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Wissen: Das Leben der Mathematiker Günter Ziegler war Gast im Wissenschaftssalon

Wenn man Günter Ziegler so zuhört, möchte man fast glauben, dass Mathe gar nicht so schwer ist. In seinem Buch „Darf ich Zahlen?

Wenn man Günter Ziegler so zuhört, möchte man fast glauben, dass Mathe gar nicht so schwer ist. In seinem Buch „Darf ich Zahlen?“ (Piper Verlag, München) hat der Berliner Mathematiker unterhaltsame Geschichten aus seinem Fach aufgeschrieben. Mit leichter Hand lockt er den Leser so auf den geheimnisvollen Kontinent der Zahlen. Auch das Publikum des Tagesspiegel-Wissenschaftssalons, bei dem er am Montag sein Buch vorstellte, ließ sich von Ziegler gern ins Reich der Mathematik entführen.

Bedeutende mathematische Erkenntnisse verdanken sich nicht nur einsamen Stunden am Schreibtisch. Mathematiker lieben Cafés, und Ziegler macht da selbst keine Ausnahme. Das Wiener Café Reichsrat wurde gar am 26. August 1930 zu einem Ort der Mathematikgeschichte. „An diesem Tag hat Kurt Gödel dort seinen Unvollständigkeitssatz verkündet“, sagte Ziegler. „Ein Jahrhundertresultat.“

Kein Caféhaus ohne Kaffee. Offenbar ist nicht nur die anregende Atmosphäre, sondern auch das stimulierende Getränk an manchem mathematischen Durchbruch beteiligt. Geradezu berüchtigt war der Koffeinkonsum des Ungarn Paul Erdös. „My brain is open“, pflegte er zu sagen, sobald er eine Tasse Kaffee in der Hand hielt. „Der Mathematiker ist eine Maschine, die Kaffee in Theoreme verwandelt“, lautet ein Bonmot von Erdös.

Die Mathematik hat skurrile Genies hervorgebracht, manche mit dem Hang, sich unsichtbar zu machen. So wie Alexander Grothendieck, der sich 1970 von seinem Fach lossagte, Ökofreak wurde und seit den 80er Jahren in Südfrankreich untergetaucht ist. Ebenfalls verschwunden ist Grigori Perelman. Er veröffentlichte die Lösung der Poincaré-Vermutung, eines mathematischen Jahrhundertproblems, im Internet. Den Millionenpreis, der ihm dafür zugesprochen wurde, verschmähte er und lebt weiter in den Wäldern um St. Petersburg.

Etwas Rechnen musste dann doch sein. Beim obligatorischen Quiz des Wissenschaftssalons lautete eine Frage, auf wie viele Stellen hinter dem Komma die Kreiszahl Pi (3,14) bis heute berechnet wurde. Auf die richtige Antwort – fünf Billionen – war noch so mancher Salongast gekommen. Wie hoch aber wäre ein Stapel mit Tagesspiegel-Seiten, wenn jede einzelne fortlaufend und beidseitig mit den Pi-Nachkommastellen bedruckt ist? Die Antwort „3,14 Meter“ aus dem Publikum war eher scherzhaft gemeint. Dass der Stapel „etwa zehn Kilometer hoch“ ist, wie Tagesspiegel-Mitarbeiter und Moderator Ralf Nestler auflöste, rief dann doch Erstaunen hervor. Für einen Moment waren fünf Billionen anschaulich geworden. wez

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