundeskanzleramt eine Konferenz des Netzwerks geplant, zu der Angela Merkel einlädt. Sie ist Schirmherrin der Initiative.

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