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Eine der Firmen, die Förderung erhielten, ist EADS.

© Reuters

Stellenabbau: EADS rüstet ab

Der europäische Luftfahrt- und Rüstungskonzern streicht 5800 Arbeitsplätze – in Deutschland könnten 2600 Stellen wegfallen.

EADS-Chef Tom Enders hatte harte Einschnitte in der Rüstungssparte bereits angekündigt. Nun ist klar, um wie viele Arbeitsplätze es geht: EADS baut 5800 Stellen ab. Das gab der europäische Luftfahrt- und Rüstungskonzern am Montag bekannt, nachdem er zuvor die Gewerkschaften informiert hatte. Die meisten Arbeitsplätze fallen im Zuge der Zusammenlegung der bisherigen Raumfahrt- und Rüstungssegmente weg. Hinzu kommen Positionen in der Zentrale. Die Stellen werden in Deutschland, Frankreich, Spanien und Großbritannien wegfallen.

Zunächst verlieren 1300 Leiharbeiter ihren Job, darüber hinaus 4500 festangestellte Mitarbeiter. Deutschland ist wohl vom Stellenabbau besonders betroffen. An den hiesigen Standorten werden rund 2600 Jobs wegfallen, wie die Nachrichtenagentur AFP aus Industriekreisen in Paris erfuhr. Geplant ist, die Zentrale der Wehrtechniktochter Cassidian von Unterschleißheim an den Konzernsitz nach Ottobrunn bei München zu verlegen, wie EADS mitteilte. Der Standort in Unterschleißheim soll verkauft werden.

„Wir müssen unsere Wettbewerbsfähigkeit im Verteidigungs- und Raumfahrtgeschäft steigern – und wir müssen jetzt damit beginnen“, begründete Enders die Kürzungen. Die Rüstungssparte des Unternehmens beschäftigt in Deutschland unter anderem in Baden-Württemberg und Bayern mehrere tausend Mitarbeiter. Weltweit arbeiten derzeit rund 143000 Menschen für den Konzern.

Es soll keine betriebsbedingten Kündigungen geben

In Frankreich fallen nach Angaben der Gewerkschaft Force Ouvrière 1000 Stellen weg. „Es war absehbar, dass es so weit kommt“, heißt es aus dem Unternehmen zu den Sparplänen. Die Branche hat im Zuge der Euro-Krise und wegen stark gekürzter nationaler Verteidigungsbudgets mit einem Auftragsrückgang und starken Umsatzeinbußen zu kämpfen. Dennoch will Enders mit dem Unternehmen bis 2015 eine operative Rendite von zehn Prozent einfahren – im ersten Halbjahr 2013 waren es gerade einmal 6,1 Prozent. Nach Informationen des Tagesspiegels soll es aber keine betriebsbedingten Kündigungen geben. Dafür sollen vakante Stellen nicht wieder besetzt werden.

Das Unternehmen rechnete am Montag vor: Für betroffene Mitarbeiter sei vorgesehen, bei Airbus und Eurocopter bis zu 1500 Stellen bereitzustellen. Nach der Nicht-Verlängerung von rund 1300 befristeten Verträgen und der Umsetzung zusätzlicher freiwilliger Maßnahmen werde sich der endgültige Personalabbau dann zwischen 1000 und 1450 Stellen bewegen, vorausgesetzt, dass die freiwilligen Maßnahmen angenommen würden. Zudem will sich EADS neu strukturieren und ab Januar drei Sparten unter dem Namen Airbus führen: Den zivilen Flugzeugbauer Airbus, den Hubschrauberhersteller Airbus Helicopters (bisher Eurocopter) und die Rüstungs- und Raumfahrtsparte Airbus Defence and Space, in der Airbus Military, die Raumfahrtabteilung Astrium und der Rüstungsbereich Cassidian zusammengelegt werden.

EADS verdient gut an Airbus-Flugzeugen

Der EADS-Betriebsrat will gerichtlich gegen die Sparpläne vorgehen. Bei der Auseinandersetzung dürfte vor allem die Frage eine Rolle spielen, ob Beschäftigte, die bislang in der schwächelnden Rüstungssparte arbeiten, tatsächlich in den umsatzstarken zivilen Zweig wechseln können – und ob die Einsparungen in der Rüstungssparte mit Blick auf die florierenden Geschäfte in der zivilen Sparte überhaupt zu rechtfertigen sind. EADS verdient gut an seinen Airbus-Verkehrsflugzeugen. Am Montag kam ein neuer Großauftrag herein: Die Fluggesellschaft Kuwait Airways will zehn Exemplare der Standardversion A350-900 sowie 15 Flugzeuge aus der A-320-neo-Familie kaufen. Der Auftrag hat laut Preisliste einen Gesamtwert von umgerechnet rund 3,2 Milliarden Euro.

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