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Wimmelbild. Das Sicherheitspersonal wird speziell geschult, um gefährliche Gegenstände bei der Handgepäckkontrolle zu entdecken.

© dpa

Kontrolle ohne Durchblick: Frankfurter Flughafen fällt bei Waffentest durch

Prüfer schmuggeln Waffen durch die Sperren am Frankfurter Flughafen. Jetzt muss das Sicherheitspersonal nachsitzen. Das verlängert die Wartezeiten.

Bei verdeckten Kontrollen an Deutschlands größtem Flughafen in Frankfurt am Main hat die EU-Kommission offenbar erhebliche Sicherheitsrisiken aufgedeckt. Den Prüfern sei es bei jedem zweiten Versuch gelungen, Waffen oder gefährliche Gegenstände durch die Passagierkontrolle zu schmuggeln, berichtete die „Bild am Sonntag“. Als Hauptgrund für die Probleme nenne der als geheim eingestufte Prüfbericht schlecht geschultes Personal der beauftragten Dienstleister. So hätten die Mitarbeiter etwa die Röntgenbilder bei den Handgepäck-Kontrollen nicht richtig deuten können, hieß es.

Die EU-Kommission bestätigte, dass es regelmäßig Sicherheitstests an Europas Flughäfen gebe. Der Sprecher in Brüssel wollte die Ergebnisse einzelner Flughäfen aber nicht kommentieren. Nach Tagesspiegel-Informationen fanden die Tests in Frankfurt bereits Anfang November statt. Auch die für die Sicherheit an Flughäfen zuständige Bundespolizei und die Luftfahrtbehörden der Länder stellen die Mitarbeiter der privaten Sicherheitsdienste regelmäßig auf die Probe – allerdings nicht so häufig.

Ein Sprecher der Bundespolizei sagte der „BamS“: „Wir haben Sofortmaßnahmen eingeleitet, um die Sicherheit der Passagiere wieder zu gewährleisten.“ Das erkläre auch die gegenwärtig längeren Wartezeiten. Der Sprecher der EU-Kommission erläuterte, sollten Tests Sicherheitsmängel aufzeigen, müssten die Staaten dafür sorgen, dass nachgebessert werde und Mängel schnell beseitigt würden.

196 Stunden Schulung sind vorgeschrieben

Die Flughafengesellschaft Fraport bestätigte, dass Frankfurt wie auch einige andere europäische Airports zu Nachbesserungen aufgefordert worden seien. Fraport-Sprecher Christopher Holschier sagte, dass zwei Firmen die Passagiere am Frankfurter Airport kontrollierten: I-SEC und die Flughafengesellschaft selbst. Allein bei Fraport sei eine Nachschulung von 2500 Mitarbeitern eingeleitet worden. Die Trainer seien auch verstärkt bei den Kontrollen selbst dabei. Arbeitsrechtliche Konsequenzen seien derzeit nicht vorgesehen. Die Bundespolizei mache mehrmals im Monat unangekündigt und verdeckt sogenannte Realtests, damit Fehler erkannt und abgestellt werden könnten. „Die Ergebnisse werden nicht öffentlich gemacht“, sagte Fraport-Sprecher Holschier.

Für die eigentliche Schulung des Personals der Passagierkontrollen sind nach Holschiers Worten 196 Stunden vorgeschrieben. Die Bundespolizei formuliere die Anforderungen und nehme den Abschlusstest ab. Die neuen Nachschulungen dauerten acht bis zehn Stunden.

Kein Kommentar von den Berliner Flughäfen

Der „BamS“ zufolge droht die EU-Kommission sogar damit, den Flughafen als „Non-Schengen-Airport“ einzustufen, sollten die Maßnahmen nicht greifen. Dann müssten sich Flugreisende in Frankfurt bei der Einreise in andere EU-Länder einer erneuten Sicherheitskontrolle unterziehen. Der Schritt wäre ein riesiger Imageverlust und mit längeren Wartezeiten verbunden. Beim Flughafenverband ADV konnte man sich am Sonntag nicht vorstellen, dass Fraport mit einer derart harten Sanktion belegt werden könnte.

„So etwas darf natürlich nicht passieren. Das ist sicherlich nicht gut gelaufen in Frankfurt“, sagte ADV-Hauptgeschäftsführer Ralph Beisel dem Tagesspiegel. Aber unterm Strich würden diese Kontrollen das Vertrauen in die Abläufe stärken. „Mich beruhigt, dass sofort Gegenmaßnahmen ergriffen worden sind“. Beisel sagte, er habe weiter volles Vertrauen in die Arbeit der Bundespolizei.

Inwieweit derartige Tests auch an anderen deutschen Flughäfen ähnliche Sicherheitslücken offenbart haben, ist unklar. Laut Beisel, der Einblick in die vertraulichen Berichte hat, gibt es derartige Fälle nur alle paar Jahre. Anja Pester, Sprecherin der Bundespolizei, erklärte am Sonntag, ihr seien keine Mängel an den Berliner Flughäfen Tegel und Schönefeld zu Ohren gekommen. In der Hauptstadt hat die Polizei die Aufgabe nach einer Ausschreibung an die Sicherheitsfirma Securitas vergeben. Deren Mitarbeiter würden kontrollieren, allerdings stünden Beamte bereit, um – falls nötig – einzugreifen. Ralf Kunkel, Sprecher der Berliner Flughäfen, wollte die ganze Geschichte nicht kommentieren. Es gehe ja um den Flughafen Frankfurt, sagte er. (mit dpa)

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