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Lehrbeauftragte singen vor der Berliner Senatsverwaltung für Wissenschaft: Ein Beschwerdechor frei nach Beethoven.

© Luisa Hommerich

Aktionstag der Lehrbeauftragten in Berlin: Protest mit Beethoven

Sie singen im "Beschwerdechor" und übergeben Forderungen an die Senatorin: Lehrbeauftragte der Hochschulen gehen in Berlin für besser Arbeitsbedingungen auf die Straße.

Ein „Beschwerdechor“ aus Lehrbeauftragten interpretierte gestern Beethovens „Freude schöner Götterfunken“ neu: „Sicherheit sucht man vergebens, Lehraufträge sind prekär, doch wir müssen davon leben, also gebt uns endlich mehr.“ Die Zeilen waren an die Senatsverwaltung für Jugend, Bildung und Wissenschaft am Alexanderplatz gerichtet, vor der sich die etwa 60 freien Dozenten sammelten. Mit Plakaten, Pfeifen und Gesang forderten sie die Schaffung sozialversicherungspflichtiger Stellen und höhere Honorare. „Leere Lehre“ war etwa auf den Schildern zu lesen, einige Demonstranten trugen gelbe Signalwesten mit der Aufschrift „Lehrbeauftragte in Aktion“.

Die Bildungsgewerkschaft GEW hatte mit den Bundeskonferenzen der Lehrbeauftragten an Musikhochschulen (BKLM) und der Orchestervereinigung DOV zu dem bundesweiten Aktionstag aufgerufen, um gegen die prekären Arbeitsverhältnisse zu protestieren. An den Berliner Hochschulen gab es Informationsveranstaltungen, etwa an der Beuth-Hochschule und an der Alice-Salomon-Hochschule.

Momentan bekommen Lehrbeauftragte an Berliner Unis etwa 22,50 bis 35 Euro pro Stunde – Leistungen wie Seminarvorbereitung und Korrektur von Klausuren sind in diesem Honorar bereits eingerechnet. Als freie Mitarbeiter der Universitäten und Fachhochschulen sind sie sozial- und arbeitsrechtlich nicht abgesichert. So wie Birgit Schmieder: Die 56-Jährige lehrt seit 1989 Oboe und Methodik und Didaktik an der Universität der Künste. Rechne sie die Vorbereitung für ihre Lehre mit ein, verdiene sie pro Stunde dort etwa 9,80 Euro. „Man arbeitet genauso viel wie eine fest angestellte Professorin, verdient aber nur einen Bruchteil. Das ist skandalös“, findet Schmieder.

Nachdem der Beschwerdechor gesungen hatte, überreichten die Protestierenden Thorsten Metter, Sprecher von Wissenschaftssenatorin Sandra Scheeres, eine Mappe mit ihren Forderungen. Neben sozialversicherungspflichtigen Stellen und einer Angleichung der Honorare an die hauptamtlicher Beschäftigter werden auch mehr Mitbestimmungsrechte und eine ausreichende Grundfinanzierung der Hochschulen gefordert. Metter sagte, die Senatsverwaltung wolle sich weiter mit dem Thema beschäftigen.

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