zum Hauptinhalt

FU Berlin: Am Puls des Bachelors

Die FU kündigt weitere Reformen in der Lehre an. Nach einer Umfrage sind die meisten Studierenden mit der Freien Universität zufrieden.

Nur wenige deutsche Hochschulen wollen wirklich wissen, wie es den Studierenden bei ihnen gefällt. Zu diesen rühmlichen Ausnahmen gehört die Freie Universität. Seit 2006 stellt sie sich regelmäßig der studentischen Kritik. Denn selbst wenn sie unter allen Nachteilen einer Massenuniversität zu leiden hat, will sie in der Lehre besser werden. Am vergangenen Mittwoch präsentierte die Erziehungswissenschaftlerin Felicitas Thiel im Akademischen Senat die dritte große Umfrage im Auftrag des FU-Präsidiums. Rund 10 000 Bachelorstudierende waren im Sommersemester 2010 aufgerufen, ihrer Uni die Meinung zu sagen. Fast ein Drittel nutzte die Chance.

Das Ergebnis ist – wie schon bei den ersten beiden Studien – keineswegs niederschmetternd für die FU. 80 Prozent sagen, sie würden wieder an der FU studieren. 75 Prozent erklären: „Im Allgemeinen bin ich mit meinem Studiengang zufrieden.“ 78 Prozent würden ihr Hauptfach noch einmal wählen. Und 66Prozent finden den Aufbau und die Struktur ihres Bachelor-Studiums überwiegend positiv, das sind deutlich mehr als 2008 (58 Prozent). Die überwältigende Mehrheit sagt auch, das Lehrpersonal sei meist gut vorbereitet (91), sehr engagiert (82 Prozent) und auch ansprechbar (69 Prozent).

Trotz dieser Zufriedenheit macht die Studie auf große Schwächen in der Lehre aufmerksam. Nur knapp die Hälfte fühlt sich gut bei der Vorbereitung von Hausarbeiten und Referaten betreut, nur ein gutes Drittel gab an, schon einmal konkrete Hinweise zur Verbesserung individueller Lernergebnisse erhalten zu haben – laut Felicitas Thiel ein Hinweis darauf, dass die studienbegleitenden Prüfungen noch nicht von den Dozenten dazu genutzt werden, regelmäßig Feedback zu geben, vielleicht aus Zeitmangel.

Nicht einmal die Hälfte der Studierenden fühlt sich am Anfang des Studiums „gut betreut“ (48 Prozent). Das sei „alarmierend“, heißt es in dem Bericht. Nur 45 Prozent sagen, ihnen seien zu Beginn „die grundlegenden Techniken des wissenschaftlichen Arbeitens“ vermittelt worden, nur 55 Prozent fühlen sich in der Eingangsphase an die Methodik ihres Faches herangeführt. Vizepräsident Werner Väth sagte im Akademischen Senat, offenbar müssten die Fachbereiche Einführungen in wissenschaftliches Arbeiten in ihrem Angebot stärker berücksichtigen. Welche Fachbereiche im Studierendenurteil besser oder schlechter dastehen, will die Uni-Leitung nur diesen selbst mitteilen.

Die Mehrheit fühlt sich vom Bachelor-Studium nicht überfordert. 43 Prozent finden die Anforderungen zwar zu hoch. Doch ein Viertel findet sie zu niedrig. Allerdings finden 68 Prozent die Studiengänge überladen, die Stofffülle zu groß. Im fachwissenschaftlichen Studium gelingt die „Verknüpfung von Theorie und Praxis“ nur nach Meinung von 43 Prozent. Nur 38 Prozent finden, dass das Studium erlaubt, eigene Interessen zu vertiefen. FU-Präsident Peter-André Alt erlärte, fast alle Studiengänge arbeiteten bereits an einer „Flexibilisierung der Curricula“.

Eine weitere Baustelle sind die mit dem Bachelorstudium eingeführten Pflichtkurse zur Allgemeinen Berufsvorbereitung (ABV). Die Studierenden sollen aus Feldern wie Fremdsprachen, IT oder Management wählen können. Doch in den vergangenen vier Jahren sind immer weniger Studierende der Meinung, dass die ABV-Kurse das Fachstudium sinnvoll ergänzen: 56 Prozent gegenüber 73 Prozent im Jahr 2006. Nur noch 25 Prozent sagen, dass die Kurse sie auf Anforderungen des Arbeitsmarkts vorbereiten (2006: 30 Prozent). Michael Bongardt, Vizepräsident für Lehre, erklärte am gestrigen Donnerstag, das besonders nachgefragte Angebot in den Fremdsprachen müsse aufgestockt und die ABV gründlich reformiert werden. Im Lehramtsstudium hat sich die Berufsvorbereitung hingegen gut entwickelt. 63 Prozent sagen, ihnen seien erziehungswissenschaftliche Grundkenntnisse vermittelt worden. An „fachdidaktisches Basiswissen“ fühlen sich jetzt 65 Prozent herangeführt (2006: 47 Prozent).

Auch eine kapazitäre Herausforderung macht die Studie sichtbar: Nur neun Prozent sind sich bereits sicher, es beim Bachelor bewenden lassen zu wollen. 65 Prozent wissen schon, dass sie den Master machen wollen (davon 13 Prozent im Lehramtsstudium). 21 Prozent sind noch unentschieden. Anja Kühne

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false