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Absolutes Halteverbot. Dieses Schild ist Autofahrern in deutschen Städten bestens bekannt.

© dpa

Neue Strategie: Berlin Partner fördert Konsortium für besseres Parken

Die landeseigenen Wirtschaftsförderer ziehen eine Rekordbilanz für 2014 – und erweitern ihre Strategie: Gemeinsam stark, lautet das Motto. Beispielprojekte gibt es bereits.

Innerhalb des Berliner S-Bahn-Rings einen Parkplatz zu finden, ist kompliziert genug. Im Zentrum von Rom oder London ist es quasi unmöglich. Daher fragte die EU-Kommission: Wer erfindet ein Gerät samt Software, das erfolgreich die Lücken in der City findet und so millionenfachen Alltagsärger lindert? Sie startete eine entsprechende Ausschreibung im Rahmen ihres 80 Milliarden Euro schweren Förderprogramms „Horizon 2020“ für Forscher und Entwickler. Und das will Berlin anzapfen – zum Wohle der lokalen Wirtschaft.

Das Land Berlin will neue Wege gehen

Das übliche Prozedere wäre: Konzept ausarbeiten, Förderantrag stellen, Lobbyisten in Brüssel Beine machen und warten, bis es einen Zuschlag gibt – oder nicht. Das Land Berlin will nun einen neuen Weg ausprobieren, wie Wirtschaftssenatorin Cornelia Yzer (CDU) am Donnerstag erklärte. „Wir müssen den Hebel umlegen und die Bildung von Konsortien betreiben“, sagte sie im Rahmen der Präsentation der Jahresbilanz der landeseigenen Standortförderagentur Berlin Partner. Bei dem Parklücken-Projekt hätten ihre Verwaltung und die Berlin Partner also einige große und kleine Berliner Unternehmen zusammengebracht, um gemeinsam – auch mit anderen Städten – ein vielversprechendes Konzept einzureichen.

Die Betreuung von Berlin Partner soll nachhaltiger werden

Welche Firmen konkret an Bord sind, soll erst in einigen Monaten verraten werden. Aber das Prinzip ist klar: Die 200 Mitarbeiter von Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie, wie die Agentur mit vollem Namen heißt, sollen sich künftig nicht nur darauf beschränken, Unternehmen aus aller Welt davon zu überzeugen, nach Berlin zu kommen und diese bei den ersten Schritten begleiten. Die Betreuung soll nachhaltiger werden. Die Berlin Partner werden nach der erfolgreichen Ansiedelung quasi zu Partnervermittlern.

2014 war das erfolgreichste Jahr von Berlin Partner

Bei der Erfüllung ihrer Aufgaben war die Institution nach eigenen Angaben so erfolgreich wie nie in ihrer gut zehnjährigen Geschichte. 2014 habe man 234 Projekte zur Ansiedelung beziehungsweise Expansion in der Hauptstadt begleitet. Damit verbunden seien Investitionen in Höhe von 579 Millionen Euro in den kommenden drei Jahren, das waren 200 Millionen mehr als 2013. Rund 80 Prozent davon (476 Millionen Euro) wurden in Industrieunternehmen investiert. Die von den Partnern betreuten Unternehmen haben insgesamt 5670 neue Jobs in Aussicht gestellt. 2013 waren es mit 5506 geringfügig weniger Arbeitsplatzversprechen. „Berlin ist als Investitions- und Innovationsstandort für nationale und internationale Unternehmen attraktiv wie nie zuvor seit der Wiedervereinigung“, lautete Yzers Lesart der Zahlen. Als ein herausragendes Beispiel erfolgreicher Ansiedelung verwies sie auf den Netzwerkausrüster Cisco, der im vergangenen Jahr auf dem Gelände am Schöneberger Gasometer eines von sechs großen Innovationszentren weltweit eingerichtet hat.

Die meisten Jobs entstehen im Bereich Informations- und Kommunikationstechnik

Stefan Franzke, Geschäftsführer der Partner, erklärte, dass seine Agentur die meisten, nämlich 68 der 234 Projekte in dem Sektor rund um Informations- und Kommunikationstechnik (IKT), Medien und Kreativwirtschaft betreut hat (siehe Grafik). Dort seien auch die meisten neuen Jobs (2118) in Aussicht gestellt worden, allerdings würden Unternehmen dieser Branche im Schnitt nur ein Drittel der Summe aufbringen, die Industrieunternehmen investieren.

Die Opposition im Abgeordnetenhaus fordert eine engere Kooperation mit der IBB

„Tatsächlich ist die aktuelle wirtschaftliche Entwicklung Berlins in einigen Bereichen positiv“, sagte Nicole Ludwig, wirtschaftspolitische Sprecherin der oppositionellen Grünen im Abgeordnetenhaus nach einer ersten Begutachtung der Zahlen. „Und keine Frage, auch Berlin Partner macht keine schlechte Arbeit, wenngleich nur schwer messbar ist, was davon tatsächlich auf ihre Arbeit zurückzuführen ist.“ Sie frage sich auch, wie Berlin „Smart City“ werden solle, wie Yzer auch am Donnerstag wieder erklärte, „wenn seitens der Verwaltung nicht die Voraussetzungen geschaffen werden – zum Beispiel mit einem Open-Data-Portal, das seinen Namen verdient?“ Ludwig regte auch an, dass die Landesförderbank IBB bei Ansiedlungsgesprächen von Berlin Partner obligatorisch mit am Tisch sitzt. „Die engere Verzahnung dieser beiden Gremien ist lange überfällig“, sagte sie dem Tagesspiegel. Ihre Kollegin Jutta Matuschek von der Links-Fraktion im Landesparlament sagte, künftig müsse auch die Qualität der Arbeitsplätze im Fokus der Wirtschaftsentwicklung stehen. „Gerade in dem Boombereich IKT, Medien und Kreativwirtschaft sind viele prekäre Arbeitsplätze zu finden. Die Einkommensentwicklung der Berlinerinnen und Berliner hält mit der positiven Entwicklung der Anzahl von Arbeitsplätzen nicht mit“, sagte sie.

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