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Ungeduld. Verkehrsminister Ramsauer dringt auf Zulassung der Talent2-Züge.

© B. Schulz

Bahn: Ramsauer macht Dampf für neue Züge

Nach einem Spitzengespräch sollen die ersten neuen Talent-Triebwagen jetzt zugelassen werden. Bis Ende des Jahres sollen 163 Triebwagen im Einsatz sein; auch in Berlin und Brandenburg.

Hennigsdorf - Rot, rot, rot. Auf den Abstellgleisen des Bahnherstellers Bombardier in Hennigsdorf stehen seit mehr als einem Jahr Dutzende von fabrikneuen roten Nahverkehrszügen herum. Der Hersteller sieht rot, weil er die Züge nicht los wird. Die Bahn sieht rot, weil sie die Züge wegen der fehlenden Zulassung durch das Eisenbahn-Bundesamt nicht fahren lassen kann. Und Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) sah rot, weil es ihm nicht einleuchten will, das dringend benötigte Fahrzeuge ungenutzt herumstehen. Dabei geht es um einen Auftrag im Wert von rund einer Milliarde Euro.

Ramsauer hatte jetzt, wie er sagt, genug und brachte Hersteller, Bahn, und das Eisenbahn-Bundesamt am Freitag bei Bombardier in Hennigsdorf an einen Tisch. Und siehe: Nun sollen die ersten Zulassungen von Zügen der Baureihe Talent 2 im Februar/März erfolgen; bis Juni sollen 18 Bahnen ausgeliefert sein. Zunächst dürfen die Triebwagen nur solo fahren, im Lauf des Jahres soll aber auch die Zulassung für miteinander gekuppelte Triebwagen erfolgen, Mehrfachtraktion genannt. Vorgesehen sind sie unter anderem für das erweiterte S-Bahn-Netz in Nürnberg, wo die Züge seit Dezember eigentlich fahren sollten.

Bis Ende des Jahres sollen nun 163 Triebwagen im Einsatz sein; auch in Berlin und Brandenburg. Die Bahn hat mit Bombardier einen Rahmenvertrag für 321 Triebwagen abgeschlossen; der Gesamtwert liegt bei rund einer Milliarde Euro. 287 Züge sind bisher fest bestellt.

Probleme durch Änderungen der gesetzlichen Vorgaben, aber auch Schwierigkeiten beim Bremsen oder mit den Türen hatten die Zulassung bisher verhindert. Man habe die Komplexität der Änderungen unterschätzt, gab Klaus Baur, der Deutschland-Chef von Bombardier, nach dem Gespräch zu. Für den Konzern eine teure Erfahrung, denn inzwischen sind bereits 85 Fahrzeuge produziert und nicht einsetzbar.

Damit sich bei den bevorstehenden Großaufträgen der Bahn das Zulassungsdesaster nicht wiederholt, sollen durch eine Änderung des Allgemeinen Eisenbahn-Gesetzes Rechte und Pflichten aller Beteiligten klar geregelt werden, kündigte Ramsauer an. Zudem habe man gemeinsam ein „Sektorenhandbuch Eisenbahn“ entwickelt, das die Zusammenarbeit regelt und im Zulassungsverfahren für sieben Jahre Rechtssicherheit biete. Für alle Beteiligten stehen die Signale nun auf Grün.

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