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Ein prüfender Blick auf ein Modell des "Coworking Space": Michael Müller (2. v. R.) zwischen Berliner-Volksbank-Vertreter Carsten Jung und Bildungssenatorin Sandra Scheeres.

© Martin Niewendick

Start-Up-Szene in Berlin: Männer, die Bananen überwachen

Berlin bekommt ein neues Start-Up-Zentrum. Der Regierende Bürgermeister Michael Müller hat sich schon mal vor Ort umgesehen.

„Falls die Kollegen von der Opposition meinen, sie hätten nicht alle Tassen im Schrank – das Problem haben sie jetzt nicht mehr“, sagt Thomas Henn und überreicht Michael Müller (SPD) eine Tasse mit aufgedrucktem Firmenlogo. Henn ist einer der Gründer des Startup-Unternehmens Virtenio und gerade mächtig aufgeregt. Immerhin kommt es nicht alle Tage vor, dass der Regierende Bürgermeister im Charlottenburger Gründungs- und Innovationszentrum (CHIC) sein Geschäftsmodell vorstellen darf. Die Firma entwickelt Mini-Computer für drahtlose Sensornetzwerke. Damit, so erzählt er, könne man etwa Bananen auf ihrer Reise von Südamerika nach Deutschland überwachen und dabei die Temperatur im Frachtraum regulieren. Müller nickt wohlwollend. Schließlich hat er die Förderung der Digitalwirtschaft zur Senatsaufgabe erklärt.

Die TU bekommt einen Coworking Space

Das Stadtoberhaupt ist an diesem Mittwoch auf Inspektionstour durch Berlins Gründerszene. Vor seinem Besuch im CHIC hat er sich zusammen mit Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) den geplanten „Coworking Space“ an der Technischen Universität (TU) zeigen lassen. Im Erdgeschoss des bislang eher vernachlässigten TU-Gebäudes für Bergbau und Hüttenwesen am Ernst-Reuter-Platz entstehen Räume, die Start-ups als Projektraum und Werkstatt dienen sollen.

Berlin wird mittlerweile auch als Start-up-Schmiede wahrgenommen

Das Land Berlin stellt dafür 2,7 Millionen Euro aus den Bafög- Mitteln bereit, also freigewordene Gelder aus der Bafög-Übernahme durch den Bund. „Berlin wurde über Jahre nur als Tourismus-, Dienstleistungs- und Kulturstandort wahrgenommen“, meinte Müller. Doch inzwischen habe die Stadt in  Sachen Start-ups aufschließen können zu Standorten wie London. Rund 20 neue Unternehmen gingen jährlich aus der Universität hervor, ergänzte TU-Präsident Christian Thomsen. Vielfältige Betreuung und Beratung sei wichtig, denn „eine gute Idee ist nicht immer auch eine gute Business-Idee.“

Start-ups aus dem digitalen Bereich sind besonders erfolgreich

Die, die es geschafft haben, präsentierten Müller und den anderen Gästen ihre Projekte. Leuchtender Beton oder Wasseraufbereitungssysteme. Und was ist mit dem digitalen Berlin? „Mehr als die Hälfte unserer Start-ups kommt aus dem digitalen Bereich“, sagte Agnes von Matuschka, Leiterin des Centre for Entrepreneurship an der TU. Zum Beispiel Webshops, Navigations- oder Bezahlsysteme. „Die Erfolgsquote von Unternehmen aus diesem Bereich liegt bei 70 Prozent.“ Wichtig für eine fruchtbare Start-up- Szene sei die Vernetzung bereits erfolgreicher Start-ups mit gründungswilligen Studierenden und anderen jungen Firmen. Aber auch die internationale Zusammenarbeit, vor allem mit der dynamischen Start-up-Szene Israels, sei von großer Bedeutung. Das Land gilt als eines der innovativsten Gründerzentren weltweit. Jedes Jahr entstehen dort 500 neue Start-up-Firmen.

Nach dem Besuch im Coworking Space zieht der Tross weiter zum CHIC, das ebenfalls zum TU-Campus gehört. Außer dem Mann mit der Bananen-Software stellt sich auch die Firma Mapegy vor, die sich mit Big Data beschäftigt. Das Unternehmen verspricht seinen Kunden den Zugriff auf „globale Innovationsdaten“ und beobachtet Technologietrends.

Die TU wurde bereits sieben Mal als "Ideenschmiede" ausgezeichnet

Es wird viel in Superlativen gesprochen an diesem Mittwoch. Bereits sieben Mal wurde die TU als gründungsaktivste Hochschule in der Region Berlin-Brandenburg mit dem Titel „Ideenschmiede“ ausgezeichnet. Auch vom Bundesministerium für Wirtschaft gab es eine Auszeichnung, und zwar als „EXIST – Die Gründerhochschule“. Da kann man ruhig mal klatschen, was an diesem Mittwochmorgen dann auch recht häufig geschieht. Was wünscht sich der Bürgermeister für die Zukunft? „Dass wir fünf Prozent der Gewinne der von der TU ausgegründeten Start-ups irgendwann zurückbekommen.“

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