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Keine Perspektive für Photovoltaik: Der Solar-Ausstieg

Bosch folgt Siemens: Die Überkapazitäten und der Preisverfall in der Photovoltaik kosten die Stuttgarter 2,4 Milliarden Euro. Nun steigt Bosch aus - 3000 Beschäftigte sind betroffen.

Die ganze Tragweite und Enttäuschung klang durch, als der Bosch-Chef das Ende der Fotovoltaik erläuterte. Auch für ihn persönlich sei die „gravierende Entscheidung schmerzlich“, sagte Volkmar Denner und bedankte sich ausdrücklich für den Einsatz der rund 3000 Mitarbeiter, deren Zukunft seit Freitag offen ist. Bosch steigt aus der Fotovoltaik aus und „bedauert das sehr“. Bereits im Oktober vergangenen Jahres hatte sich bereits Siemens aus dem noch vor wenigen Jahren so vielversprechenden Bereich zurückgezogen. Vor allem die weltweiten Überkapazitäten haben aber vielen Geschäftsmodellen inzwischen die Grundlage entzogen. Das gilt auch für Bosch.

Denner zufolge haben die Stuttgarter seit ihrem Einstieg in die Fotovoltaik 2009 rund 2,4 Milliarden Euro Verluste eingefahren, allein 2012 war es eine Milliarde. „Auch in den ersten beiden Monaten 2013 gab es erhebliche Umsatzrückgänge“, sagte Denner in einer Telefonkonferenz. Wegen des „massiven Preisdrucks“ und der „erheblichen Überkapazitäten“ habe man keine Perspektive gesehen. Seit 2011 übertreffe das weltweite Angebot an Wafern, Zellen und Modulen die Nachfrage um das Doppelte. „Alle bedeutenden Hersteller schreiben rote Zahlen, auch die chinesischen“, sagte Denner. Vor wenigen Tagen hatte der chinesische Konzern Suntech Insolvenz angemeldet.

Von den 3000 Mitarbeitern des Bosch- Geschäftsbereichs Solar sind mehr als die Hälfte im thüringischen Arnstadt beschäftigt. Bei der Bosch-Tochter Aleo Solar in Prenzlau gibt es rund 700 Mitarbeiter in der Modul-Produktion. Diese Werke sollen ebenso verkauft werden wie die Fabrik im französischen Vennissieux. Die Bosch Solar CISTech GmbH, vormals Johanna Solar, in Brandenburg an der Havel soll dagegen „als Entwicklungsaktivität für die Dünnschichttechnologie mit 150 Mitarbeitern weitergeführt werden“, teile Bosch mit. Über die weitere Ausrichtung dieser Firma wolle man später entscheiden.

Denner zufolge will der Konzern für alle betroffenen Mitarbeiter „Lösungen im Sinne unserer sozialen Verantwortung“ anstreben. Und zwar, indem man Käufer für die einzelnen Bereiche/Werke findet, alternative Arbeitsplätze im Konzern anbietet und schließlich einen Sozialplan mit dem Betriebsrat über die Zahlung von Abfindungen abschließt.

Zwar beklagte der Bosch-Chef die „wechselnden politischen Rahmenbedingungen“ für die Solarbranche. Doch die Kürzung der Solarförderung in Deutschland sei eher irrelevant gewesen für den Ausstieg. Alles in allem sei der massive Preisverfall auch durch die erreichten Kostensenkungen nicht auszugleichen gewesen. „Wir haben uns viel Zeit genommen, um alle Varianten durchzuspielen“, sagte Denner. „Uns ist keine Lösung eingefallen.“ IG-Metall-Chef Berthold Huber kritisierte den Ausstieg. „Wer jetzt aufgibt, verabschiedet sich auf Dauer von einer Zukunftstechnologie.“

Vor einem halben Jahr hatte bereits Siemens angekündigt, sich von der Solarthermie und der Fotovoltaik zu trennen und sich bei den Erneuerbaren Energien auf Wind- und Wasserkraft zu konzentrieren. Als Grund nannte Siemens damals die veränderten Rahmenbedingungen: das Wachstum sei geringer ausgefallen und der Preisdruck stärker als erwartet. Insgesamt arbeiteten in der Siemens-Solarsparte 680 Mitarbeiter. Auch den Münchener Konzern kam das Intermezzo teuer zu stehen. Unter anderem hatte Siemens 2009 das israelische Solarthermie- Unternehmen Solel für 418 Millionen Dollar (damals rund 284 Millionen Euro) übernommen. Nun sucht der Konzern für die verlustreiche Firma noch immer einen Käufer. Unterm Strich hat Siemens das Engagement bei Solel mehr als 700 Millionen Euro gekostet. (Mitarbeit: Matthias Matern)

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