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Heißes Geschäft. Deutschland-Chef Birgir Thor Bieltvedt (l.) und Franchisenehmer Yakir Gabay planen 1000 Filialen. Foto: Paul Zinken

© Paul Zinken

Lieferdienst: Pizza für Deutschland

Domino’s ist Weltmarktführer unter den Lieferdiensten. Die US-Firma hat jetzt ihre erste Filiale in Berlin eröffnet.

Berlin - Mehr als hundert Menschen tummeln sich auf dem roten Teppich auf der Kantstraße in Berlin-Charlottenburg. Chartmusik dröhnt aus den Boxen. Doch es gibt keine Stars und Sternchen zu bestaunen, stattdessen bekommt man Pizza, Eis und Cola umsonst: Am Samstag eröffnete der US-Pizza-Lieferservice Domino’s Pizza sein erstes Geschäft in Deutschland und verschenkte zum Start 3000 Stücke Pizza.

Domino’s hat große Ambitionen: „Wir wollen Marktführer in Deutschland werden“, sagt Birgir Thor Bieltvedt, der neue Deutschland-Chef des Lieferdienstes. Der Isländer hat die Marke in den 90er Jahren in Island und Dänemark aufgebaut. Bis Jahresende sollen in Deutschland weitere Läden folgen, zunächst in Berlin und Bonn. In zehn Jahren sollen es bundesweit 1000 Filialen sein. Bereits jetzt ist Domino’s, das jedes Jahr mehr als 400 Millionen Pizzas ausliefert, in 67 Ländern aktiv.

Es ist der zweite Anlauf des Weltmarktführers auf dem vielversprechend großen deutschen Markt. In den 80er Jahren scheiterte Domino’s hierzulande. „Damals konnten wir uns nicht gegen die lokalen Anbieter durchsetzen“, sagt Bieltvedt. Heute sei der Markt bereits entwickelt. „Die anderen Ketten haben den Weg für uns bereitet.“

Nun soll die Expansion mit einem neuen Ansatz glücken. „Wir haben das Konzept an die Bedürfnisse der Deutschen angepasst, die Pizza ist dünner als in Amerika, es gibt gesunden Belag und Salate“, berichtet Bieltvedt. Auch ein neuer Partner ist an Bord. Der israelische Unternehmer Yakir Gabay, der bisher im Hotel- und Immobiliengeschäft aktiv ist, ist der neue Hauptfranchisenehmer für Deutschland. Die Kosten für den Markteintritt werden auf zehn Millionen Euro geschätzt. Es sei sogar mehr, sagt Gabay. Eine genaue Zahl verrät er aber nicht.

Ob es Domino’s schafft, sich gegen die zahlreichen anderen etablierten Anbieter wie Joey’s Pizza-Service, Smiley’s, Call-a-Pizza oder Hallo Pizza durchzusetzen? „Wir haben die beste Qualität und den besten Service zu fairen Preisen“, verspricht Bieltvedt. Und einen Weltkonzern im Rücken, der im vergangenen Jahr einen Umsatz von 5,6 Milliarden US-Dollar (umgerechnet 3,8 Milliarden Euro) machte und mehr als 9000 Filialen auf der ganzen Welt betreibt. Die etablierten deutschen Pizza-Lieferdienste sind dagegen mittelgroße Firmen. Joey’s, der größte deutsche Anbieter, setzte im vergangenen Jahr rund 80 Millionen Euro um und betreibt 160 Geschäfte, Hallo Pizza erlöste 73 Millionen Euro und hat mehr als 170 Filialen.

„Der Markt wächst, und es ist genug Platz für uns und die lokalen Wettbewerber“, meint Bieltvedt. Das sieht auch Joey’s-Geschäftsführer Karsten Freigang so: „Der Markt ist noch nicht gesättigt.“ Joey’s rechnet für dieses Jahr mit zweistelligen Wachstumsraten und will in den nächsten fünf Jahren auf 500 Standorte kommen. Und auch der drittgrößte Lieferdienst Smiley’s ist zuversichtlich: „Wir gehen alle nach vorne“, sagt Geschäftsführer Ingo Graetz. Die Hamburger Kette, die 2009 31,1 Millionen Euro umsetzte, rechnet in diesem Jahr mit einem Wachstum von zehn Prozent.

Die Zahlen der Marktforscher npdgroup Deutschland bestätigen das Bild. Im Krisenjahr 2009 gaben die Deutschen demnach 1,5 Milliarden Euro für Bestellpizza aus – kaum weniger als 2008 mit 1,51 Milliarden Euro. Wenn Fußball im Fernsehen läuft und bei schlechtem Wetter bestellen die Deutschen besonders gerne Pizza. Dass das schnelle Essen im Trend liegt, stellte auch der Dachverband des Hotel- und Gaststättengewerbes (Dehoga) in einer Analyse fest. Immer mehr Deutsche gehen gern in standardisierten Ladenketten essen. Gleichzeitig aber liegt leichtes Essen im Trend – Sushi oder thailändische Gerichte mit viel Gemüse und wenig Fett.

Insofern muss sich zeigen, ob Domino’s Erfolg haben wird. „Für uns sind sie ganz klar Wettbewerber“, sagt Joey’s-Chef Freigang. „Die können was“, gibt auch Smiley's-Chef Graetz zu. Auch Bieltvedt ist zuversichtlich: „Der deutsche Restaurantmarkt hat sich innerhalb der letzten fünf bis zehn Jahre aufgrund der veränderten Kundenbedürfnisse gewandelt.“ Unternehmen wie McDonald’s hätten expandiert, viele lokale Pizzaketten hätten ihre Größe verdoppelt.

Zunächst einmal steht Domino’s hierzulande aber noch ganz am Anfang. Weil nur im Umkreis von acht Minuten Fahrtzeit geliefert wird, können zunächst nur Charlottenburger die Pizza des Weltkonzerns bestellen.mit dpa

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