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Globale Temperaturänderung in den vergangenen 11.300 Jahren.

© Science/TSP

Erderwärmung: Auf dem Weg in eine neue Warmzeit

Forscher haben den Temperaturverlauf der vergangenen 11.300 Jahre rekonstruiert: Schon jetzt ist es außergewöhnlich warm - bald wird die Erde einen neuen Rekord erleben.

In den vergangenen Jahrzehnten sind die Temperaturen im globalen Durchschnitt gestiegen. Das zeigen zahlreiche Studien. Wie die Entwicklung über einen längeren Zeitraum aussieht, ist schon schwieriger festzustellen, da brauchbare Daten über das Weltklima nur für die letzten 1500 Jahre vorlagen. Shaun Marcott von der Oregon State University und Kollegen haben diese Spanne nun beträchtlich erweitert auf 11 300 Jahre. Ihre Daten zeigen, dass es derzeit wärmer ist als in drei Vierteln der gesamten Beobachtungszeit. Und dass es sehr wahrscheinlich ist, dass die Erde bald einen neuen Temperaturrekord erleben wird.

Die Forscher stützen sich auf 73 vorhandene Untersuchungen, die im Eis der Antarktis vorgenommen wurden, in Meeren und Seen, Korallen und Schalen verschiedener Meeresorganismen. Diese Daten haben Marcott und sein Team jetzt zusammengefasst und im Fachjournal „Science“ veröffentlicht.

In den ersten 1800 Jahren des analysierten Zeitraums erholte sich das Weltklima offensichtlich noch von der letzten Eiszeit, die Temperaturen stiegen um 0,6 Grad Celsius. In den nächsten 4000 Jahren veränderte sich wenig und die Temperaturen lagen ungefähr 0,4 Grad über dem Wert, den Meteorologen für die Zeit von 1961 bis 1990 ermittelt haben und der eine Art internationaler Standard ihrer Zunft ist. In den letzten 5500 Jahren sanken die Temperaturen langsam um 0,7 Grad. Dieser Rückgang beschleunigte sich in den letzten 1000 Jahren weiter und erreichte zum Ende der Kleinen Eiszeit vor rund 200 Jahren den Tiefststand der vergangenen 11 500 Jahre.

Die lange Abkühlung traf allerdings nur die Regionen nördlich der Tropen. Im großen Rest der Welt änderten sich die Temperaturen kaum. „In dieser Zeit befand sich die Erde in einer Position, in der die Nordhalbkugel im Sommer etwas weniger Sonne abbekam“, erläutert Marcott die Hintergründe.

Theoretisch sollte die Bahn der Erde gerade in unseren Tagen die Voraussetzung für die tiefsten Temperaturen dieser Abkühlung schaffen. Doch das Gegenteil ist der Fall. Marcott kennt nur einen Faktor, der diesen unvergleichbar raschen Temperaturanstieg erklären kann: „In den letzten Jahrzehnten nahm der Ausstoß von Kohlendioxid durch menschliche Aktivitäten ebenfalls rasant zu.“

Am Ende ihrer Studie wagen die Forscher einen Ausblick: Auch wenn die Menschheit den Klimawandel mit aller Kraft zu bremsen versucht, wird sie nicht verhindern können, dass die Erde im Jahr 2100 deutlich wärmer sein wird als in der gesamten Epoche seit der letzten Eiszeit.

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