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Pause am Zug. Bundesweit fielen am Donnerstag etwa zwei von drei Fernzüge aus. Im Raum Berlin-Brandenburg ging im Regionalverkehr nur wenig. Foto:

© Daniel Naupold/dpa

Ultimatum der EVG: Jetzt drohen auch die anderen Eisenbahner mit Streik

Die Deutsche Bahn und ihre Kunden sind in der Zange: Während Millionen Pendler noch unter dem Ausstand der GDL-Lokführer leiden, stellt nun auch die konkurrierende EVG ein Ultimatum.

Reisende und Pendler müssen auch in den kommenden Tagen mit Ausfällen bei den S-Bahnen, Regional- und Fernzügen der Deutschen Bahn rechnen. Die Lokführergewerkschaft GDL beendete ihren knapp zweitätigen Streik im Personenverkehr am Donnerstagabend um 21 Uhr, zu Betriebsbeginn am Freitagmorgen könne es aber im Bundesgebiet noch zu Verzögerungen kommen, warnte die Bahn.

Die GDL schloss weitere Streiks nicht aus. Zudem drohte am Donnerstagabend auch die konkurrierende Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) der Bahn mit Streik, sollte die Bahn bis zur nächsten Verhandlungsrunde am kommenden Mittwoch kein verbessertes Angebot vorlegen.

Lücken im Zugverkehr sollen geschlossen werden

Im Osten Deutschlands waren die Auswirkungen des Lokführer-Streiks ((hier die Ereignisse des Tages im Liveticker) besonders heftig, weil die GDL hier besser organisiert ist als etwa in Hamburg und Schleswig-Holstein, wo es relativ viele verbeamtete Lokführer gibt, die nicht streiken.

Gleichwohl zog Burkhard Ahlert, Bahn-Sprecher für Berlin und Brandenburg am Nachmittag eine positive Zwischenbilanz für den S-Bahn- und Regionalbahnverkehr. „Die Ersatzfahrpläne haben funktioniert.“ Bei den S-Bahnen habe man 35 Prozent des Normalbetriebs geschafft, im regionalen Netz habe die Bahn mit 116 Zügen 15 bis 20 Prozent gestemmt. Damit habe man die eigene Zielsetzung sogar übertreffen können, sagte Ahlert.

Nun soll die alte Ordnung schnell wieder hergestellt werden. Bis 23 Uhr am Donnerstag wollen wir ein stabiles Programm fahren und Lücken geschlossen haben“, sagte Ahlert. Dazu gehöre vor allem der westliche S-Bahn-Ring und die Verbindungen außerhalb des Rings, etwa die Linie 45. Oberste Priorität habe aber der Morgenanlauf am Freitag.

GDL weiter kämpferisch

Zwischen Lokführern und Bahn war am Donnerstag keine Annäherung zu beobachten. So warf die GDL dem Unternehmen erneut vor, keine ernsthaften Verhandlungen zu wollen. „Das Management veralbert uns, die verachten unsere ehrenwerten Berufe und versuchen, uns auszutricksen“, sagte GDL-Chef Claus Weselsky in einem Interview mit RTL (Lesen Sie hier ein ausführliches Porträt des GDL-Chefs)

Weselsky und ließ keinen Zweifel an ungebrochener Streikbereitschaft der Lokführer. „Wir warten bestimmt nicht bis zum Sommer, bis das Gesetz zur Tarifeinheit kommt und unsere Gewerkschaft dann keine Tarifverträge mehr abschließen soll“, sagte Weselsky. Bisher waren Bahn und GDL zu 16 Verhandlungsrunden zusammengekommen. Der Gewerkschaft geht es darum, ihren Zuständigkeitsbereich auszuweiten, indem sie auch für Zugbegleiter und Rangierführer Tarifverträge abschließt.

Teure Streiks für die Bahn

In Frankfurt am Main war die Bahn derweil mit Unterhändlern der größeren EVG zusammengekommen. Die Eisenbahner – darunter auch Lokführer – fordern unter anderem sechs Prozent mehr Lohn, mindestens aber ein Plus von 150 Euro im Monat pro Angestelltem. Im Dezember hatte die Bahn noch fünf Prozent mehr Geld geboten bei einer Laufzeit von 30 Monaten. Eine Einigung gab es nicht, daher stellte die EVG ihr Ultimatum.

„Wir wollen insgesamt in dieser Tarifrunde möglichst schnell zu Ergebnissen kommen, zu nachhaltigen Ergebnissen mit beiden Gewerkschaften“, beteuerte Bahn-Personalvorstand Ulrich Weber. Das sei „herausfordernd, weil diese beiden Gewerkschaften nicht miteinander können und nicht miteinander wollen“. So müsse man nun mit beiden Organisationen einzeln sprechen. „Aber wir werden das hinbekommen mit Geduld und guten Nerven und ich bin da zuversichtlich“, sagte Weber weiter.

Nach Berechnungen des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln kostet jeder Streiktag die Bahn rund 100 Millionen Euro. Der frühere GDL-Vorsitzende Manfred Schell nannte die Auseinandersetzung eine „verdammt verkorkste Angelegenheit“. Die Aussagen beider Seiten seien momentan sehr „widersprüchlich und undurchschaubar“. Eine Übereinkunft könne er sich momentan nicht vorstellen, sagte Schell im Westdeutschen Rundfunk.

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