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 Für seine Premium-Küchen war Alno bekannt – trotzdem geriet das Unternehmen in die Krise.

© dpa

Küchenhersteller: Alno stellt den Betrieb ein

Der 1927 gegründete Küchenhersteller stellt den Betrieb ein. Das trifft Mitarbeiter, Händler – und Kunden.

Von Carla Neuhaus

Eine neue Küche lassen sich die Deutschen einiges kosten. Fast 7000 Euro geben sie dafür im Schnitt aus, die Branche boomt. Und doch hat es der deutsche Hersteller Alno nicht geschafft, sich im Markt zu halten. Seit Freitag ist klar: Das Traditionsunternehmen stellt seinen Betrieb ein. Insolvenzverwalter Martin Hörmann hatte bis zuletzt gehofft, einen Käufer für Alno zu finden. Doch auch der letzte Interessent ist nun abgesprungen – was das Ende für die Premium-Marke bedeutet. „Wir haben gekämpft und alles versucht, um eine tragfähige Zukunftslösung für Alno zu finden“, sagte Hörmann. Aber ohne Investor gebe es leider keine Zukunft mehr für den Küchenhersteller.

Vor allem die Mitarbeiter trifft das hart. Im baden-württembergischen Pfullendorf, wo Alno seinen Hauptsitz hatte, war der Küchenhersteller der zweitgrößte Arbeitgeber. Bis zum Monatsende sollen die Angestellten nun die betriebsbedingte Kündigung bekommen. Viele von ihnen konnte Alno zuletzt ohnehin schon nicht mehr bezahlen. 400 waren freigestellt worden. 170 hatten zuletzt noch den geplanten Verkauf des Unternehmens vorbereitet. Doch ohne Investor sind nun auch sie ihre Jobs los. Nur 60 Mitarbeiter können vorerst bleiben, um bei der Abwicklung des Unternehmens zu helfen. Der Insolvenzverwalter hat mit dem Betriebsrat einen Sozialplan ausgearbeitet.

Nach dem Börsengang begann die Krise

Dabei hatte einst alles so viel versprechend angefangen. Albert Nothdurft, dessen Initialen im Firmennamen stecken, hat das Unternehmen 1927 gegründet. Mit gerade einmal 21 Jahren machte er aus einer Schreinerwerkstatt einen florierenden Betrieb für Küchenmöbel. Nach dem zweiten Weltkrieg verhalfen ihm erst das Wirtschaftswunder, dann die Verbreitung der Einbauküche zum Erfolg. Auch im Ausland waren die Schränke „Made in Germany“ gefragt. So hätte es noch lange weitergehen können. Doch nach dem Börsengang 1995 und dem Tod des Gründers zwei Jahre später kam die Krise. Die Rede ist von Managementfehlern und Chefs, die sich selbst bereichert haben sollen.

Klar ist: In den letzten Jahren hat das Unternehmen immer wieder Verluste gemacht. Es gab diverse Versuche, das Unternehmen zu restrukturieren. Dass die Firma überhaupt so lange durchgehalten hat, lag einzig an den Investoren, die immer wieder Geld bereitstellten. Erst vor einem Jahr stieg die bosnische Unternehmerfamilie Hastor bei Alno ein. Doch da war es offenbar schon zu spät.

Die Händler leiden unter dem Aus von Alno

Im Juli hat Alno Insolvenz angemeldet, seit September ruht die Produktion. Einen Teilerfolg erzielte Insolvenzverwalter Hörmann immerhin im Oktober, als er die Alno-Tochter Pino an den Hersteller Nobilia verkaufte. Neben der Marke Pino wechselten so auch 230 Mitarbeiter zum Konkurrenten. Einige Auslandsgesellschaften konnte Hörmann ebenfalls verkaufen – nur für das Herzstück mit der Premium-Marke Alno fand sich kein Käufer.

Ihr Ende trifft neben den Mitarbeitern vor allem die Händler. Haben sie bereits Küchen bezahlt, die nicht oder nur teilweise ausgeliefert worden sind, dürften sie auf dem Schaden zum größten Teil sitzen bleiben. Ob sie noch etwas aus der Insolvenzmasse erhalten, ist offen. Der Insolvenzverwalter muss nun prüfen, ob das Management für Fehler haftbar gemacht werden kann. Doch das dauert.

Die Kunden bekommen ihr Geld zurück

Die Kunden sind derweil auf der sicheren Seite. „In der Regel schließen Verbraucher einen Vertrag mit dem Händler ab und nicht mit dem Küchenhersteller“, sagt Julia Woywod-Dorn von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Wer also in diesem Jahr noch eine Alno-Küche gekauft hat, die nicht mehr geliefert werden kann, bekommt sein Geld vom Händler zurück. Ähnlich ist der Fall, wenn die Schränke und Geräte nur teilweise geliefert worden sind – was bei Alno zuletzt häufiger vorgekommen sein soll. Auch dann ist der Händler in der Pflicht. Er muss die fehlenden Teile bei einem anderen Hersteller besorgen oder die Küche austauschen. Wer schon länger eine Alno-Küche besitzt, muss sich ebenfalls keine Sorgen machen. Kunden haben weiterhin Anspruch auf Gewährleistung. Stellt man Mängel an seiner Küche fest, muss der Händler sie beseitigen. Bei einzelnen Schränken ist das zwei Jahre lang der Fall, bei einer klassischen Einbauküche fünf Jahre.

Trotzdem rät Woywod-Dorn Kunden, einen Blick in ihre Verträge zu werfen. Denn meist gibt es über die Gewährleistung hinaus Garantien. Zum Beispiel für den Fall, dass nach Ablauf der Gewährleistungsfrist die Dunstabzugshaube kaputt geht. Ob einem die Garantie aber vom Händler oder vom Küchenhersteller gewährt worden ist, hängt vom Vertrag ab.

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