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Die Produktion von Lithium-Ionen-Batterie in Kamenz (Sachsen) stellte Daimler Ende 2015 ein.

© : Arno Burgi/dpa

Update

Riesenschub für Elektroautos: VW erwägt Bau einer eigenen Batteriefabrik

Volkswagen erwägt eine milliardenschwere Investition: den Bau einer Fabrik für E-Auto-Batterien. Es wäre ein gewaltiges industriepolitisches Signal - ganz im Sinne der Bundesregierung.

Zum Ausbau der Elektromobilität erwägt der Autokonzern Volkswagen den milliardenschweren Bau einer eigenen Batteriefabrik. Ein solches Werk könnte bis zu zehn Milliarden Euro kosten, erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am Donnerstag aus Konzernkreisen. Ein möglicher Standort sei Salzgitter. Zuvor hatte das „Handelsblatt“ berichtet, im VW-Management neige sich die Stimmung in Richtung eigener Fertigung, um von asiatischen Herstellern unabhängig zu sein.

Ein VW-Sprecher sprach von „Spekulationen“, die das Unternehmen nicht kommentiere. „Grundsätzlich gilt: Wir haben die Elektromobilität in die Mitte des Konzerns geholt und umfangreiche Kompetenzen aufgebaut.“ Volkswagen habe sich das Ziel gesetzt, bis 2018 Marktführer in der E-Mobilität zu werden.

Kaum Batterie-Produktion in Europa
Kaum Batterie-Produktion in Europa

© TSP/Pieper-Meyer

Die Betriebsratsvorsitzenden von Daimler, Volkswagen und BMW hatten sich wiederholt für eine Batteriefertigung in Deutschland stark gemacht. Dabei geht es vor allem um die Produktion von Batteriezellen. Die Zellen gelten als Schlüssel für den Durchbruch von Elektroautos, weil sie bislang die Reichweite begrenzen und die Fahrzeuge teuer machen.

Deutschland droht aber hier abhängig vor allem von asiatischen Herstellern zu werden. Außerdem baut der E-Auto-Pionier Tesla in den USA zusammen mit Panasonic die bislang größte Zellfertigung der Welt auf, die 2017 starten soll.

Zweifel an der Wirtschaftlichkeit

Arbeitnehmervertreter befürchten außerdem Arbeitsplatzverluste in Fabriken, in denen Komponenten gebaut werden, die im E-Auto-Zeitalter nicht mehr gebraucht werden.

Bei Volkswagen geht es etwa um die Zukunft des Motorenwerks in Salzgitter, in dem herkömmliche Antriebe gebaut werden. Betriebsratschef Bernd Osterloh warnte im März laut Teilnehmerkreisen auf einer Betriebsversammlung, das Werk werde in den kommenden 10 bis 15 Jahren durch die Veränderung der Antriebstechnologie „vor ein massives Beschäftigungsproblem“ gestellt.

Die Autobranche zweifelte bislang an der Wirtschaftlichkeit einer solchen Batteriezellenproduktion. Daimler hatte Ende 2015 seine Zellfertigung im sächsischen Kamenz eingestellt. Nur die Batteriesysteme selbst bauen die deutschen Autobauer zusammen.

VW-Markenchef Herbert Diess hatte bereits im vergangenen November ein Umdenken gefordert. „Ich bin der Meinung, wir brauchen eine Batteriefertigung in Deutschland. Das ist die Kerntechnologie der Elektromobilität“, hatte Diess der dpa gesagt. „Ein großer Teil der Wertschöpfung wird in Zukunft die Batterie sein. Insofern fände ich eine konzertierte Aktion richtig.“

Eine VW-Mitarbeiterin baut im Volkswagen-Werk in Wolfsburg eine Batterie in einen Hybrid-Golf ein.
Eine VW-Mitarbeiterin baut im Volkswagen-Werk in Wolfsburg eine Batterie in einen Hybrid-Golf ein.

© Sebastian Gollnow/dpa

Volkswagen will auch als Folge des Abgas-Skandals die Elektromobilität massiv ausbauen. Im Jahr 2025 will der Konzern mit seinen Marken VW, Audi, Porsche & Co. eine Million reine Elektroautos und Hybridfahrzeuge verkaufen. Jedes zehnte verkaufte Auto hätte damit nach heutigem Stand einen Batterieantrieb an Bord. Die Bundesregierung hatte vor kurzem Kaufprämien für Elektroautos und Hybridfahrzeuge in Deutschland beschlossen.

Der VW-Plan trifft einen Nerv in Politik, Gewerkschaften und der gesamten Auto-Branche. "Von der Forschung bis zur Automobilherstellung haben wir alles hier. Was fehlt ist die Zellproduktion", sagte Georg Schütte, Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Wissenschaft, dem Tagesspiegel ohne damit das konkrete Vorhaben der Wolfsburger zu kommentieren. Die Batteriezelle sei entscheidend für die Attraktivität des Endprodukts Elektroauto. "Ich persönlich rechne damit, dass es schon sehr bald unternehmerische Entscheidungen für den Aufbau einer Zellproduktion in Deutschland geben wird". Die Debatten mit der Autoindustrie seien in der Vergangenheit allerdings "nicht fruchtbar" gewesen, sagt Schütte. „Wir sind in den letzten fünf Jahren nicht weitergekommen".

Auch Matthias Wissmann, Präsident des Verbands der deutschen Automobilindustrie (VDA), hält eine Produktion in Deutschland für notwendig. Wenn ein technologischer Durchbruch bei der Entwicklung einer neuen Zellgeneration gelinge, „kommt auch eine Zellproduktion in Deutschland in Betracht“. Derzeit werde das „branchenübergreifend im Rahmen der Nationalen Plattform diskutiert“.

Hoffungsvoll ist auch IG-Metall-Chef Jörg Hofmann. Er befürchte, dass ohne eine deutsche Produktion von Batteriezellen „die Abhängigkeit von ausländischen Herstellern zementiert wird“, sagte Hofmann dem Tagesspiegel am Freitag. mit dpa

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