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Wer bezahlt wie viel an wen? Einige Pharmaunternehmen müssen künftig im Netz angeben, an welche Ärzte und Organisationen sie Geld bezahlt haben.

© picture-alliance/ dpa

Zuwendungen für Ärzte und Organisationen: Pharmafirmen müssen Zahlen offenlegen - teilweise

Ab dem 30. Juni müssen einige deutsche Pharmahersteller im Internet angeben, wem sie Geld haben zukommen lassen. Doch die Selbstverpflichtung ist lückenhaft.

Ab dem 30. Juni müssen rund 50 deutsche Pharmaunternehmen im Internet offenlegen, wie viel Geld sie im vergangenen Jahr an Ärzte und medizinische Organisationen bezahlt haben. Mit dem Schritt setzen der Verband der forschenden Pharmaunternehmen (Vfa) und der Verein freiwillige Selbstkontrolle für die Arzneimittelindustrie (FSA) eine Selbstverpflichtung der Industrie für mehr Transparenz in der Branche um.

Rund 575 Millionen Euro an Zuwendungen sind nach vorläufigen Zahlen geflossen

Nach vorläufigen Zahlen der beiden Initiatoren haben die beteiligten 54 Pharmaunternehmen, darunter börsennotierte Firmen wie Bayer oder Merck, im vergangenen Jahr insgesamt 575 Millionen Euro an Ärzte und medizinische Organisationen gezahlt. 366 Millionen Euro davon flossen in klinische Studien und die umstrittenen Anwendungsbeobachtungen, wie FSA und Vfa am Montag mitteilten. 119 Millionen gingen demnach an Ärzte und andere Fachkreisangehörige für Vortragshonorare und Fortbildungen, 90 Millionen an medizinische Organisationen und Einrichtungen für Sponsoring von Veranstaltungen, Spenden und Stiftungen. Seit Jahren stehen Zuwendungen der Pharmaindustrie an Mediziner in der Kritik.

Der Verband Vfa will die Kooperation zwischen Ärzten und Unternehmen besser erklären

Die Pharmaunternehmen unterziehen sich seit geraumer Zeit einer freiwilligen Selbstkontrolle. Sie hatten angekündigt, im Rahmen eines Transparenzkodexes bis Ende Juni erstmals Leistungen an Ärzte, andere Fachkreisangehörige sowie medizinische Organisationen und Einrichtungen offenzulegen. Soweit es der Datenschutz erlaube, machten die Unternehmen dabei auch Leistungen an einzelne Ärzte individuell nachvollziehbar. Dies ist den Angaben zufolge von der Zustimmung jedes einzelnen Arztes abhängig. „Wir wollen die Notwendigkeit der Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und Ärzten besser erklären. Das wird das Verständnis für die Zusammenarbeit und ihre Akzeptanz in der Öffentlichkeit und bei Patienten erhöhen“, erklärte Vfa-Hauptgeschäftsführerin Birgit Fischer.

Die Ausgaben für die umstrittenen Anwendungsbeobachtungen werden nicht detailliert aufgelistet

Ob die Transparenzinitiative der Pharmabranche tatsächlich zu mehr Akzeptanz verhilft, bleibt abzuwarten. Denn zum einen hat nur ein Bruchteil der derzeit rund 340 pharmazeutischen Betriebe in Deutschland die entsprechende Vereinbarung unterzeichnet. Zum anderen lassen sich beteiligten Unternehmen bei der Vergabe von Geldern auch künftig nicht all zu sehr in die Karten schauen. So müssen die Pharmafirmen beispielsweise weder die Empfänger noch die für Anwendungsbeobachtungen bezahlten Summen preisgeben. Das Gleiche gilt für die Kosten für die Durchführung von klinischen Studien. Bei klinischen Studien werden neue Medikamente vor der Zulassung in Krankenhäusern und Arztpraxen getestet. Bei den Anwendungsbeobachtungen protokollieren Ärzte die Wirkung einer Arznei auf ihre Patienten und leiten diese anonymisiert an das Unternehmen weiter. Wie viel die Pharmaunternehmen den Medizinern dafür im einzelnen zukommen lassen, erfährt die Öffentlichkeit auch in Zukunft nicht: Die Firmen müssen im Rahmen der neuen Transparenz lediglich einen Gesamtbetrag nennen, den sie für Forschung und Entwicklung ausgegeben haben.

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