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Lebensversicherungen: Weniger fürs Alter

Die Versicherer senken die Zinsen. Im nächsten Jahr fallen die Überschüsse geringer aus als in diesem. Experten haben für den Tagesspiegel gerechnet: Die Kunden kostet das tausende Euro.

Schlechte Zeiten für all die, die eine Lebensversicherung haben: Sie bekommen im nächsten Jahr weniger für ihre Prämien. Branchenprimus Allianz senkt seine Überschussbeteiligung von vier auf 3,6 Prozent, die Ergo zahlt ihren Versicherten sogar nur noch eine Gewinnbeteiligung von 3,2 Prozent (minus 0,6 Prozentpunkte). Andere große Versicherer rechnen noch: Debeka, Huk Coburg und die R+V-Versicherung werden erst in den nächsten Tagen bekannt geben, was auf ihre Versicherten zukommt.

0,4 Prozentpunkte minus – was heißt das für die Kunden auf lange Sicht? Wir haben den Bund der Versicherten gebeten, das für vier Musterverträge zu kalkulieren. Die Annahme: Ein Versicherungskunde zahlt bis zum 67. Lebensjahr jeden Monat 100 Euro ein, mal beginnt man mit 25, mal mit 35 Jahren. Die Frage: Wie viel erhält man am Ende, wenn der Vertrag über die gesamte Laufzeit hinweg mit 3,6 Prozent beziehungsweise mit vier Prozent verzinst wird?

„Durch die Senkung von vier auf 3,6 Prozent verliert der Kunde mehr als ein Fünftel der laufenden Überschüsse, mit denen er bisher rechnen konnte“, sagt Axel Kleinlein, Chef des Bundes der Versicherten. Dabei fallen die Einbußen naturgemäß umso höher aus, je länger der Vertrag läuft. Männer, die bereits mit 25 Jahren eine kapitalbildende Lebensversicherung abschließen, bekommen unterm Strich 9000 Euro weniger, wenn die Überschussbeteiligung um 0,4 Prozentpunkte sinkt. Wer erst mit 35 startet, hat nur gut 4000 Euro weniger. Frauen, die schon mit 25 in eine private Rentenversicherung einzahlen, müssen sogar mit Einbußen von über 9600 Euro rechnen.

Bei den Berechnungen außen vor geblieben sind die sogenannten Schlussüberschussanteile, die bei Vertragsende hinzukommen, die aber – anders als die Überschussbeteiligungen – den Verträgen während der Laufzeit noch nicht gutgeschrieben sind. Auch die Beteiligung der Kunden an den stillen Reserven hat der Bund der Versicherten nicht einberechnet. Allerdings werden diese ohnehin per Gesetz eingeschränkt: Ab dem 21. Dezember müssen die Versicherer die Versicherten nicht mehr an den Bewertungsreserven für festverzinsliche Wertpapiere beteiligen. Diese entstehen, wenn die Papiere, die die Versicherer in ihren Büchern haben, im Wert steigen. Allerdings stehen die Gewinne meist nur auf dem Papier, weil die Versicherer die Anlagen bis zum Ende der Laufzeit halten. Kunden konnten dennoch bislang – je nach Vertrag – mit einer Gutschrift von einigen tausend Euro rechnen. Daher regt sich gegen die vom Bundestag bereits beschlossene Reform Protest. Im Bundesfinanzministerium erwägt man jetzt, per Verordnung gegenzusteuern. Policen, die 2013 oder 2014 auslaufen, sollen nicht völlig leer ausgehen.

„Kunden sollten jetzt keine neuen Lebensversicherungen abschließen“, rät Axel Kleinlein. Denn garantiert sind Neukunden über die gesamte Laufzeit ihres Vertrags hinweg derzeit ohnehin nur 1,75 Prozent. Was sie darüber hinaus noch ausschütten, legen die Versicherer Jahr für Jahr neu fest. Und das ist angesichts der niedrigen Zinsen auf den Kapitalmärkten immer weniger.

Manfred Poweleit, Herausgeber des Branchendienstes Map-Report, sieht das anders. Weil das Niveau der gesetzlichen Rente sinkt, sei eine private Vorsorge unerlässlich, mahnt der Analyst. Sorge um die Lebensversicherung hat er nicht: „Die Zinsen steigen auch wieder.“

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