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Ticket bereithalten. Die Fluggesellschaften meldeten in insgesamt 265 Fällen verdächtige Tickets an die Behörden, mit denen Passagiere einchecken wollten. Sie wurden dann mit den Datenbanken der Kreditkartenfirmen und der IATA sowie den Fahndungslisten von Interpol abgeglichen. In 23 Ländern wurden insgesamt 183 Personen festgenommen.

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Exklusiv

Kreditkartenbetrug mit Internettickets: Fahnder nehmen 183 Fluggäste fest

In einer gemeinsamen Aktion auf 68 Flughäfen in 32 Ländern sind Polizei, Fluggesellschaften und Kreditkartenunternehmen gegen Reisende vorgegangen, die ihre Flugtickets mit gestohlenen Kreditkarten bezahlt hatten.

In einer internationalen Aktion unter Federführung von Europol ist den Behörden ein erheblicher Schlag gegen den Kreditkartenbetrug im Luftverkehr gelungen. Wie erst jetzt bekannt wurde, wurden bei einem zeitgleichen Einsatz an 68 Flughäfen in 32 Ländern bereits vergangene Woche insgesamt 183 Personen festgenommen, darunter in Berlin, Frankfurt am Main und München. Der Erwerb von Flugtickets im Internet, die mit gefälschten oder gestohlenen Kreditkarten bezahlt werden, stellt ein zunehmendes Problem für die Fluggesellschaften dar.

Die internationale Lufttransportvereinigung IATA in Genf, die 240 Airlines und damit 84 Prozent des weltweiten Luftverkehrs repräsentiert, schätzt den dadurch entstehenden Schaden auf rund 820 Millionen Dollar pro Jahr, was 0,3 Prozent der Ticketverkäufe per Kreditkarte entspricht. Darin sind die Nebenkosten, etwa für die Rückabwicklung der Geldbuchungen und Vorbeugemaßnahmen, noch nicht einmal enthalten, sagte IATA-Sprecher Chris Goater dem Tagesspiegel. Bei mancher Fluggesellschaft hätten diese ergaunerten Tickets gar 1,5 Prozent der Ticketumsätze ausgemacht – für Airlines mit einer Gewinnmarge von oft nur rund drei Prozent sei dies ein erheblicher Schaden, sagte Goater.

Die Internetkriminalität nimmt rapide zu

Täglich würden hunderttausende Flugtickets im Internet gekauft, wobei deren Aussteller oft nicht die Möglichkeit hätten, die Authentizität der zur Bezahlung genutzten Kreditkarte zu überprüfen, sagte Glyn Lewis, Direktor für spezialisierte Kriminalität und Analyse der internationalen Polizeiorganisation Interpol in Lyon. Die rapide Zunahme der Internetkriminalität treffe jährlich Millionen Menschen, deren Daten missbraucht würden. Sie verursache bei Banken, Fluggesellschaften und in der Reisebranche insgesamt erhebliche finanzielle Einbußen, teilte das europäische Polizeiamt Europol in Den Haag mit.

Unter der Führung des Europäischen Zentrums zur Bekämpfung der Cyberkriminalität von Europol schlugen die Fahnder vergangene Woche zu. In der niederländischen Einsatzzentrale versammelten sich Vertreter der Polizeibehörden, von 35 Fluggesellschaften sowie den großen Kreditkartenfirmen American Express, Master Card und Visa Europe, um den Einsatz zu koordinieren. Ebenfalls beteiligt waren die IATA, die europäische Agentur für operative Zusammenarbeit an den EU-Außengrenzen Frontex und die EU-Justizbehörde Eurojust.

Die Fluggesellschaften meldeten 265 verdächtige Fälle

Die Aktion war unter größter Geheimhaltung monatelang akribisch vorbereitet worden. Sie startete zeitgleich in allen EU-Staaten sowie in Island, Norwegen, der Schweiz, der Ukraine, Brasilien, Kolumbien, Peru und den USA. Die Airlines meldeten in insgesamt 265 Fällen verdächtige Tickets, mit denen Passagiere einchecken wollten. Sie wurden dann mit den Datenbanken der Kreditkartenfirmen und der IATA sowie den Fahndungslisten von Interpol abgeglichen. In 23 Ländern wurden insgesamt 183 Personen festgenommen.

Die Ermittlungen zeigten laut Europol, dass der Ticketbetrug mit weiteren Formen der Kriminalität einhergeht. Einige der Festgenommenen werden auch mit anderen Betrugsarten, Diebstahl, illegaler Einreise sowie Drogen- und Sexualdelikten in Verbindung gebracht. So ging den Fahndern in London ein brasilianischer Staatsbürger ins Netz, der wegen Missbrauchs von Kindern gesucht wurde und nach Malaga fliegen wollte. Doch Kriminelle nutzen betrügerisch erworbene Tickets nicht nur für eigene Reisen. Vorsicht ist auch geboten, wenn Flüge zu Schnäppchenpreisen von ominösen Internetfirmen angeboten werden.

Auch Bahn-Tickets werden immer öfter mit geklauten Kreditkarten bezahlt

Auch Tickets der Deutschen Bahn, die zunehmend im Internet offeriert werden, können mit geklauten Kreditkartendaten bezahlt worden sein. Laut „Spiegel“ ist die Zahl dieser Fälle von nur 403 im Jahr 2011 auf knapp 28.000 im vergangenen Jahr gestiegen. Im August 2013 waren zwei Männer in Berlin zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt worden. Sie hatten der Bahn in insgesamt 167 Fällen einen Schaden von 409.000 Euro bereitet.

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