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Nach der Rettung: Karstadt feiert am Ku'damm: „Wir sind eine große Familie“

Karstadt ist gerettet. Investoren, Politiker und Mitarbeiter feiern in Berlin in der Karstadt-Filiale am Kurfürstendamm. Sogar ein Altkanzler kam.

Berlin - Man hätte erwarten können, dass sich Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg einen großen Satz oder eine Geste für die Abendnachrichten zurechtgelegt hat, in dem er die ganze Erleichterung über das Ende der Achterbahnfahrt um Karstadt zum Ausdruck bringt. Da steht er nun vor Dutzenden Kameras und Mikrofonen im Karstadt-Mitarbeitercasino und sagt so leise, dass es kaum ein Mitarbeiter im Raum hören kann: „Ich bin auch schon ein bisschen bewegt.“

Den Tag der Rettung, den Tag ihrer Versöhnung feiern die Verhandlungspartner am Freitagmittag in der sechsten Etage bei Karstadt am Kurfürstendamm, mitten im Leben: Der Kaufhausbetrieb geht weiter. Senioren tragen Tabletts zu den festgeschraubten Tischen, einige blicken irritiert hinüber in den Mitarbeiterbereich, der nur durch eine Kordel vom öffentlichen Restaurant abgegrenzt ist. Alle wichtigen Protagonisten stellen sich vor eine Stellwand, um die Mitarbeiter öffentlich zu informieren und ihren Dank auszusprechen. Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) zum Beispiel dankte dem Deutsche-Bank-Vorstand Jürgen Fitschen, der eine große Hilfe gewesen sei. Und „ganz besonders“ Thomas Heilmann, dem aufstrebenden Berliner CDU- Politiker, der in der heißen Phase vermittelt und nach eigenen Angaben in den vergangenen beiden Nächten kaum ein Auge zugemacht hat, da unentwegt das Handy klingelte.

Dank gelte auch den Mitarbeitern für ihre Geduld und ihr Vertrauen. Das betonen alle Redner, auch der Investor Nicolas Berggruen. „Als der damals plötzlich auftauchte ahnte ich, dass alles gut wird“, sagt Yvonne Boettcher, Lebensmittelfachverkäuferin im Haus. Sie steht abseits mit verschränkten Armen neben einer Kollegin, um einen Blick auf die Menschen zu werfen, die es ausgehandelt haben. Jetzt sei sie einfach nur glücklich. „Es wäre so schade gewesen um Karstadt, wir sind eine große Familie, die hätte man nicht trennen dürfen.“

Nicolas Berggruen, dem Karstadt-Retter, scheint der Trubel nicht zu behagen. Nach dem einen Satz, dass er „irrsinnig glücklich“ sei, scheint er sich im Schatten der anderen Redner zu verstecken. Als sich am Ende der Reden die Reporter auf ihn stürzen, ihm eng auf die Pelle rücken, windet er sich heraus und ergreift mit großen Schritten die Flucht. Einige Kameraleute folgen ihm und staunen nicht schlecht, als Berggruen plötzlich in dem Restaurant links in einen abgesperrten, aber gut einsehbaren Bereich abbiegt und sich an einen Tisch mit sieben älteren Herren setzt. Mit dabei: Gerhard Schröder. Was hat der mit Karstadt zu tun?

Der Altkanzler genießt die Überraschung sichtlich, winkt Reportern und Besuchern zu. Die Männer essen eine Kleinigkeit, nur Berggruen bekommt keinen Bissen runter. Es stellt sich heraus: Schröder und die anderen Männer am Tisch, darunter Spaniens ehemaliger Ministerpräsident Felipe González und Fernando Henrique Cardoso, bis 2002 Staatspräsident Brasiliens, sind Mitglied in einem Think Tank, dem Nicolas Berggruen Institute. Sie treffen sich regelmäßig.

Eigentlich war das Treffen diesmal ganz woanders geplant, aber da Berggruen nun mal hier im Haus zu tun hatte, dachte er, man könne auch bei Karstadt essen, erklärt seine Sprecherin. Alles ein Termin-Zufall also? Oder ein Signal, dass Karstadt bald so exklusiv werden soll wie Schröders einstiges Stammrestaurant Borchardt in Berlin-Mitte? Schröder jedenfalls beglückwünscht Berggruen zum Kauf. „Das ist eine wichtige und richtige Investition“, sagte er dem Tagesspiegel.

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