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Beim Bezahlen über mobile Dienste muss der Kunde persönliche Daten preisgeben.

© dpa

Online-Banking: Warum sich Paydirekt kaum gegen Paypal und Co durchsetzt

Beim Online-Bezahlen wird das System deutscher Banken selten genutzt. Obwohl es kundenfreundlicher und sicherer ist.

Der Markt ist in Bewegung – getrieben durch FinTechs und durch neue Anbieter wie Alipay, Ableger des chinesischen Internet-Riesen Alibaba, der jetzt auch Deutschland in den Blick nimmt. Das Internet als Weg, Einkäufe zu tätigen, ist Standard. Noch spielt die herkömmliche Rechnung eine wichtige Rolle. Aber immer mehr Deutsche bezahlen auch auf elektronischem Weg.

Die deutsche Kreditwirtschaft muss dabei den größten Teil des Feldes ausländischen Anbietern wie der US-amerikanischen Paypal oder Sofortüberweisung, Ableger des schwedischen Klarna-Konzerns, überlassen. Viel zu spät haben sie mit Paydirekt vor einem Jahr ein eigenes Angebot gestartet. Und das kommt nur sehr langsam in Gang.

Nur 600.000 Kunden von 1400 Sparkassen, Volksbanken und Privatbanken haben sich bislang für Paydirekt angemeldet. Dabei haben mehr als 50 Millionen das dazu nötige Online-Konto. Auch Händler sind zurückhaltend: Nur 160 bieten den Dienst an. Wirklich große und namhafte sind kaum dabei. Immerhin hat man jetzt nach Angaben von Paydirekt-Geschäftsführer Niklas Bartelt die Deutsche Post, den Modehändler Adler, den Optikhändler Linsenplatz und weitere kleinere Anbieter gewinnen können. An der Giropay GmbH sind jeweils zu einem Drittel die Sparkassen, die Volks- und Raiffeisenbanken und die Postbank beteiligt. Das System steht unter anderem auch Kunden der DKB, von Comdirect, der PSD Banken offen.

Auch Metro mit Saturn, MediaMarkt und Real sollen bis zum Weihnachtsgeschäft dazu kommen. Aber auch damit bleibt Paydirekt ein kleiner Spieler. Interessierte Händler beklagen sich über den komplizierten Anmeldeprozess und zu hohe Gebühren. Während Sparkassen-Kunden pro Woche 450 Mal Paydirekt zum Zahlen nutzen, kommt Sofortüberweisung auf 1,26 Millionen. PayPal wickelt 270 Transaktionen ab – in der Sekunde.

Zudem gibt es Knatsch zwischen den Geldhäusern. „Wir sind die einzigen die bundesweit und intensiv für Paydirekt werben“, sagt ein Sparkassen-Manager.

Alle Innovationen wurden verschlafen, egal ob es um PayPal, Prepaid-Kreditkarte oder Bitcoins geht. Der letzte große Fehler ist die Schließung der örtlichen Filialen. Damit haben die klassischen Banken ausgedient.

schreibt NutzerIn nakotiker

Dabei findet Hermann-Josef Tenhagen vom gemeinnützigen Verbraucherportal Finanztip durchaus Vorzüge bei Paydirekt: Das Geld werde vom eigenen Girokonto eingezogen, die Händler erhielten keine Kontodaten, für Bankkunden sei das Verfahren kostenlos. Und sollte die Ware nicht geliefert werden, könne die Bank das Geld später zurückholen. Um Paydirekt nutzen zu können, brauchen die Kunden lediglich ein Online-fähiges Bankkonto. Sie müssen sich einmal ein damit verbundenes spezielles Paydirekt-Konto einrichten. Dann können sie jeden Einkauf bei einem angeschlossenen Händler bezahlen.

Beim Bezahlen über PayPal muss der Kunde mehr Daten preisgeben. Auch hier genügt eine einmalige Anmeldung. Auf dem Konto mit seiner E-Mail-Adresse und einem Passwort müssen entweder Bankdaten oder die Kreditkarte hinterlegen werden. Bei Finanztip sieht man das größte Risiko darin, dass Betrüger über sogenannte Phising-E-Mails versuchen, dass Passwort abzugreifen. „Schauen sie also genau, ob E-Mails mit dem Absender PayPal tatsächlich von PayPal sind – und klicken sie nicht auf Links in der E-Mail“, sagt Tenhagen. PayPal hat in Deutschland nach jüngsten eigenen Angaben 17,2 Millionen Kunden. Weltweit sind es 188 Millionen.

Angebot "Sofortüberweisung" kassiert viel beim Händler

Zweiter großer Spieler im Geschäft in Deutschland ist Sofortüberweisung der Sofort GmbH. Hier ist keine Registrierung notwendig. Das System ist unabhängig von Banken und Sparkassen. Die für den Kunden kostenfreien Zahlungen werden per Pin und Tan bestätigt. Ein Kunde, der in einem Online-Shop einkauft, gibt seine Kontodaten samt Pin an, erhält dann eine Tan auf sein Smartphone und bestätigt damit die Überweisung, für die Sofort zwischen 0,7 und 0,9 Prozent des Kaufpreises vom Händler erhält. Finanztip sieht das kritisch, weil sensible Bankdaten weitergegeben würden.

Betrügereien hat es aber offenbar noch nicht gegeben. Sofortüberweisung, so das Unternehmen, wurde seit 2005 bei 25 Millionen-Online-Käufen genutzt, 70 Prozent aller deutschen Online-Händler bieten das Verfahren an, darunter die Deutsche Bahn, Ikea und Obi.

Dem Bundesverband Versandhandel (bevh) zufolge nutzten Ende vergangenen Jahres 43 Prozent der Deutschen bei Käufen im Internet PayPal, Sofortüberweisung oder Giropay. Ein Jahr zuvor waren es noch 39 Prozent. Aber immer noch zahlen fast 30 Prozent per Rechnung, was nach Angaben von Finanztip die „sicherste Zahlungsmethode“ ist. Auch Lastschrift und Kreditkarte seien relativ sicher, obwohl dafür sensible Daten weitergegeben werden. Allerdings verlangen etwa Airlines, so Lufthansa, bei Zahlungen mit Kreditkarte oder über PayPal eine Gebühr von 1,65 Prozent des Ticketpreises, maximal 25 Euro. Allerdings bieten Airlines auch kostenfreie Verfahren wie Sofortüberweisung oder Zahlung per Girocard an.

Bezahlen per Nachnahme und Vorkasse immer seltener

Immer weniger Anhänger gibt es dagegen für Nachnahmezahlungen und Vorkasse. Erstere seien, heißt es bei Finanztip, unbequem, teuer und riskant. Schließlich könne man das Paket erst nach Bezahlung öffnen. Reklamationen seien dann schwierig. Auch Vorkasse sei mit hohen Risiken verbunden. Die Ware werde möglicherweise nicht geliefert, das Geld sei nur schwer zurückzuholen.

Während Zahlverfahren im Internet längst Alltag sind, steigt die Verbreitung des Bezahlens und der Abwicklung von Bankgeschäften über das Smartphone und das Tablet. 20 Prozent der Deutschen setzten 2015 bereits auf diesen Weg, 2012 waren es fast noch null, so eine neue Studie des Beratungsunternehmens Bain. Bei den 18 bis 24-Jährigen sind es schon 60 Prozent. PayPal, Sofortüberweisung und Paydirekt haben sich darauf längst eingestellt und bieten entsprechende Apps an.

Für Verbraucherschützer Tenhagen ist eines wichtig: Genutzt werden sollten die Bezahldienste nur im heimischen, mit Passwort geschützten WlanNetz. Unterwegs im Hotel und Restaurant sei es auch bei Passwort-Schutz nicht ratsam über das Notebook, das Tablet oder das Smartphone zu bezahlen. Das seien immer noch öffentliche Netze.

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