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Wirtschaft: Umweltprodukte: Der Waschbär steckt in der Klemme

Nach der Ökobank ist ein weiteres ökologisches Unternehmen in Schwierigkeiten geraten: Die Waschbär Umwelt Produkt Versand GmbH und ihre Tochtergesellschaft Alb Natur GmbH haben jüngst beim Amtsgericht Freiburg Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens gestellt. Geschäftsführer und Alleingesellschafter Leo Pröstler räumte ein, dass die Übernahme des Textilversenders Alb Natur im vergangenen Jahr "über unsere Kräfte gegangen" sei.

Nach der Ökobank ist ein weiteres ökologisches Unternehmen in Schwierigkeiten geraten: Die Waschbär Umwelt Produkt Versand GmbH und ihre Tochtergesellschaft Alb Natur GmbH haben jüngst beim Amtsgericht Freiburg Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens gestellt. Geschäftsführer und Alleingesellschafter Leo Pröstler räumte ein, dass die Übernahme des Textilversenders Alb Natur im vergangenen Jahr "über unsere Kräfte gegangen" sei. Dadurch verursachte unvorhergesehene Mehrkosten und Investitionen für ein neues Logistikzentrum hätten die Finanzkraft des Waschbär-Versandhandels mit seinen rund 300 000 Kunden und knapp 70 Millionen Mark Umsatz im Jahr überschritten.

Dabei war nicht nur Waschbär von der Krise im Handel mit Naturtextilien betroffen. Der Versandhandel Hess-Natur beispielsweise ist von Neckermann übernommen worden. Auch die Geschäftsleitung von Waschbär hatte auf die schwierige Marktlage reagiert und mit dem Münchner Online-Versandhändler für ökologische Lebensmittel, United Nature AG, intensive Fusionsgespräche geführt. United Nature hatte diese jedoch "angesichts der rechtlichen und wirtschaftlichen Situation von Waschbär" abgebrochen, wie United-Nature-Vorstandsvorsitzender Franz-Josef Grenzebach sagt.

Die Müncher Ökofood-Versender mit über 4000 Produkte aus kontrolliert biologischem Anbau und artgerechter Tierhaltung wollen jetzt dem Insolvenzverwalter ein Sanierungskonzept vorlegen, um die Geschäfte von Waschbär weiterzuführen. "Wir werden die Traditionsmarke Waschbär nicht untergehen lassen", sagt Grenzebach und Waschbär-Chef Pröstler bleibt angesichts der drohenden Zahlungsunfähigkeit keine andere Wahl, als die geplante Übernahme als "eine gute Lösung" zu akzeptieren.

Wäre der Waschbär bei seinem Kerngeschäft - Haushaltswaren, Kosmetik, Putzmittel, Kleinmöbel - geblieben und hätte die Finger von Alb Natur gelassen, könnte die Firma rundweg zufrieden sein. Seit Beginn des Jahres seien die Umsätze ordentlich gestiegen, sagt Pröstler. Insgesamt zwar nicht so stark wie im Lebensmittelbereich, wo United Nature eine Steigerung von mehr als 400 Prozent vermelden konnte. "Das war", so Pressesprecherin Maren Lea Friedrich, "direkt nach der BSE-Krise, da haben die Leute Biofleisch entdeckt". Mittlerweile sei die Hysterie zwar abgeflaut, doch Bio-Produkte seien nach wie vor gefragt und United Nature denke bereits in größeren Dimensionen. "Wir wollen europaweit ernst genommen werden", sagt Friedrich, "zusammen sind wir stärker." Der Biomarkt werde weiter wachsen, denn die nächste Nahrungsmittelkrise komme bestimmt.

Im Visier hat United-Nature-Chef Franz-Josef Grenzebach demnach weitere Partner und vor allem den Internethandel. Mit ihrer Plattform "United natureX.com" für den Handel zwischen Unternehmen im Netz haben sie bereits eine weltweite Handelsbörse für Naturprodukte geschaffen. Aus ihr bedient sich zum Beispiel auch gerne der Babynahrungsproduzent Hipp. Eine weitere Tochter HighQ vertreibt online "food supplements", hochdosierte Vitaminpräparate zur Nahrungsergänzung - alles ökologisch natürlich - und eine Softwarefirma Epress vermarktet das versandtechnische Know-How als Dienstleistung auch an andere Unternehmen.

Wenn alles nach Wunsch von United Nature geht, wird der Freiburger Waschbär also demnächst unter einem anderen Dach weitermachen können. "Die Kapazität ist da." Der Standort Freiburg könnte nicht nur gehalten, sondern auch weiter ausgebaut werden. Damit würde es keine Lücke im ökologischen Angebot geben, glaubt und hofft Waschbär-Chef Pröstler. Die Reise-Agentur Waschbär-Reisen ist übrigens von der Insolvenz nicht betroffen.

Heinz Siebold

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