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Trendforscher im Interview: Trotz Internet-Shoppings: „Geschäfte werden nicht verschwinden“

Der Trendforscher Peter Wippermann spricht im Interview mit dem Tagesspiegel über das Einkaufen im Internet, das Überleben realer Geschäfte und die Konsumwelt von morgen.

Herr Wippermann, wie sieht die Konsumwelt von morgen aus?



Der Markt wird sich immer weiter aufteilen. Noch vor ein paar Jahren lagen 54 Prozent der Angebote im mittleren Preissegment, heute sind es weniger als 46 Prozent. Darüber wird auch künftig ein stabiles Premiumsegment von rund 25 Prozent bestehen bleiben und darunter der Marktanteil der Discounter stetig weiter wachsen.

Also werden die Preise fallen?


Das ist nicht zwingend, aber zumindest wahrscheinlich. Durch die vermutlich steigende Inflation und den unsicheren Arbeitsmarkt werden die Preise in den kommenden zehn Jahren noch mehr zum entscheidenden Argument für den Käufer. Und die Konzerne reagieren darauf. Wir erleben bereits den Trend, dass Premiumhäuser eigene Billigmarken einführen.

Was für eine Rolle spielt dabei das Internet?


Eine ganz entscheidende. Das Internet ist wie eine alles umfassende Straße, auf der Kunden einkaufen können. Vor allem aber können Handelsunternehmen dort plötzlich ganz andere Produkte anbieten, als sie bisher in ihren Paletten hatten. Traditionelle Hersteller wie der US-Konzern Procter & Gamble liefern bereits einzelne Produkte direkt an den Endkunden. Der amerikanische Einzelhändler Walmart bietet inzwischen Immobilien und Autos an. Amazon verkauft in den USA Lebensmittel. Das geht nur durch das Internet.

Die Beispiele deuten an, dass es hierzulande noch anders aussieht.

Bei uns ist der Handel immer noch sehr nach einzelnen Produktgruppen getrennt, aber das wird sich schon bald ändern.

Werden wir in der Zukunft nur noch über das Internet einkaufen?


Die realen Geschäfte werden nicht verschwinden, weil wir ja auch als reale Menschen nicht verschwinden. Aber viele Läden bekommen in Zukunft eher einen Unterhaltungscharakter. Sie werden zu Orten, an denen man gezielt auf einzelne Kundengruppen zugeht und eine bestimmte Marke zelebriert. Der tatsächliche Verkauf und das tatsächliche Wachstum werden aber über das Internet getrieben.

Betrifft das auch den Verkauf von Lebensmitteln?


Das funktioniert in anderen Ländern ja bereits sehr erfolgreich und wird sich mit absoluter Sicherheit auch in Deutschland entwickeln.

Peter Wippermann (60) leitet seit 1992 das Trendbüro in Hamburg, eine Beratungsagentur für gesellschaftlichen Wandel. Davor arbeitete er unter anderem für den Rowohlt-Verlag. Das Interview führte David C. Lerch.

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