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Auf dem Freigelände. 115 Fahrzeuge stehen auf den Gleisanlagen der Messe. Samstag und Sonntag kann das Publikum sie besichtigen.

© dapd

Innotrans: Vorgefahren

Die Bahnindustrie trifft sich zur Leistungsschau in Berlin. 104 Weltneuheiten werden präsentiert. Bahnfahren soll schneller, effizienter und umweltfreundlicher werden.

Berlin - Bei Bombardier sitzt man weicher. Egal ob in der Straßenbahn, die der Hersteller für Blackpool in England gebaut hat, oder in den neuen S-Bahnen für Stuttgart – die Sitze sind einfach dicker gepolstert als etwa in den neuen schwarz- rot-goldgelben U-Bahn-Wagen von Siemens für Warschau oder den gelb-grünen Niederflurstraßenbahnen von Solaris für das polnische Posen. Eines haben diese Züge gemeinsam: „großzügige Türen für großen Fahrgastfluss“, wie es bei Bombardier heißt. Je größer die Türen, desto schneller können Fahrgäste ein- und aussteigen und umso kürzer sind die Standzeiten. Für die Einkäufer von Verkehrsunternehmen ist das kein unwichtiges Detail.

Doch die Innotrans, die weltgrößte Messe für Schienenverkehrstechnik, hat natürlich weit mehr zu bieten: von Tunnelvortriebsmaschinen, über Traktionstransformatoren und Rangierloks bis hin zum Modell eines chinesischen Höchstgeschwindigkeitszuges, der in Tests schneller als 500 Kilometer in der Stunde gefahren sein soll. Ab dem heutigen Dienstag bis zum Freitag präsentieren 2515 Aussteller aus 49 Ländern auf dem Messegelände unterm Funkturm ihre Neuheiten rund um Bahn und Schiene dem internationalen Fachpublikum. Was die Messe Berlin als Veranstalterin am meisten freut, ist, dass die Innotrans zum ersten Mal das gesamte Gelände belegt. Vor allem Aussteller aus China und Japan sind diesmal stärker präsent. Neben den Hallen stehen auf dem Freigelände 3500 Meter Gleis zur Verfügung, auf denen bereits 115 Fahrzeuge vorgefahren sind. Die Messe erwartet mehr als 100 000 Fachbesucher aus mehr als 100 Ländern.

In den vergangenen Jahren waren es vor allem die hohen Investitionen in Asien, allen voran in China, die den Markt beflügelt haben. 2011 hatte er weltweit ein Volumen von 146 Milliarden Euro. Doch die Branche erwarte, dass die Entwicklung in China nun langsamer vorangehen werde, sagte Philippe Citroën, Generaldirektor des Verbands der europäischen Eisenbahnunternehmen UNIFE zum Auftakt der Innotrans. Dennoch werde der Bahnmarkt in den kommenden sechs Jahren um 2,7 Prozent wachsen, wobei die höchsten Wachstumsraten in Afrika und dem Mittleren Osten sowie in Lateinamerika erwartet werden.

Die Auftragsbücher der Hersteller hierzulande seien gut gefüllt, sagte Ronald Pörner, Hauptgeschäftsführer des Bahnindustrieverbands in Deutschland VBD. Aufträge von 14,5 Milliarden Euro nahmen die Unternehmen 2011 in ihre Bücher – ein Rekord. Der Umsatz lag bei 10,2 Milliarden Euro. Auch in den kommenden Jahren rechnet der Verband mit leichten Umsatzsteigerungen, auch wenn die allgemeinen Konjunkturdaten nicht eben positiv seien. Insbesondere die Lieferanten für den Schienengüterverkehr müssten mit einer schwächeren Nachfrage rechnen. Dagegen erwartet der VDB eine starke Nachfrage nach Triebzügen und S-Bahnen.

Um den Markt anzukurbeln, schlägt der Verband eine Abwrackprämie für alte Dieselloks vor. Zwar habe die Deutsche Bahn ihre alten Loks mit neuen Motoren ausgestattet. Dennoch fahren nach Berechnungen des Verbands in Deutschland noch 600 Lokomotiven, die älter als 30 Jahre sind. Ein Austausch durch effizientere, sauberere Maschinen würde auch der Umwelt nützen. Eine von der Bundesregierung ausgelobte Umweltprämie, die den Staat jährlich 80 Millionen Euro kosten würde, könne zu einem vergleichsweise geringen Betrag eine große Wirkung erzielen. Man sei mit Wirtschafts- und Verkehrsministerium im Gespräch, sagte Pörner. Nur den Finanzminister habe man noch nicht gefragt.

Vossloh jedenfalls zeigt auf der Messe die erste Dieselrangierlok, die der Euro-5-Norm genügt. Sie hat ein hübsches Blümchendekor und ist eine der 104 Weltpremieren auf der Innotrans.

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