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Feinripp nur privat. Wolfgang Joop entwirft nun doch keine Wäsche für Schiesser.

© pnn

Haute Couture statt Feinripp: Joop ist bei Schiesser raus und bei Wunderkind drin

Die Traditionsfirma verzichtet auf eine Kooperation mit dem Stardesigner. Der holt sich die Mehrheit an seinem Krisen-Label zurück

Potsdam - Wieder Haute Couture statt Feinripp? Der Modedesigner Wolfgang Joop ist beim Wäschehersteller Schiesser aus dem Rennen – und hat nach eigenen Angaben gleichzeitig wieder die Macht im von ihm gegründeten krisengeschüttelten Luxus-Modelabel „Wunderkind“ übernommen. Joop hat nach eigenen Angaben die 65 Prozent an „Wunderkind“ vom Investorenehepaar Gisa und Hans-Joachim Sander zurückgekauft – für 2,95 Millionen Euro.

Schiesser-Insolvenzverwalter Volker Grub sagte am Freitag dem Tagesspiegel, das seit 2009 insolvente Traditionsunternehmen habe Joops Hilfe nicht mehr benötigt, man habe im gegenseitigen Einvernehmen auf eine Zusammenarbeit verzichtet. Joop habe bisher nicht für die Firma gearbeitet, die seit 2010 wieder „satt in der Gewinnzone“ sei. Ohne Joops Zutun sei eine neue Kollektion entstanden, ein neuer Markenauftritt, ein neues Logo und ein neuer Ladenbau. „Wir haben uns angesichts der guten Entwicklung einfach gefragt, was Herr Joop überhaupt noch für uns tun könnte und ob eine Zusammenarbeit noch sinnvoll ist. Das war – ganz klar – eine Kosten-Nutzen-Rechnung“, betonte Grub. Nach Tagesspiegel-Informationen war Schiesser massiv vor einem Joop-Engagement gewarnt worden. Mehrfach habe es aus Finanzkreisen geheißen, Joop sei in akuten Geldnöten. Was dessen Sprecher und Partner Edwin Lemberg dementiert.

Joop hatte 2009 öffentlichkeitswirksam die Rettung von Schiesser angekündigt und war dann zusammen mit einer Beteiligungsgesellschaft in Radolfzell am Bodensee vorstellig geworden. Doch nach Angaben aus Unternehmenskreisen hatte sich schnell herausgestellt, dass die Beteiligungsgesellschaft nicht ansatzweise in der Lage gewesen wäre, die benötigten Mittel und das Know-how aufzubringen. Nachdem Schiesser sich zu einem Börsengang entschlossen hatte, war Joop erneut vorstellig geworden – zusammen mit einem Kreditinstitut, das den Börsengang managen wollte. Joop wollte als Berater für das Unternehmen tätig werden. Diese Verhandlungen seien nun beendet worden, so Grub. Mit dem Engagement Joops bei „Wunderkind“ habe das nichts zu tun.

Viel Zeit für Schlüpfer hätte Joop ohnehin nicht gehabt. Denn nach dem Rückkauf der Mehrheit an „Wunderkind“ muss er bis zu den Herbstschauen in Paris eine neue Kollektion erstellen und finanzieren. Nach heftigem internen Streit über die Ausrichtung des Labels zwischen dem Investorenpaar Sander und Joop war der Geschäftsbetrieb Anfang 2011 faktisch zum Erliegen gekommen. Sanders wollten kein neues Geld mehr in die Firma stecken. Nach eigenen Angaben haben die beiden etwa 27 Millionen Euro in „Wunderkind“ investiert. Zusammen mit Joops Investitionen seien etwa 60 Millionen Euro in „Wunderkind“ geflossen. Zuletzt waren die Anteile und das Darlehen der Sanders an „Wunderkind“ nach Tagesspiegel-Informationen nur noch knapp drei Millionen Euro wert. Am Freitag erklärte Joop, er habe die Anteile zurückgekauft – und zwar aus seinem Privatvermögen. Noch vor kurzem hatte der Designer von Verhandlungen mit drei Investoren berichtet. Das ist nicht die einzige Unklarheit. Hans-Joachim Sander sagte am Freitag dem Tagesspiegel, es sei noch kein Vertrag unterzeichnet.

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