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Jörg Asmussen ist derzeit Staatssekretär im Arbeitsministerium.

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Wegen Wohnsitz Berlin?: Asmussen geht wohl nicht zur KfW

Die bundeseigene Förderbank KfW hat ihren Sitz in Frankfurt. Ihr geplanter neuer Vorstand Jörg Asmussen wohnt in Berlin. Für den neuen Job ist das offenbar ein Problem.

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In den Führungsetagen der deutschen und europäischen Finanzpolitik war Jörg Asmussen lange Jahre zu Hause. Der 49 Jahre alte SPD-Politiker war Staatssekretär im Bundesfinanzministerium, hat in Verwaltungsräten von Großbanken gesessen und war zuletzt einer der Köpfe der Europäischen Zentralbank EZB. Ginge es nach Sigmar Gabriel, stünde dem selbstbewussten Finanzmarktkenner Asmussen ab Januar sogar der Karriereweg bis hinauf an die Spitze der bundeseigenen Förderbank KfW offen.

Dafür jedenfalls hatte sich der Vizekanzler im Sinne seines Parteifreundes eingesetzt – und am Ende davon sogar den Verwaltungsratschef der KfW, Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU), überzeugt. Doch Jörg Asmussen wird den Job nun doch nicht antreten, und das, wie es heißt, weil er sich in den Vertragsverhandlungen schlichtweg verzockt habe.

Gründe sind wohl persönlicher Art

Als sein bevorstehender Wechsel aus der Politik vor einigen Wochen bekannt wurde – Asmussen ist derzeit Staatssekretär bei Arbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) –, muss der selbstbewusste Spitzenbeamte geglaubt haben, die KfW-Spitze könne sich glücklich schätzen, einen in der Berliner Politik so gut vernetzten Vorstand zu bekommen. Dass er noch nicht einmal eine Banklizenz besitzt und deshalb zunächst einige Jahre als sogenannter „Generalbevollmächtigter“ das Kreditgeschäft lernen muss, um rein rechtlich überhaupt KfW-Vorstand werden zu können, hielt Asmussen daher wohl für eine Petitesse.

Anders kann man sich in Berlin und Frankfurt nicht erklären, dass Asmussen in den Verhandlungen mit seinem neuen Arbeitgeber als Arbeitsort nicht Frankfurt (den Hauptsitz der KfW) akzeptieren wollte, sondern auf Berlin bestand. Aus familiären Gründen, wie es heißt. Asmussen lebt mit der Politikberaterin Henriette Peucker und ihren beiden Kindern in Berlin zusammen.

Unvorstellbar für die Banker des Bundes

Für die KfW war das aber nicht akzeptabel. Denn Asmussen sollte das internationale Kreditgeschäft führen, immerhin 25 Milliarden Euro Kreditvolumen im Jahr. Er wäre Chef der KfW-Entwicklungsbank geworden, der für die Privatwirtschaft in Schwellen- und Entwicklungsländern zuständigen Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft (DEG) und der auf Projekt- und Exportfinanzierung ausgerichteten KfW IPEX-Bank.

Einer der wichtigsten Posten in der Staatsbank mit Verantwortung für fast 2000 Mitarbeiter, die ausschließlich in Frankfurt und Köln arbeiten. Eine derartige Verantwortung aber für einen Mann, der sein Büro – wenn auch nur teilweise – in Berlin hat? Für die Banker des Bundes war das wohl unvorstellbar.

Ab Anfang Januar nun wird Jörg Asmussen ausreichend Zeit für seine Familie haben, denn sein Job im Arbeitsministerium ist längst vergeben, an die frühere Generalsekretärin der SPD, Yasmin Fahimi. Asmussen ist mithin ohne Beschäftigung, im Behördendeutsch: einstweiliger Ruhestand. Laut Besoldungsgesetz wird Asmussen in den ersten drei Monaten volle Bezüge und danach gut 70 Prozent seiner Bezüge bekommen, annähernd 100 000 Euro im Jahr.

Vertrag von Schröder wurde verlängert

Während Asmussen nun nicht zur KfW kommt, bleibt Vorstandschef Ulrich Schröder länger an der Spitze der Bank. Der Vertrag des 63-Jährigen wurde vom Verwaltungsrat jetzt vorzeitig bis Ende 2020 verlängert. Schröder kann seiner Aufgabe derzeit allerdings nicht voll nachkommen. Er ist an Krebs erkrankt, wie er in einem Brief an die Beschäftigten schreibt. Die Heilungschancen seien hoch. Er müsse sich in den nächsten Monaten einer Chemotherapie unterziehen, die erste Behandlung habe er gut überstanden, schreibt Schröder in erstaunlicher Offenheit.

Er werde seiner Arbeit als Vorstandschef bis auf Weiteres in reduziertem Umfang nachgehen.

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