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Virtuelle Freundschaften.

© dpa

Netzwerke: Wie sich sensible Daten bei Facebook schützen lassen

Über 20 Millionen Deutsche sind jetzt bei Facebook. Doch die populäre Internetseite steht in der Kritik. Und eine gewisse Vorsicht ist auch durchaus angebracht.

Doch noch mit auf die Party von Sven gegangen zu sein, war die richtige Entscheidung, denkt Yvonne. Sie ist zwar etwas betrunken, als sie nach Hause kommt, doch das ist ihr egal. Was für ein Abend. Die Jungs haben auf dem Tisch getanzt, sie selbst hat endlich mit Tim geknutscht und Rebecca hat so viel getrunken, dass sie sich übergeben musste. Oh Gott, und erst die Fotos. Die muss sie unbedingt noch schnell auf Facebook laden, bevor sie schlafen geht.

Darüber, dass nun theoretisch mehr als 20 Millionen Menschen in Deutschland und sogar über 600 Millionen weltweit diese Bilder sehen können, macht sie sich keine Gedanken. Yvonne gehört zu den 20 Prozent der Jugendlichen, die laut einer Studie des Informatik-Branchenverbandes Bitkom ihre Daten in sozialen Netzwerken nur unzureichend schützen.

Facebook ist das bekannteste und erfolgreichste dieser sozialen Netzwerke, die heutzutage für die meisten Jugendlichen und für viele Erwachsene zum alltäglichen Leben dazugehören. Auf Facebook legen sich Nutzer ein Profil an und vernetzen sich dann mit ebenfalls auf der Seite angemeldeten Personen, indem sie diese als „Freund“ hinzufügen. Danach können sie sich austauschen, sich verabreden, sich beispielsweise Fotos, Videos und Musik vorstellen und sich in Interessengruppen zusammentun, die es fast zu jedem erdenklichen Gebiet gibt.

Das erfolgreiche Netzwerk funktioniert, indem die angemeldeten Nutzer miteinander kommunizieren und Informationen austauschen. Das ist der Sinn, aber auch die Gefahr von Facebook. Denn die Seite ist ein offenes Buch, in dem quasi jeder die Inhalte einsehen kann, die der Benutzer von sich preisgibt. Und immer noch gehen viele sorglos damit um.

Dabei ist eine gewisse Vorsicht durchaus angebracht. Denn die populäre Internetseite steht in der Kritik. „Das Unternehmen missachtet beharrlich die in Deutschland und der EU geltenden Datenschutzbestimmungen“, kritisiert Gerd Billen, Chef des Bundesverbandes der Verbraucherzentralen (VZBV).

In der Vergangenheit hat Facebook beispielsweise Neuerungen meist mit niedrigen Datenschutzeinstellungen eingeführt. Erst auf Beschwerden und Druck wurden diese nachgebessert. „Facebook macht, was es will, statt sich an Recht und Gesetz zu halten“, ärgert sich Billen. Im vergangenen Herbst hat der Verband gegen das Netzwerk Klage eingereicht. Hauptsächlich wegen Verstößen gegen datenschutzrechtliche Regelungen. Das betrifft vor allem den Adressbuch-Import und die Einladung von Nichtmitgliedern durch den sogenannten „Freundefinder“.

Mit diesem können Benutzer bereits angemeldete Bekannte auf der Seite finden, indem Facebook das E-Mail-Adressbuch des Nutzers ausliest und Übereinstimmungen in der Facebook-Datenbank sucht. Dabei werden jedoch auch alle anderen E-Mail-Adressen an Facebook übertragen und dort gespeichert. In der Vergangenheit führte dies dazu, dass Facebook Einladungen an die noch nicht angemeldeten Personen schickte – ohne das Wissen und den Willen des Adressbuchinhabers. Facebook hat diese Funktion mittlerweile etwas transparenter gemacht. So können importierte Daten im Nachhinein gelöscht werden. Für den VZBV sind diese Änderungen jedoch unzureichend. Der Verband hofft auf weitere gesetzliche Regelungen und international verbindliche Daten- und Verbraucherschutzstandards. Doch Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich erteilte diesen Hoffnungen am Freitag einen Dämpfer. Statt gesetzlicher Reglementierungen plane er ein Gütesiegel für Unternehmen, sagte der CSU-Politiker auf dem evangelischen Kirchentag in Dresden. Soziale Netzwerke würdigte Friedrich als „große Bereicherung und Teil der Persönlichkeitsentwicklung“. Allerdings stünden die Netzanbieter in der Verantwortung, anvertraute Daten zu schützen.

Doch tut Facebook das? Fest steht, dass das Unternehmen alle Daten, die von den Nutzern eingegeben werden, speichert. Was damit genau geschieht und wofür Facebook die Informationen nutzt – oder in Zukunft nutzen könnte – bleibt im Dunkeln. Daher ist es wichtig, die eigenen Daten bestmöglich zu schützen und sich an einige Regeln zu halten, sollte Facebook trotzdem benutzt werden.

So sollte die bereits erwähnte Freundefinder-Funktion möglichst vermieden werden. Ist sie dennoch benutzt worden, besteht die Möglichkeit, unter www.facebook.com/contact_importer/remove_uploads.php die importierten Adressen im Nachhinein wieder zu löschen. Beliebt bei Facebook sind auch zahlreiche Online-Spiele und andere Anwendungen (Apps), mit denen sich die Nutzer etwa untereinander vergleichen können oder im Wettbewerb miteinander stehen. Doch Vorsicht: Bei Spielen und Apps haben oft Drittanbieter Zugriff auf Profildaten und können diese auch für ihre Zwecke nutzen.

Ganz besonders wichtig ist es, seine Privatsphäre bei Facebook ausreichend zu schützen. Die vollständige Adresse, die Telefonnummer, der Werdegang, Interessen oder die eigene politische Meinung sollten im Internet nicht für jeden sichtbar sein. Facebook bietet Sicherheitseinstellungen, mit denen ausgewählt werden kann, was von wem im eigenen Profil zu sehen ist. Ebenso kann von vornherein verhindert werden, dass die eigene Facebook-Seite in Onlinesuchdiensten wie Google überhaupt zu finden ist.

Sinnvoll ist es auch, nur Freundschaftsanfragen von Personen anzunehmen, die man kennt. Es ist keineswegs unhöflich, Freundschaftsanfragen auszuschlagen. Eine qualitative Auswahl wirkt zumal seriöser als eine Freundesliste, die von Sammelwut zeugt. Wichtig ist auch die Trennung von Privatem und Beruflichem. Schreiben Sie auf keinen Fall Diffamierendes über Ihre Firma oder Mitarbeiter. Hilfreich ist auch, dass die Kontakte in Gruppen eingeteilt und dass bestimmt werden kann, was diese jeweils vom eigenen Profil sehen können. Tipp: Für Beziehungen zu Geschäftspartnern sind Business-Plattformen wie Xing oder Linked-In deutlich besser geeignet.

Da nicht immer sichtbar ist, wie Ihre Freunde die Privatsphäreeinstellungen vorgenommen haben, sollten Sie zudem darauf achten, welche Inhalte Sie auf die Profile von Freunden schreiben. Um jemandem etwas Persönliches mitzuteilen, empfiehlt es sich eher, eine private Nachricht zu schicken als an die Pinnwand zu schreiben.

Auch auf Facebook gilt das Urheberrecht. Daher dürfen nur selbst erstellte oder ohnehin öffentliche Inhalte hochgeladen werden. Problematisch sind auch Bilder, deren Veröffentlichung man später möglicherweise bereut. Daher sollten nur Fotos gepostet werden, die auch die eigene Mutter gutheißen würde. Das gilt auch für Bilder mit anderen, die ohnehin nicht ohne deren Zustimmung veröffentlicht werden sollten. Sinnvoll ist es zudem, immer ein Auge darauf zu haben, ob man selbst auf Fotos von Freunden abgebildet oder verlinkt ist. Die Verlinkung lässt sich dann problemlos entfernen. Schwieriger wird es bei unerwünschten Bildern. Gegebenenfalls sollte man bei den Freunden auf Löschung bestehen.

Yvonne hat die Fotos am nächsten Tag übrigens wieder von Facebook entfernt. Denn Rebecca fand diese nicht annähernd so lustig wie sie.

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