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Die Bahn: Weniger Rendite, mehr Reparaturen

Verkehrspolitiker aus Koalition und Opposition fordern die Bahn auf, mehr Geld in die Wartung ihrer Züge zu stecken.

Von Antje Sirleschtov

Berlin - Nach dem Ausfall von Klimaanlagen in mehreren ICEs fordern Verkehrspolitiker aus Koalition und Opposition von der Bahn, den renditeorientierten Kurs der vergangenen Jahre endgültig aufzugeben und mehr Geld in Wartung und Reparatur der Züge zu investieren. Kritisch wird in diesem Zusammenhang auch die Anforderung der schwarz-gelben Bundesregierung bewertet, die der Bahn im Zuge des Sparpaketes in den kommenden vier Jahren insgesamt rund zwei Milliarden Euro Dividendenzahlung abverlangen will. Die Bahn will dessen ungeachtet bis 2014 rund 41 Milliarden Euro in das Netz und neue Fahrzeuge investieren.

Nach den Pannen forderte der FDP-Verkehrspolitiker Patrick Döring, der auch im Aufsichtsrat der Bahn AG sitzt, die Erarbeitung von neuen Wartungs- und Reparaturplänen. Offensichtlich, sagte Döring dem Tagesspiegel, verlangten die Züge 15 Jahre nach ihrer Anschaffung einen viel engmaschigeren Reparatur- und Kontrollzyklus. Darauf müsse die Bahn reagieren, sagte Döring, „notfalls auch zulasten des Gewinns“. Ob das letztlich sogar dazu führen kann, dass die Bahn der Forderung des Bundes nach millionenschwerer Dividendenzahlung nicht nachkommen wird, wollte Döring zwar noch nicht vorhersagen. Auszuschließen jedoch sei das nicht, man müsse dazu die Beschlüsse des Vorstandes und Aufsichtsrates der Bahn AG abwarten.

Für den SPD-Verkehrpolitiker Uwe Beckmeyer ist die Sache dagegen schon jetzt klar. Dass der Konzern auf Verschleiß gefahren wurde, sei beispielhaft an dem Ausfall von Klima- und Lüftungsanlagen zu besichtigen, sagte er. Die Bahn, aber auch der Bund, müssten daraus nun lernen: „Das Unternehmen darf nicht länger zulasten der Kunden sparen.“ Beckmeyer spricht da sogar aus eigener leidvoller Erfahrung. Vergangenen Freitag saßen er, eine Reihe anderer Bundestagsabgeordneter und Staatssekretäre der Bundesregierung am Nachmittag in einem ICE von Berlin über Hannover ins Ruhrgebiet. Einen „Totalausfall“ von Klima- und Lüftungsanlage habe es gegeben, erinnert sich der SPD-Abgeordnete. Die Fahrt sei „unerträglich“ gewesen.

Auch der Vorsitzende des Bundestags-Verkehrsausschusses, Winfried Hermann (Grüne), plädierte am Dienstag dafür, zulasten des Gewinns der Bahn mehr Augenmerk auf die Ausstattung des Unternehmens mit funktionierenden Zügen zu lenken. Durch den vom Bahn-Aufsichtsamt festgelegten engeren Kontroll- und Wartungsturnus für die Achsen des ICE stünden der Bahn weniger Alternativzüge zur Verfügung, wenn in einem Zug etwa die Klimaanlage ausfalle. „Dieses Auf-Verschleiß-Fahren muss aufhören“, fordert Hermann. Nach dem Ausfall der Anlagen hat das Eisenbahnbundesamt nun Untersuchungen eingeleitet, wie es zu dem Zwischenfall in mehreren Zügen kommen konnte. Antje Sirleschtov

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