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Büßer in Blau. Der scheidende Tepco-Präsident Masataka Shimizu (Mitte) übt sich in Demut.

© dpa

AKW-Betreiber Tepco: Rücktritt und Rekordverlust

Der Tepco-Chef zieht die Konsequenzen aus der Atomkatastrophe und tritt zurück. Sein Konzern verzeichnet indessen einen Verlust von fast elf Milliarden Euro.

Tokio/Berlin - Rund zwei Monate nach der Reaktorkatastrophe in Fukushima zieht der Chef des japanischen AKW-Betreibers Tepco die Konsequenz aus der massiven Kritik an seinem Krisen-Management und tritt zurück. Präsident Masataka Shimizu übernahm damit am Freitag auch die Verantwortung für den aus dem Unglück entstandenen Verlust von umgerechnet 10,69 Milliarden Euro (1,25 Billionen Yen). Es ist der höchste Verlust einer japanischen Firma außerhalb der Finanzbranche, der je verbucht werden musste. Neuer Chef wird der derzeitige geschäftsführende Direktor Toshio Nishizawa.

„Ich übernehme die Verantwortung“, sagte der mit einer blauen Arbeitsjacke bekleidete Shimizu in einer live im Fernsehen übertragenen Pressekonferenz und verneigte sich als Zeichen der Demut. Der 66-jährige Shimizu arbeitete seit seinem 23. Lebensjahr bei dem Stromkonzern. Einst führte er die PR-Abteilung, als Sanierer und Reformer gehandelt, übernahm er dann den Chefposten. Doch in der Krise zeigte Tepco unter seiner Führung wenig Transparenz: Informationen gelangten nur scheibchenweise in die Öffentlichkeit. Wenn überhaupt.

Am 11. März hatte ein schweres Erdbeben gefolgt von einem Tsunami zur größten Reaktorkatastrophe seit Tschernobyl vor 25 Jahren geführt. Noch sind die havarierten Reaktoren nicht wieder unter Kontrolle. Der Konzern hat sich trotz zahlreicher Rückschläge zum Ziel gesetzt, dies bis Januar zu schaffen.

Shimizu war nach dem 11. März für Wochen verschwunden, was heftige Kritik provoziert hatte. Zunächst gab es Gerüchte, er habe sich das Leben genommen oder sei ins Ausland geflohen. Dann dementierte Tepco und erklärte, der Chef sei wegen Bluthochdruck und Schwindelgefühlen arbeitsunfähig und habe im Krankenhaus behandelt werden müssen.

Er sei sich der immensen Verantwortung bewusst, sagte der neue Tepco-Chef Nishizawa. „Ich habe den Posten aber angenommen, weil ich davon überzeugt bin, dass es meine Aufgabe ist, diese schwierige Situation offensiv anzugehen“, sagte der 60-Jährige, der seit 1975 bei Tepco arbeitet. Nishizawa übernimmt die Leitung zu einer Zeit, in der der Konzern nicht nur mit den Folgen des Atomunglücks kämpft, sondern auch gegen den finanziellen Ruin. Analysten schätzen, dass Tepco für die Folgen von Fukushima bis zu 70 Milliarden Euro aufbringen muss. Das Unternehmen, das selbst keine Summe nennt, bat deshalb die japanische Regierung um Hilfe. Diese will Tepco über einen Spezialfonds mit umgerechnet 43 Milliarden Euro helfen.

Als erste Kosten der Reaktorkatastrophe musste Tepco im abgelaufenen Geschäftsjahr eine Billion Yen (8,5 Milliarden Euro) ausweisen. Das Abschalten der vier zerstörten Fukushima-Blöcke verursache Verluste von 207 Milliarden Yen (rund 176 Millionen Euro). Zwei weitere geplante Atomkraftwerke will der Konzern jetzt nicht mehr bauen. mit dpa/rtr

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