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Anziehungspunkt. Der Pergamon-Altar ist das Herzstück der Berliner Antike-Sammlungen.

© Kitty Kleist-Heinrich

Antike-Kolleg gegründet: Berlin als Zentrum der Alten Welt

Nach dem Exzellenzcluster Topoi geht es weiter: Die Berliner Universitäten haben ein Antike-Kolleg gegründet.

Mit dem großen Forschungsverbund Topoi hat Berlin in der Exzellenzinitiative 2007 das bundesweit einzige altertumswissenschaftliche Cluster errungen – und eines der wenigen geisteswissenschaftlichen. Derzeit feilen fast 300 beteiligte Wissenschaftler aus 34 Disziplinen am Verlängerungsantrag bis 2017, der wieder von der Freien Universität (FU) und der Humboldt-Universität (HU) gemeinsam getragen wird. Doch auch danach will Berlin das Thema nicht mehr loslassen und ein Zentrum der Erforschung der Alten Welt bleiben: Was bis dahin aufgebaut wurde, soll im gestern gegründeten Berliner Antike-Kolleg weiterleben.

„Nirgendwo in Deutschland sind die Kulturen der Alten Welt so präsent wie in Berlin“, sagte Wissenschaftssenator Jürgen Zöllner beim Festakt am Dienstagabend im Pergamonmuseum. Am Antike-Kolleg beteiligt sind neben FU und HU die Stiftung Preußischer Kulturbesitz mit ihren Museen und der Staatsbibliothek, das Deutsche Archäologische Institut (DAI) mit weltweiten Grabungen und Außenstellen, das Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte und die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW). Die Institutionen wollen sich im Kolleg untereinander noch weiter vernetzen, gemeinsam Forschungsanträge stellen, Doktoranden ausbilden und Gastwissenschaftler einladen.

Geplant sind vier Graduiertenschulen unter dem Dach der Berlin Graduate School of Ancient Studies: je eine zu Landschaft und Architektur, zu Objektstudien und materiellen Kulturen, zur Wissenschaftsgeschichte und zu Sprachen und Texten. Organisiert werden sie vom DAI, von der Stiftung, vom Max-Planck-Institut und von der Akademie. Das Promotionsrecht bleibe bei den Universitäten, betont Therese Fuhrer, Sprecherin der Graduate School, doch Wissenschaftler der außeruniversitären Institute und Museen sollen über Honorarprofessuren in die Verfahren eingebunden sein.

Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, rechnet damit, dass das Antike-Kolleg, wie heute schon Topoi, Archäologen aus aller Welt anziehen wird. „Das Potenzial der Antike-Forschung in Berlin ist europa- und weltweit einmalig.“ Das hätten schon die Gutachter als entscheidendes Kriterium für die Bewilligung von Topoi genannt. Damit verbunden war die Forderung, dass die Investition von jährlich fünf Millionen Euro nachhaltig ist und eine Verstetigung des Verbundes zugesagt wird. Insofern kommt die Gründung des Berliner Kollegs rechtzeitig vor dem Fortsetzungsantrag, den Topoi im September abgeben muss.

Einen eigenen Etat hat das Kolleg allerdings noch nicht, es gebe auch keine Prognose für den Finanzbedarf, hieß es. Die Geschäftsstelle mit Arbeitsräumen auch für Gastwissenschaftler, die in den Museumshöfen gegenüber der Museumsinsel entsteht, werde von den beteiligten Einrichtungen getragen, sagte Parzinger. Das Geld für gemeinsame Forschungsprojekte soll aus Drittmittelanträgen beim Bundesforschungsministerium oder der Deutschen Forschungsgemeinschaft kommen.

Bei der Einwerbung von Drittmitteln war die Stiftung unter Parzinger bislang schon so erfolgreich wie nie zuvor: Die Forschungsmittel verdoppelten sich von 2007 (3,4 Millionen Euro) bis 2010 (6,9 Millionen Euro) nahezu. „Ein interessanter Weg der Finanzierung“ wäre auch eine weitgehende Bundesfinanzierung des Antike-Kollegs, wie sie Bundesforschungsministerin Schavan jetzt für Charité und Max-Delbrück-Centrum und andere Forschungsverbünde angeregt hat, sagte Parzinger auf Anfrage. Amory Burchard

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