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Klaus Wowereit eröffnet die "Factory", auch Eric Schmidt hat sich angesagt.

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Update

Wowereit eröffnet die "Factory": Neues Start-up-Zentrum für Berlin

In Googles "Factory" in der Bernauer Straße ist Platz für 22 Start-ups. Es sei ihre Pflicht, in die Förderung junger Firmen zu investieren, sagte Google-Chef Schmidt bei der Eröffnung.

Der Start dieses Projekts wurde nicht nur in der Gründerszene seit Monaten mit Spannung erwartet. Am Mittwoch hat Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) die „Factory“ eröffnet, einen Campus für junge Unternehmen in der IT-Branche. Das Areal um die ehemalige Brauerei hinter der Mauergedenkstätte an der Bernauer Straße bietet auf 16 000 Quadratmetern Bürofläche Platz für 22 Unternehmen mit insgesamt rund 500 Mitarbeitern.

„Start-ups sind nicht nur etwas, das nice to have ist, sondern eine richtige Wirtschaftskraft“, sagte Wowereit auf der Eröffnungsfeier. Aus Sicht der Stadt sei es wichtig, zusätzlich zum ohnehin kreativen Umfeld in Berlin auch für gute finanzielle und strukturelle Bedingungen für Unternehmensgründer zu sorgen.

Google will jungen Firmen den Zugang zur neuesten Technik bieten

Neben den Büroräumen bietet die Factory den Mietern auch Kontakt zu Beratern, die mit ihrem Wissen zu Recht, Finanzen, Personalwesen und Marketing behilflich sein können. Hinter dem Förderprogramm steht der US-Technologiekonzern Google. Mit rund einer Million Euro finanziert das wegen seiner großen Marktmacht umstrittene Unternehmen über drei Jahre hinweg Workshops, Mentoren und Techniklabore. Neben einem Know-how-Transfer will Google den Firmen auch den Zugang zu neuesten technischen Geräten ermöglichen.

 Google-Verwaltungsratschef Eric Schmidt.
Google-Verwaltungsratschef Eric Schmidt.

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Google-Verwaltungsratschef Eric Schmidt beschwor in einer Rede am Abend den Unternehmergeist, der sowohl Berlin als auch seine Firma auszeichne. „Er steckt in unserer DNA“, sagte er mit Verweis auf die eigene Firmengeschichte. Google entstand Mitte der 90er Jahre als Start-Up zweier Doktoranden an der Stanford-Universität. Es sei Googles Pflicht, nun in die Förderung von jungen Unternehmen zu investieren. Zudem unterstrich Schmidt die wirtschaftliche Bedeutung neuer und schnell wachsender Geschäftsmodelle. „Ökonomisches Wachstum wird es nicht ohne Start-Ups geben.“ Die Geschäftsideen im Hightech-Bereich seien Garanten für viele neue Arbeitsplätze. Die Bundesregierung nahm Schmidt in Sachen Netzausbau in die Pflicht. Deutschland brauche ein schnelleres Internet, um seine Potenziale zu nutzen.

Auch Mozilla und Twitter haben einen Sitz in der Factory

Zu den „Residents“, wie die Unternehmen mit einem Büro in der Factory genannt werden, gehören neben Start-ups auch Branchengrößen wie Mozilla oder Twitter. „Wir profitieren von den Netzwerken, die wir untereinander knüpfen können“, unterstrich Nicklas Monte den Vorteil, unter einem Dach mit etablierten Firmen zu sitzen. Mit seinem Start-up „The New Motion“ bietet der Jungunternehmer Ladesäulen für Elektroautos an, die per Smartphone-App gesucht werden. Er freue sich über die Kontakte, die er in der Öko-Branche nicht hätte knüpfen können.

Die Lebendigkeit der Berliner Start-up-Szene lockte auch Travis Todd in die Factory. Der Amerikaner arbeitet bei One Spark, einer Firma, die die Suche nach Geldgebern für Start-ups unterstützt. Er und seine Kollegen haben Berlin als Schauplatz für ein europäisches Crowdfunding-Festival auserkoren. Etwa 200 Jungunternehmer, Künstler und Musiker sollen bei der Veranstaltung im September ihre Ideen vorstellen. Das Publikum stimmt dann ab, auf welche Vorhaben die vorab gesammelte Summe von 100 000 Euro verteilt wird. Das Verfahren sei auch für Investoren interessant, die ihr Geld in Firmengründungen anlegen möchten. „Die Investoren sehen, welche Ideen am besten beim Publikum ankommen. Das mindert das Investitionsrisiko“, so Todd. Bei ihren bisherigen Festivals in Florida haben die beliebtesten Gründungsideen auch später hohe Folge- investitionen erhalten.

Die Frage der Fragen: Wie wird aus einer Idee ein Produkt?

Den Weg von der Idee zum Geschäft hält Stefan Groß-Selbeck vom Humboldt-Institut für Internet und Gesellschaft für den größten Knackpunkt bei Start-ups. „Es gibt viele gute Ideen und Technologien, aber wie mache ich daraus ein Produkt, das den Kunden überzeugt?“, fasst der Rechtswissenschaftler das Problem vieler Unternehmensgründer zusammen. Denn das Produkt müsse genug Erlös abwerfen, um weitere Unternehmensentwicklungen zu finanzieren.

Zeitgleich mit der Factory-Eröffnung protestierten Berlins Taxi-Fahrer gegen das amerikanische Unternehmen Uber, welches mit einem Stand auf der Veranstaltung vertreten war. Die Nutzer der Uber-App können Privatleute als Chauffeure buchen.

Ryotaro Kajimura

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