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Bestseller: Aus ökologischer Landwirtschaft sind vor allem Obst, Gemüse und Eier gefragt.

© dpa

Öko-Produkte: Die Jugend will Bio

Deutsche Öko-Bauern können die Nachfrage nach ihren Produkten nicht decken. Vor allem die Unter-30-Jährigen kaufen Bio. Die Unternehmen kämpfen um Fördergelder.

Nicole Kidman tut es, ihre Kollegin Gwyneth Paltrow auch. Beide Hollywood-Größen ernähren sich vor allem von Bio-Kost. Doch nicht nur in der weiten Welt der Reichen und der Schönen ist „Bio“ in, auch deutsche Normalverbraucher greifen gern ins Bio-Regal. 74 Prozent kaufen zumindest gelegentlich Bio-Ware, hat eine am Montag veröffentlichte Studie des Bundesagrarministeriums ergeben. „Bio liegt weiter voll im Trend“, sagte Ministerin Ilse Aigner (CSU).

Dafür sorgen vor allem die Jungen. 23 Prozent der Unter-30-Jährigen kaufen häufig Bio – im Vergleich zum Vorjahr ein Plus von neun Prozentpunkten. Dagegen nimmt das Interesse der Älteren an Bio-Waren ab. Hatten im vergangenen Jahr noch 26 Prozent aller Befragten zwischen 50 und 59 erklärt, ausschließlich oder häufig Bio-Produkte in ihren Einkaufskorb zu legen, sind es heute nur noch 19 Prozent. Der Anteil der Bio-Kostverächter ist unter den 50- bis 59-Jährigen sogar um neun Prozentpunkte gestiegen. Unterm Strich fällt das aber nicht groß ins Gewicht. Über alle Altersgruppen hinweg machen derzeit nämlich nur 26 Prozent kategorisch einen Bogen um Bio-Lebensmittel. Die große Mehrheit greift dagegen vor allem bei Obst, Gemüse und Eiern zur Bio-Ware. Bio komme eher aus der Region, enthalte weniger Schadstoffe und den Tieren geht es besser, glauben die Verbraucher.

Aigner sieht die Ergebnisse des „Ökobarometers“ auch als Erfolg ihrer Politik. Sie versprach am Montag eine bessere Förderung des Ökolandbaus, damit dieser die Nachfrage der Kunden noch besser bedienen könne. Bislang gelingt das nämlich nur zum Teil. „In den letzten zehn Jahren hat sich der Öko-Lebensmittelmarkt verdreifacht, die Öko-Flächen haben sich in dieser Zeit aber nur verdoppelt“, sagte Felix Prinz zu Löwenstein, Vorsitzender des Bundes Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), dem Tagesspiegel. In Deutschland wird Bio auf gut einer Million Hektar angebaut, gemessen an allen Agrarflächen sind das gerade einmal sechs Prozent.

Für viele Landwirte lohne sich der Bio-Anbau nicht, kritisiert Löwenstein. Das liege zum einen an der Energiepolitik: „Wer Mais in der Biogasanlage zu Energie vergärt, kann pro Hektar damit 2000 Euro verdienen“, sagt der Bio-Lobbyist. Der ökologische Anbau von Mais bringe dagegen nur 190 Euro pro Hektar.

Die Bio-Bauern befürchten, dass sich ihre Lage aber bald noch verschlechtert. Denn 2014 tritt die Reform der europäischen Agrarpolitik in Kraft. Die Öko-Landwirte sehen sich als Verlierer. Denn um Geld zu sparen, wird an allen Ecken gekürzt. So werden die Direktzahlungen, die alle Bauern aus dem Brüsseler Agrartopf bekommen, von 2014 bis 2020 um 7,7 Prozent gesenkt, die Förderung von Agrarumweltmaßnahmen („zweite Säule“) aber sogar um gut neun Prozent. Von dieser zweiten Säule profitiert vor allem der Öko-Landbau, den die Kürzungen daher besonders hart treffen.

Mit jährlichen Mindereinnahmen von 500 Millionen Euro rechnet Löwenstein für die deutschen Bio-Bauern allein wegen der Streichungen in der zweiten Säule. Daher soll Aigner einen Teil der Subventionen vom ersten in den zweiten Topf umschichten, fordert der BÖLW. 15 Prozent will Brüssel erlauben. Am Mittwoch und Donnerstag kommender Woche beraten die Agrarminister von Bund und Ländern. Doch Aigner hat schon klargemacht, dass sie von solchen Umverteilungen nichts hält: Sie will stattdessen mit Sonderzahlungen alle kleinen Betriebe fördern und mit Ausgleichszulagen für Grünland auch konventionelle Landwirte dazu bewegen, mehr für die Umwelt zu tun, heißt es im Ministerium.

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