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Handwerks-Präsident Hans Peter Wollseifer hält die Rente mit 63 für „eine ungerechte Klientelpolitik“, da nur wenige Jahrgänge begünstigt würden, andere aber zusätzlich zahlten.

© Alice Epp

Rente mit 70: Handwerks-Präsident: "Wir müssen länger arbeiten"

Handwerks-Präsident Wollseifer fordert eine Kombirente für Menschen, die länger arbeiten wollen. EU-Kommissar Oettinger ist sogar für eine generelle Verlängerung der Lebensarbeitszeit.

Handwerks-Präsident Hans Peter Wollseifer ist überzeugt, dass Mindestlohn und Rentenpaket den Betrieben das Leben schwer machen. Die Rente mit 63 sei „eine ungerechte Klientelpolitik“, da nur wenige Jahrgänge begünstigt würden, andere aber zusätzlich zahlten, sagte Wollseifer im Gespräch mit dem Tagesspiegel. Der Handwerks-Präsident verlangt von der Koalition, Möglichkeiten zu schaffen, damit Ältere länger in den Betrieben bleiben. „Wir haben auch der Bundesregierung längst vorgeschlagen, mit einer Kombirente einen Anreiz zu setzen, so lange zu arbeiten, wie es geht, womöglich über das Rentenalter hinaus.“  Nötig seien „generelle Lösungen, die für Ältere auch die Möglichkeit vorsehen, nur noch 30 oder 20 Stunden zu arbeiten und Teilrente zu beziehen“. Denn viele Handwerker seien jenseits der 60 noch fit und würden von den Kunden geschätzt.

Weise: "Wir müssen über eine Rente mit 70 sprechen"

Die Idee eines flexiblen Renteneintritts findet immer größeren Zuspruch: Am Wochenende stellte sich der Chef der Bundesagentur für Arbeit (BA), Frank-Jürgen Weise, hinter Vorschläge aus der Union, älteren Menschen nach Erreichen des Rentenalters das Weiterarbeiten zu erleichtern. EU-Kommissar Günther Oettinger forderte sogar eine generelle Verlängerung der Lebensarbeitszeit: „Wir haben einen Fachkräftemangel und müssen in den nächsten Jahren über die Rente mit 70 sprechen.“

Weise sagte der „Rheinischen Post“ mit Blick auf eine sogenannte Flexi-Rente: „Es gibt Menschen mit viel Erfahrung und hohem Lebensalter, die weiterarbeiten wollen.“ Dafür solle es dann entsprechende Anreize geben. Der Vorsitzende der CDU/CSU-Mittelstandsvereinigung, Carsten Linnemann, sagte der Zeitung: „Wir brauchen möglichst schon im Rentenpaket das Signal, dass Menschen länger arbeiten können, wenn sie das Rentenalter schon erreicht haben.“ Erwogen wird, Arbeitgeber von der Zahlung von Sozialversicherungsbeiträgen zu befreien, wenn sie Arbeitnehmer beschäftigen, die bereits im Rentenalter sind.

Im Entwurf der Arbeitsministerin ist eine Flexi-Rente nicht vorgesehen

In dem Entwurf von Arbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) für eine Rentenreform ist eine solche Flexi-Rente bislang allerdings nicht vorgesehen. Kernpunkte ihrer Reform sind die abschlagsfreie Rente mit 63 Jahren sowie der Ausbau der Mütterrenten. „Wir dürfen das Rentenpaket jetzt nicht durch neue Forderungen verzögern“, sagte SPD-Fraktionsvize Axel Schäfer der „Rheinischen Post“. Maßnahmen für einen flexibleren Übergang in die Rente müssten berücksichtigen, dass die Menschen unterschiedlich seien: „Manche wollen länger arbeiten, manche können es nicht.“

Oettinger: "Die Rente mit 63 ist ein falsches Signal"

EU-Kommissar Oettinger sagte der „Welt“: „Wir müssen Menschen mit beruflicher Weiterbildung fit machen für eine längere Lebensarbeitszeit.“ Die geplante Rente mit 63 kritisierte er als „falsches Signal“ auch nach außen. „Wir muten den Griechen mehr Arbeit bei schlechterem Gehalt zu. Die wundern sich jetzt, dass die Deutschen in die andere Richtung unterwegs sind.“ Auch das Unionsprojekt Mütterrente und den von der SPD forcierten Mindestlohn nannte der CDU-Politiker „nicht überzeugend“.

Wollseifer: "Viele Meister überlegen sich, ob sie sich neues Personal leisten können"

Angesichts der Pläne der Bundesregierung glaubt Handwerks-Präsident Hans Peter Wollseifer nicht mehr an die ursprüngliche Prognose von 25000 neue Stellen in seiner Branche. „Dieses Ziel ist in Gefahr“, sagte Wollseifer dem Tagesspiegel. „Wenn die Beschäftigung steigen soll, müssen die politischen Rahmenbedingungen stimmen. Davon kann aber nicht die Rede sein“, urteilte er. „Angesichts der steigenden Belastungen werden sich viele Meister überlegen, ob sie sich neues Personal leisten können.“ mit AFP

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