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Bei vielen Smartphones, MP3-Playern und Rasierern können Kunden die Batterie oder den Akku nämlich nicht selbst austauschen. Apple stand deswegen schon öfter in der Kritik.

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Neue Studie: Der Ärger mit fest verbauten Akkus

Bei iPhones und anderen Geräten können Verbraucher die Akkus nicht selber wechseln. Das kann für die Nutzer sehr teuer werden. Kommt Hilfe aus Brüssel?

IPhone-Nutzer kennen das Problem, aber auch viele andere Menschen leiden unter diesem Ärgernis: Ist der Akku eines Geräts kaputt, stehen Verbraucher oft vor einer schwierigen Entscheidung. Sollen sie den Akku für viel Geld reparieren lassen oder das Gerät einfach in die Tonne werfen? Bei vielen Smartphones, MP3-Playern und Rasierern können Kunden die Batterie oder den Akku nämlich nicht selbst austauschen. Wie groß das Problem ist, zeigt eine neue Studie des baden-württembergischen Umweltministeriums, in der Akkuschrauber, Rasierapparate und Smartphones untersucht werden. Fazit: Zehn von 32 Akkus waren fest verbaut und ohne spezielles Werkzeug nicht austauschbar. Baden-Württembergs Umweltminister Franz Untersteller (Grüne) fordert nun Konsequenzen von der Wirtschaft und der europäischen Politik.

Das Thema ist in Brüssel bekannt

In der Pflicht sieht Untersteller als Erstes die Industrie. Die soll einfachere Produkte bauen, meint der Grüne. „Dies führt zu einer längeren Lebensdauer der Geräte, vermeidet unnötige Abfälle und schont unsere knappen und wertvollen Ressourcen.“ Aber auch die EU-Kommission muss handeln, meint Untersteller. Das Thema ist in Brüssel bekannt. Schon vor fünf Jahren hatte die Kommission über einen Gesetzentwurf beraten, der Elektronikhersteller dazu zwingen sollte, Akkus so einzubauen, dass ein Nutzer sie leicht entfernen kann. In der jüngsten Novelle der Batterie-Richtlinie steht jetzt aber nur noch, dass Akkus auch von „qualifizierten Fachleuten, die vom Hersteller unabhängig sind“, ausgetauscht werden können. Eine Hintertür für die Branche.

Unklare Formulierungen im Gesetz

Doch nicht nur der Minister ärgert sich darüber, dass die Politik dem Druck der Hersteller nachgibt. Auch Hyewon Seo vom Bundesverband der Verbraucherzentralen wartet seit einem Jahr auf ein Zeichen zugunsten der Käufer. Dabei hofft sie nicht auf die Batterie-Richtlinie, sondern auf das Elektro- und Elektrogerätegesetz (ElektroG). Darin ist momentan nur festgelegt, dass Akkus „problemlos entnehmbar" sein müssen, um ordentlich entsorgt zu werden.

Unklar ist aber, ob mit der Forderung Entsorger oder Endverbraucher angesprochen werden sollen. „Wir wollen, dass geschrieben steht, dass Akkus für Verbraucher leicht auszuwechseln sein müssen“, sagt sie. Der Referentenentwurf für das neue Gesetz soll noch in diesem Monat veröffentlicht werden. Dann können die Verbände Stellung beziehen. Die Hersteller werben dagegen für den fest integrierten Akku. Die Geräte könnten so von Verbrauchern auch im Freien oder unter der Dusche eingesetzt werden und seien vor Feuchtigkeit und Staub geschützt, sagte eine Sprecherin des Zentralverbands Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI) dem Tagesspiegel. Außerdem würden sich viele Nutzer ein flaches und kompaktes Design wünschen. Bei kleinen Geräten wäre ein entfernbarer Akku aber um mindestens 25 Prozent dicker als ein fest integrierter Akku.

Apple-Produkte in der Kritik

In der Studie des baden-württembergischen Umweltministerium nahmen Forscher acht Akkuschrauber, zehn Rasierapparate und 14 Smartphones unter die Lupe. Bei den Akkuschraubern konnten die Tester den Akku des Bosch-Bohrers PSR 10,8 LI nicht ohne Spezialwerkzeug austauschen. Unter den Rasierern ermöglichten hingegen nur drei Produkte von Braun und Carrera einen einfachen Wechsel, und bei den Smartphones hätten zwei von 14 Geräten theoretisch zur Reparatur gemusst, um den Akku zu wechseln. In beiden Fällen handelte es sich um ein iPhone.

Weil Apple auch bei iPods und iPads feste Akkus einbaut, forderte das Umweltbundesamt bereits vor zwei Jahren ein Verbot der Produkte. Dass verschleißträchtige Akkus nur schwer ersetzt werden könnten, bezeichnete Jochen Flasbarth als „grotesk“. Damals war er Präsident der Behörde, seit Dezember ist er Staatssekretär in Bundesministerium für Umwelt. An seine Worte möchte ihn Verbraucherschützerin Hyewon Seo nun dringend erinnern.

iPhone, iPad, iPod: Ist der Akku defekt, muss das Gerät zur Reparatur. Foto: Imago
iPhone, iPad, iPod: Ist der Akku defekt, muss das Gerät zur Reparatur. Foto: Imago

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Günstigere Reparatur bei Berliner Unternehmen

Statt sich über die Strategie der Elektrohändler zu ärgern, hat der Berliner Sebastian Lehmann (30) ein eigenes Geschäftsmodell entwickelt und das Unternehmen „Hyperdata“ gegründet. Seit zwölf Jahren repariert er mit seinen Mitarbeitern Akkus – und zwar günstiger als die zuständigen Unternehmen. Nimmt Apple für den Austausch eines iPhones bis zu 100 Euro, kostet die Reparatur bei Sebastian Lehmann rund 35 Euro. Einem Rasierer von Philips haucht er für rund 33 Euro neues Leben ein. Auf der Service-Seite von Philips steht stattdessen: „Für das ausgewählte Produkt ist außerhalb der Garantiezeit keine Reparatur vorgesehen.“ Eine unnötige Werbung für ein nicht nötiges Neugerät.

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